Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (146) Nun verfügen Sie über eine lange Berufserfahrung im Dentalmarkt wie im Management von Z-MVZ. Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass Investmentfonds, aber auch Private Equity, ihre Investments ziemlich ab- rupt beenden können und dann der Verkauf der Gruppe ansteht. Neue Eigentümer, neue Sitten. Kann eine solche Situation wirklich als nach- haltig bezeichnet werden? Es ist wichtig, klar zu verstehen, worüber wir sprechen. Wir haben eine private Finanzie- rung, also Private Equity. Wir sind bei Acura bewusst nicht über einen Investmentfonds finanziert, weil diese Fonds in der Regel eine beschränkte Lebensdauer haben. Das hätte aus unserer Sicht nicht zur langfristigen Orientierung von Acura gepasst. Jedes Unternehmen wird von den Menschen geprägt, die dort arbeiten, und von Werten, die seinen Markenkern prägen. Tatsächlich sind die Zahnärzte der Dreh- und Angel- punkt jeder Praxis. Sie sind auch im Z-MVZ oft seit sehr langer Zeit, zum Teil sogar 10 bis 20 Jahre, in der gleichen Praxis für ihre Patienten der persönliche Behandler des Vertrauens. Meist bleiben die Gründer dem Unternehmen weiterhin eng verbunden. Ich denke, dass viele Patienten diese Stabilität schätzen. Die Haltedauer der Investments großer Fonds beträgt meist nur vier bis fünf Jahre, ganz im Gegensatz zu Eigentümer-geführten Praxen. Deshalb nochmals die Frage aus der Adlerperspektive betrachtet: Wie nachhaltig im Sinne der von den zahnärztlichen Körperschaften zu leistenden Versorgungssicherheit ist das Engagement der sogenannten Fremdinvestoren? Ab welcher Größe wird es aus Ihrer Sicht unter Versorgungsaspekten kritisch? Nochmal: Es ist wichtig, hier klar zwischen Investmentfonds und einer privaten Finan- zierung zu unterscheiden. Wir sind nicht über einen Fonds finanziert, sondern durch eine private Finanzierung. Diese ist langfris- tig ausgelegt und lässt das Unternehmen frei arbeiten, unterstützt kompetent und flexibel, ist aber ansonsten vergleichbar mit einer sehr guten Bank. Versorgungssicherheit entsteht durch das tatsächlich vorhandene Angebot guter medizinischer Leistung. Diese ist seit Jahren zunehmend kritisch, denn immer weniger junge Zahnärzte sind bereit, die großen finanziellen Risiken einer Praxisgründung oder Übernahme auf dem Land einzugehen. Sie sind nicht sicher, dass sie dort ihr ganzes Leben verbringen wollen, und es ist für ein modernes Paar, bei dem beide Partner ar- beiten, nicht einfach, beide Karrieren und alle privaten Interessen dort ideal umzusetzen. Wir als privater Träger können hier ohne Probleme eine qualitativ hochwertige Ver- sorgung sicherstellen. Für moderne Struktu- ren finden sich gute Zahnärzte/-innen, die gerne gegen ein attraktives Gehalt dort in Teilzeit arbeiten wollen. Bis dato argumentierten die KZBV und die KZVen, dass sich Z-MVZ vor allem in einkommensstarken Regionen ansiedeln. In Gesprächen wird diese Aussage gerne widerlegt mit dem Hinweis auf das Zahneins-MVZ in Esens im strukturschwachen Ostfries- land. Doch die Zahlenbasis wird größer, die Zahlen werden härter. Ende des 3. Quartals 2018 waren bereits 628 MVZ aktiv im Markt, ganze 47 davon in den neuen Bun- desländern. Zudem befinden sich mehr als drei Viertel aller Z-MVZ in Planungsbereichen, die mit einem Versorgungsgrad größer als 100 Prozent gut bis sehr gut versorgt sind. Geht Acura hier andere Wege? Die meisten MVZ sind bestehende Alt- strukturen, die in MVZ umgewandelt wer- den. Sie sind also keine Neugründungen, sondern die Umwandlung bestehender Strukturen in MVZ, am gleichen Ort. Für die Zukunft sehe ich die MVZ als einen vielversprechenden Weg, die Versorgung in der Fläche zu verbessern. Für Acura macht es jedenfalls mehr Sinn, eine gute Versorgung in einem Gebiet sicherzustellen, wo heute noch freies Potenzial in der Versorgung liegt, als zusätzlich in bereits überversorgte Gebiete zu gehen. Das Wachstum der Z-MVZ ist bis dato ungebrochen dynamisch. Für Ende 2018 geht man von bereits 700 Z-MVZ aus. Von dieser zahlen- mäßigen Entwicklung ist auch das Zahntechnikerhandwerk massiv betroffen. Wie will sich Acura im Bereich Labor aufstellen? Über die Dynamik der Umwandlung beste- hender Praxen haben wir bereits gesprochen, daher möchte ich mich auf die Partner der Praxis konzentrieren. Sie sind aus unserer Sicht wesentlich für eine dauerhaft gute Qualität der Versorgung, das Zusammenspiel mit dem Zahnarzt ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Daher setzen wir bei Acura bei jeder Übernahme auf Kontinuität und setzen nach Möglichkeit diese Zusammen- arbeit fort – das gilt für die Techniker genau- so wie für das Dentaldepot: Der Zahnarzt ist für die Behandlung verantwortlich und muss daher unabhängig in den medizinischen Entscheidungen und der Wahl der Partner sein! Je nach Gesprächspartner gelten die Z-MVZ als die Antwort auf den demografischen Faktor und die geänderten Lebensvorstellungen der Generation Y. Die Work-Life- Balance stimmt, die Arbeitszeiten sind flexibel, Teamarbeit ist möglich, die Bürokratielast drückt nur wenig bis gar nicht und eine optimale Weiterbildung gibt es obendrauf. Ganz zu schweigen von einem überdurchschnittlichen Einkommen. Das Z-MVZ als zahnärztliches Paradies. Was stimmt nicht an dieser Vorstellung? Gut zusammengefasst – Sie bringen das Geschäftsprinzip von Acura auf den Punkt. Tatsächlich sind diese Faktoren für die junge Generation sehr wichtig. Genauso gilt das heutzutage aber auch für die abgebende Generation. Sie möchten den Übergang in den Ruhestand gleitend und langfristig über zunehmende Teilzeit und Flexibilität gestalten, sich auf die Zahnmedizin konzen- trieren. Allerdings ist diese Lösung nicht für jeden: Die Mitarbeit in einer Gruppe setzt Teamfähigkeit, die Bereitschaft zur fachlichen ? ? ? ? ? 20 TSVG und Z-MVZ in Deutschland

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