Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 109, Nr. 01-02, 16.1.2019, (77) der periimplantären Gewebe festzustellen. Erhöhte Sondierungstiefen oder Blutungen auf Sondieren konnten nicht beobachtet werden. Diskussion Die Behandlung von Patienten, die unter einem CREST-Syndrom leiden, stellt für den Zahnarzt eine Herausforderung dar. Im beschriebenen Fall war die Patientin jahre- lang mit festsitzendem Zahnersatz versorgt, bei dem es jedoch aufgrund der extremen Mundtrockenheit zu Sekundärkaries im Be- reich der Kronenränder kam. Bei fehlender Erhaltungsfähigkeit war die Entfernung des Restzahnbestands indiziert. Die prothetische Rehabilitation mittels konventioneller, Schleimhaut-gelagerter Prothesen war wegen der extremen Mund- trockenheit nicht möglich. Als Alternative wurde daher die Therapie mit einer fest- sitzenden Brücke auf jeweils vier Implantaten im Ober- und im Unterkiefer im Sinn einer verkürzten Zahnreihe in Betracht gezogen. Die Versorgung von unter Sklerodermie lei- denden Patienten mit dentalen Implantaten wird kontrovers diskutiert. Klar definierte Kontraindikationen sind aktuell nicht zu er- kennen [Reichart et al., 2016]. Einschrän- kungen bestehen jedoch durch die limitierte Mundöffnung, die Gefahr von Wundheilungs- störungen und letztendlich durch die nur eingeschränkt durchführbare Mundhygiene [Chaffee, 1998]. In Fallberichten zeigt sich eine suffiziente Überlebensrate von dentalen Implantaten bei Patienten mit systemischer Sklerose. So konnten Zigdon et al. über drei Jahre ein stabiles Knochenniveau bei einem Sklerodermie-Patienten mit festsitzender, implantatgetragener Versorgung feststellen [Zigdon et al., 2011]. Auch in einem anderen Fall konnten 24 Monate nach Implantation im Unterkiefer keine Anzeichen für Entzündungen oder Knochenabbau eruiert werden [Jensen und Sindet-Pedersen, 1990]. Patel et al. beob- achteten im Unterkiefer einen crestalen Knochenabbau bei vier mit einem Steg verblockten Implantaten, der aber die Stabilität der Implantate nicht beeinflusste [Patel et al., 1998]. Eine Empfehlung hinsichtlich der Implantat- Therapie bei Patienten mit systemischer Sklerose ist die anteriore Platzierung, um trotz der reduzierten Mundöffnung eine suffiziente Hygiene zu ermöglichen [Alantar et al., 2011]. Dieser Empfehlung wurde in unserem Fall gefolgt. Mit der anterioren Positionierung der Im- plantate im präsinusären und interforamina- len Bereich sowie der Eingliederung einer Brücke im Sinne einer verkürzten Zahnreihe wurde einerseits eine zufriedenstellende Kauleistung erreicht, andererseits die Hygiene- fähigkeit gewährleistet. Außerdem konnte eine Augmentation im Sinn eines Sinuslifts vermieden werden. Eine weitere Kontroverse bei der dentalen Behandlung von Sklerodermie-Patienten ist die Versorgung mit festsitzendem oder mit herausnehmbarem Zahnersatz. Heraus- nehmbare Prothesen bieten den Vorteil der einfacher durchführbaren Mundhygiene und Nachsorge [Alantar et al., 2011]. Auf der anderen Seite ist die Kontaktfläche zur Schleimhaut im Vergleich zur nur punktuell anliegenden, festsitzenden Versorgung ver- größert, wodurch sich die Gefahr von Druckstellen erhöht und eine kontinuierliche Anpassungsnotwendigkeit besteht [Patel et al., 1998; Raviv et al., 1996]. Wegen der anamnestisch angegebenen Un- verträglichkeit von Prothesenkunststoffen erfolgte in unserem Fall die Eingliederung einer festsitzenden metallbasierten Versor- gung. Diese wurde im Oberkiefer mit einem hoch festen Komposit, im Unterkiefer mit Keramik verblendet. Unabhängig von der gewählten prothetischen Versorgung ist die engmaschige Nachsorge wichtig, um eine adäquate Reinigung und Pflege zu ermöglichen [Haas, 2002]. Auch die konsequente, regelmäßige Mundhygieneinstruktion der Patienten ist unabdingbar. Zusammenfassung Zusammenfassend kann die Versorgung mittels implantatgestützter oder -getrage- ner Versorgungen von unter dem CREST- Syndrom leidenden Patienten als eine viel- versprechende Therapieoption angesehen werden, eine generelle Empfehlung ist aktuell aber aufgrund der geringen Daten- lage nicht möglich [Reichart et al., 2016]. Für die Patienten bedeutet die orale Reha- bilitation, insbesondere der Kaufunktion, einen großen Gewinn an Lebensqualität [Haas, 2002; Patel et al., 1998]. Dr. Matthias C. Schulz Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus” an der TU Dresden Fetscherstr. 74 01307 Dresden matthias.schulz@ uniklinikum-dresden.de Dipl.-Stom. Carola Hebold Dohnaische Str. 31 01796 Pirna Dr. Leonore Unger Medizinische Klinik I Städtisches Klinikum Dresden Friedrichstadt Friedrichstr. 41 01067 Dresden Prof. Dr. Dr. Günter Lauer Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus” an der TU Dresden Fetscherstr. 74 01307 Dresden Alle Porträts: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 79

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