Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2807) zm 108, Nr. 23- 4 tisch oder chirurgisch zu extrudieren [British Society of Paediatric Dentistry, 2012; Nazzal et al., 2014]. Auf diese Weise ließen sich auch bei schlechter dentaler Langzeitprognose der Alveolarknochen und das zugehörige Weichgewebe für spätere Implantationen erhalten. Mehrere Referenten wiesen in Dortmund auf ein systematisches Review aus Duggals Arbeitsgruppe hin, demzufolge eine länger- fristige Kalziumhydroxid-Einlage bei Apexi- fikationen die Frakturgefahr unreifer Zähne erhöht [Duggal et al., 2017]. Stattdessen sollte – analog zum Vorgehen bei avitalen koronalen Wurzelfragmenten – eine Woche mit Kalziumhydroxid desinfiziert und dann ein apikaler MTA-Verschluss mit konventioneller Wurzelfüllung erfolgen. Regenerative Techni- ken zur Wiederbesiedlung mit Pulpagewebe sind nach derselben Publikation aktuell nur in Ausnahmefällen indiziert [Duggal et al., 2017]. Die traditionellen Vitalitäts- tests sind unzuverlässig Problematisch erscheint, dass nach einem Trauma die Vitalität ohne Trepanation nicht zuverlässig feststellbar ist. Nach überein- stimmender Meinung der Referenten in Dortmund gilt das einerseits für traditionelle Kältetests, die schon wegen des ängstlichen, durch Schmerzen beeinträchtigten Kindes unzuverlässig sind (van Waes), als auch für aufwendigere Methoden wie die Laser- Doppler-Durchblutungsmessung oder elek- trische Tests, die ebenfalls nicht eindeutig seien [Ghouth et al., 2018]. Nach Dr. Hubertus van Waes (Universität Zürich) könnte dies daran liegen, dass die langsam leitenden C-Fasern auch bei unterbrochener Blutver- sorgung oder degenerierter Pulpa reagieren und eine Sensibilität vortäuschen. Ist bei noch vitaler Pulpa die Blutversorgung wiederhergestellt, könne zugleich die Inner- vation fehlen (falsch-negatives Ergebnis). Van Waes empfiehlt einen Vergleich mit den Nachbarzähnen. Auch Duggal zufolge sollte eine endodontische Behandlung nie aus- schließlich auf Vitalitätstests gestützt wer- den, zusätzlich seien klinische Zeichen wie Abszesse oder Fisteln zu beachten [Duggal et al., 2017]. Bei aufkommenden Zweifeln an der Vitalität müsse für eine gute Prognose jedoch zügig trepaniert werden. Für Dr. Hani Nazzal (Katar) ist bei freigelegter Pulpa bleibender Zähne die partielle Pulpo- tomie Methode der Wahl [Aguilar et al., 2011]. Zähne mit unvollendetem Wurzelwachstum hätten hier eine signifikant bessere Prognose als solche mit abgeschlossenem Wurzel- wachstum. Als Amputationsmaterial zeige Kalziumhydroxid ebenso gute Ergebnisse wie MTA, bei der ebenfalls möglichen Pulpa- Schwere Intrusion von zwei bleibenden Oberkieferfrontzähnen: Diese müssen schnellstmöglich aus dem Knochen bewegt und geschient werden. Fotos: Richard Steffen Dasselbe Kind zehn Tage nach dem Unfall: Die Weichgewebe sind weitgehend abgeheilt, die endodontische und restaurative Behand- lung steht noch aus. „Vitalitätstests können täuschen“: Dr. Hubertus van Waes (Zürich) machte deutlich, warum es nach Trauma häufig falsche Testergeb- nisse gibt. „Wichtige erfolgs- relevante Fragen sind noch offen“: Dr. Hani Nazzal (Katar) erläuterte die Mög- lichkeiten von Pulpo- tomie und Pulpa- Überkappung bei bleibenden Zähnen. Foto: DGZ Foto: DGZ

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