Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2770) -24, 1 12.2018, (2770) nalen Retrognathie ab der 15. Embryonal- woche hin entwickelt. Pränatale Diagnostik Die Pränataldiagnostik erlaubt etwa ab der 12. Schwangerschaftswoche eine frühzeitige Diagnostik von Lippenspalten. Gaumen- spalten sind schwerer darstellbar und kön- nen daher meist erst später diagnostiziert werden. Moderne Geräte erlauben drei- dimensionale Rekonstruktionen von intra- uterinen fetalen Ultraschallbildern, mit denen auch eine Unterkiefer-Rücklage fest- gestellt werden kann (Abbildung 2). Die frühe Diagnosesicherung ermöglicht eine adäquate Beratung der Eltern über die zu erwartende Behandlung und über die Planung der Geburt und der unmittelbar postnatalen Versorgung. Primärbehandlung Ziel der Behandlung ist, nachhaltig und dauerhaft morphologisch-funktionell und ästhetisch regelrechte Verhältnisse herzu- stellen. Die prächirurgische kieferortho- pädische Behandlung sollte so früh wie möglich eingeleitet werden. Mit dem Eingliedern der Gaumenplatte be- ginnt die kieferorthopädische Primärversor- gung. Die Gaumenplatte hat die Aufgabe, das Wachstum der Kiefersegmente in ihrer Richtung und Größe zu lenken und vor allem funktionell ungünstige Einwirkungen, insbesondere durch eine Einlagerung der Zunge in den Spaltbereich, zu verhindern. Durch die Simulation einer gesunden Gau- menstruktur wird mittels Platte das Trink- verhalten des Neugeborenen verbessert, häufig ist ein physiologisches Stillen mög- lich und wichtig, da es die regelrechte myo- funktionelle Entwicklung fördert. Ergänzend zu der Gaumenplatte besteht die Möglich- keit, bei Lippenspalten mittels kleiner Pflaster- streifen die nicht miteinander verbundenen Lippenbereiche in Länge, Form und Lage aufeinander zu orientieren (sogenanntes Taping). Beim Nasoalveolären Moulding werden zusätzlich an der Gaumenplatte Bügel mit Kunststoffpelotten zur Formung des Nasen- Interdisziplinäres Behandlungskonzept für Kinder mit LKG (in der Schwangerschaft vorangeschaltetes Pränatalscreening) Disziplin Neonatologie Kieferorthopädie Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie Logopädie/ Physiotherapie Tabelle 1; Quelle: ZLKGKF Nicht in der Tabelle mit aufgeführt sind die Zahnerhaltung und Prothetik , diese sind jedoch unerlässlich durch ihre frühzeitig beginnenden fortlaufenden individualprophylaktischen Maßnahmen sowie bei Bedarf durch prothetische wie auch konservierende Rehabilitation bei spaltbedingten Hypoplasien oder Aplasien. Postnatal postnatale Über- wachung, Stand- by während Abdrucknahme durch KFO Gaumenplatte (24–48h), ggf. Ergänzung mit NAM Ggf. Entfernung extraalveolärer Zahnkeime Castillo Morales 3 Monate Kontrolle und ggf. Neu- anpassung der Gaumenplatte, Einbindung interdisziplinäre Sprechstunde logopädische Therapie 4–6 Monate Kontrolle und ggf. Neu- anpassung der Gaumenplatte Intravelare Velo- plastik, Lippen- spaltplastik mit geschlossener Rhinoplastik 2. Lebensjahr Kontrolle interdisziplinäre Sprechstunde plastischer Hartgaumen- verschluss Vorschulalter Wachstums- fördernde Kieferorthopädie (FKO) Ggf. Nasensteg- verlängerung Ggf. weitere logopädische Therapie Schulalter FKO und dento- alveoläre KFO- Therapie sekundäre Kiefer- spaltosteoplastik 16–18 Jahre ggf. kombiniert KFO-/KCH- Therapie ggf. orthognathe Chirurgie, Septorhinoplastik Abbildung 3: LKG-Spalte links präoperativ und mit 6 Jahren Fotos: ZLKGKF 54 Fortbildung Kieferorthopädie

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