Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 109, Nr. 01-02, 16.1.2019, (62) Gerade Patienten mit fortgeschrittener Pa- rodontitis stellen sich häufig mit vertikalen parodontalen Defekten und pathologischen Zahnwanderungen vor. Ein interdisziplinäres Vorgehen ist erforderlich, um \ die parodontale Entzündung zu kontrol- lieren, \ die Defekte regenerativ parodontalchirur- gisch zu beseitigen, \ die fehlstehenden Zähne kieferorthopä- disch einzuordnen und zu stabilisieren \ das Therapieergebnis durch eine unter- stützende Parodontitistherapie langfristig zu erhalten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der präzisen Koordination der involvierten Behandler aus den Fachdisziplinen Parodon- tologie und Kieferorthopädie. Aus Sicht des Patienten ist darüber hinaus eine initiale Auf- klärung über den zeitlichen und finanziellen Gesamtaufwand aller interdisziplinären Therapiemaßnahmen relevant. Kieferorthopädische Befunde und Aufgaben Mit dem krankheitsbedingten Verlust von Strukturen des Zahnhalteapparats als Folge einer Parodontitis ändern sich die bio- mechanischen Parameter der betroffenen Regionen derart, dass Zahnmigrationen entstehen können, wobei zumeist Elonga- tionen und Lückenbildung beobachtet wer- den [Brunsvold, 2005; Martinez-Canut et al., 1997; Towfighi et al., 1997]. Diese Zahn- stellungsänderungen sind somit ein makro- skopisches Korrelat einer fortgeschrittenen Parodontitis und werden von den Patienten und deren Umfeld häufig als Symptom einer kompromittierten Gesundheit wahrgenommen (Ab- bildungen 1 und 2). Betroffene suchen zur Korrektur der Zahnstel- lung vielfach Hilfe in kieferortho- pädischen Praxen und können von einer kombiniert parodontologisch- regenerativen und kieferorthopä- dischen Therapie profitieren (Ab- bildungen 3 und 4). Abhängig von Art und Ausmaß der Zahnstellungsänderungen ent- wickeln sich neben Interferenzen mit den Weichgeweben trauma- tische Okklusionen. Zudem kann sich die parodontalchirurgische Deckung zervikaler Wurzelober- flächenanteile einzelner, räumlich erheblich elongierter Zähne mit Weich- gewebstransplantaten und regenerativen Materialien als problematisch erweisen. Nach dem aktuellen Stand der Literatur und der eigenen klinischen Erfahrung sind Intrusionen und Angulationskorrekturen im Frontzahnbereich in ihrer Häufigkeit die dominierenden Behandlungsaufgaben. Komplexere Anforderungen ergeben sich bei Überlagerungen von Parodontitis-asso- ziierten Zahnmigrationen mit präexistenten skelettalen Dysgnathien und Zahnstellungs- anomalien. Fortbildung KFO KFO-Therapie für parodontal erkrankte Patienten Eric Kutschera, Andreas Jäger, Karin Jepsen, Søren Jepsen Eine kieferorthopädische Therapie kann einen wertvollen Beitrag bei der Rehabilitation von Patienten mit Parodontitis-assoziierten Zahnfehlstellungen leisten. Voraussetzungen sind realistische Behandlungsziele, eine vorherige erfolgreiche Parodontitistherapie, die Auswahl geeigneter Patienten, die differenzierte biomechanische Planung und Umsetzung der kiefer- orthopädischen Therapie sowie die begleitende unterstützende Parodontitistherapie. Foto: Eric Kutschera 64 Zahnmedizin

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