Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23-24, 1.12.2018, (2730) Die Werbung für Fluorid-freie und Hydroxylapatit-haltige Zahn- pasten löste in der Zahnärzteschaft Diskussionen aus. Was bei dieser „Fluoriddebatte“ bislang aus dem Blick geriet, war die Frage, wie es eigentlich um die Wirksamkeit des als kariespräventiv beworbenen Wirkstoffs Hydroxylapatit (HAP) in Zahnpasten steht. Wie ist der Stand der Forschung? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es? Wie sind Studien einzuschätzen, die die Hersteller als Beleg für die Wirksamkeit des beworbenen Wirkstoffs anführen? Um diese Fragen drehte sich der Vortrag des Autorenteams aus Prof. Dr. Carolina Ganß, Gießen, Prof. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Elmar Hellwig, Freiburg, das für die zm eine Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen Evidenz zu HAP in Zahnpasten vorgenommen hat (zm 22/2018). Der Anspruch an neue Wirkstoffe: wirksamer zu sein als Fluorid! Ganß stellte zunächst fest, dass Karies trotz des über Jahrzehnte anhaltenden Rückgangs der Erkrankung in der Zahnmedizin noch immer eine ernst zu nehmende Rolle spielt. Es gebe Gruppen mit hoher Kariesaktivität, eine Zunahme bei frühkindlicher Karies und nach wie vor auch hohe Prävalenzen der Wurzelkaries. Deshalb sei die Suche nach neuen Wirkstoffen zur Kariesprävention begrüßens- wert und wichtig. Man müsse jedoch auch die Anforderun- gen beachten, die angesichts des Ist-Standes einer bewähr- ten und wirksamen Karies- prophylaxe mit Fluoriden an neue Wirkstoffe gestellt werden müssten: Soll ein neuer Wirkstoff ohne Fluoride alleinig eingesetzt werden, müsse er zweifelsfrei wirk- samer als Fluoride sein. Soll er in Kombination mit Fluorid eingesetzt werden, sollte die Wirkstoffkombination die Wirkung von Fluorid allein übertreffen. Die Eigenschaften von künstlichem HAP sind „weitgehend unbekannt“ Hydroxylapatit liegt im Zahnschmelz in Form von hochkristallinen, stark orientierten und dicht gepackten Strukturen vor. Diese spezifische Mineralisation ist ein Ergebnis biologischer, zellulärer Mechanismen und besitzt die bekannten physikalischen und chemischen Eigen- schaften, die den Zahnschmelz bislang einzigartig machen. „Wenn wir über künstlichen Zahnschmelz sprechen, besteht die Heraus- forderung darin, zumindest die Kristallinität und den Orientierungs- grad von HAP in Schmelz zu erzeugen“, erklärte Ganß. Aber, fasste sie den bisherigen Wissensstand zusammen, welche Eigenschaften künstliche HAP-Nano- oder Mikropartikel in der Mundhöhle haben, sei „weitgehend unbekannt“. Für die Entwicklung neuer Wirkstoffe stehen etablierte Verfahren zur Verfügung, die stufenweise wissenschaftliche Prüfungen von der plausiblen Hypothese zu einem Wirkmechanismus über Labor- und In-situ-Versuche bis hin zu klinischen Studien vorsehen. Wie in den Vorträgen der Referenten deutlich wurde, erscheint die Forschung zu den präventiven Wirkungen von HAP jedoch eher als Flickentep- pich von episodisch aufkeimendem Forschungsinteresse zu Einzelfra- gen, denn als zielgerichtete Forschung zu einemWirkstoff, dem man in der wissenschaftlichen Welt ein bedeutendes kariesprotektives zm-Forum auf dem Deutschen Zahnärztetag 2018 Ein Wirkstoff unter der Lupe: Die Hydroxylapatitdebatte Erstmalig war die zm mit der Veranstaltung „zm Forum aktuell“ auf dem Deutschen Zahnärztetag vertreten. Der Raum war vollbesetzt und einige Teilnehmer mussten sich mit Stehplätzen begnügen: Das Thema „Hydroxylapatit in Zahnpasten“ zog auch am Ende eines anstrengenden Kongresstages rund 140 Interessenten in den Raum „Illusion 2“ des Frankfurter Messe Congress Center. Das zm -F or um z um T hema H ydro xy l apa ti t in Z ah np as ten lo ck te a uf d em Deu t s ch en Za hn är zt e t ag r un d 14 0 In t e ress en te n. Foto: Michelle Spillner 14 Zahnmedizin

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