Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2766) -24, 1 12.2018, (2766) imponieren die betroffenen Zähne meist durch eine mit dem Wachstum fortschrei- tende Infraokklusion. Wird das Kontakt- punktniveau deutlich unterschritten, drohen zum einen Elongationen der Antagonisten und zum anderen das Kippen benachbarter Zähne hin zum ankylosierten Milchzahn [Kurol 1984] (Abbildungen 10a bis 10d). Ist der physiologische Ablauf des Zahnwechsels gestört, sollte der (ankylosierte) Milchzahn extrahiert werden. Später ist eine prothe- tische/implantologische Versorgung oder ein kieferorthopädischer Lückenschluss durch Mesialisation der Molaren möglich (Abbildungen 10e und 10f). Der Zahnwechsel in den Stützzonen beginnt bei Mädchen im Durchschnitt mit circa 9¾ Jahren, bei Jungen mit circa 10½ Jahren [van der Linden, 1980], wobei die Stütz- zonenzähne zeitlich in zwei Gruppen durch- brechen. Zunächst erfolgt der Durchbruch der unteren Dreier und unteren Vierer relativ zeitgleich mit dem Durchbruch der oberen Vierer. Mit einer Verzögerung von circa acht Monaten [van der Linden, 1980] folgen der Zahnwechsel der zweiten Prä- molaren in Ober- und Unterkiefer sowie der Durchbruch des oberen Eckzahns. Bei atypischer Keimlage (anlagebedingt oder infolge eines Platzmangels) können perma- nente Zähne auf ihrem Durchbruchsweg ihren Milchvorgänger ganz oder teilweise verfehlen. Dadurch kann es zu einer nicht zeitgerechten Exfoliation des Milchzahns und zur Durchbruchsbehinderung des per- manenten Nachfolgers kommen. Milch- zähne, die den Durchbruch des permanen- ten Nachfolgers behindern, sollten entfernt werden. Aufgrund der oben beschriebenen Durchbruchsreihenfolge, die jedoch starken interindividuellen Schwankungen unterliegt, sind im Unterkiefer besonders die zweiten Prämolaren und im Oberkiefer die Eckzähne und zweiten Prämolaren, das heißt die jeweils zuletzt in der Stützzone durch- brechenden Zähne gefährdet und erfordern eine besondere Überwachung durch den Zahnarzt. Besonderes Augenmerk sollte bei der zahnärztlichen Überwachung der Gebissentwicklung auf den Durchbruch der oberen Eckzähne gelegt werden. Sie sind nach den unteren Weisheitszähnen die Zähne, die am häufigsten von Retentionen und Verlagerungen betroffen sind. Da der obere Eckzahn der letzte Zahn der zweiten Durchbruchs-Sequenz ist, wirkt sich ein defizitäres Platzangebot hier am stärksten aus, da der vorhandene Platz bereits von den Prämolaren, insbesondere dem Vierer, aufgebraucht wurde (Abbildung 11). Die Folgen können ein vestibulärer oder gänz- lich ausbleibender Durchbruch sein. Der obere Eckzahn erfordert besondere Auf- merksamkeit, da der Durchbruchsweg der oberen Canini von allen bleibenden Stütz- zonen-Zähnen am längsten ist (die Zahn- keime liegen zunächst neben der Apertura piriformis). Zudem liegen die Eckzähne aus Platzgründen zunächst in einer mesial angu- Abbildungen 10a und 10b: Ausgangsbefund einer Patientin, 13 Jahre und 9 Monate: a) Oberkiefer: ankylosierter Zahn 65; Nebendiagnose: Der persistierende Zahn 53 stellt ein Durchbruchshindernis für Zahn 13 dar und sollte zeitnah entfernt werden. b) Unterkiefer: Die ankylosierten Zähne 75 und 85 sind bereits deutlich unter das Kontaktpunkt- niveau abgesunken. Abbildung 10c: In der lateralen Okklusions- ansicht wird die Kippung der benachbarten Zähne – besonders im Unterkiefer – erkenn- bar. Abbildung 10d: OPG: Ankylose (hier Zahn 85) und Nichtanlage (hier Zahn 45) sind eine häufige Kom- bination. Weitere Befunde: Ankylose des Zahnes 75 und Verlagerungstendenz des Zahnes 35 sowie Ankylose des Zahnes 65 Abbildungen 10e und 10f: Endphase der aktiven kieferorthopädischen Behandlung: Zustand nach früherer Extraktion der ankylosierten Milchmolaren und nachfolgender Einstellung der Zähne 15, 25, 35. Im Fall des nichtangelegten Zahnes 045 wurde die Lücke vollständig durch Mesialisation 46, 47 kieferorthopädisch geschlossen (Zahn 48 ist angelegt und kann später die Abstützung von 17 übernehmen). a b c f e d 50 Fortbildung Kieferorthopädie

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