Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (152) Aktuelle Zahlen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV, Stand: 20. Dezem- ber 2018) belegen: Alleine im 3. Quartal 2018 sind drei neue Großinvestoren in den deutschen Dentalmarkt eingestiegen – gerade Private-Equity-Gesellschaften inves- tieren massiv. Die Wachstumsrate ist somit erheblich höher als es die eher konservati- ven Prognosen der KZBV bisher vermuten ließen. Alle Fremdinvestoren schließen spätestens in diesem Jahr die Phase des Markteintritts ab und bauen ihre Präsenz massiv aus. Mit dem Ziel, sich Anteile zu sichern und diese dann für den Aufbau von Ketten zu nutzen – was unmittelbar auf die durchschnittliche Größe einer Kette durchschlägt. Von den derzeit vier Z-MVZ-Ketten in Deutschland mit zehn Standorten oder mehr sind schon jetzt zwei im Besitz von Fremdinvestoren. Experten gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre alle Betreiber über Netzwerke verfügen, die weit jenseits dieser Größenordnung liegen. Die Fremdinvestoren-Z-MVZ sind regional stark konzentriert und siedeln sich vor allem in Großstädten, Ballungsräumen und einkommensstarken ländlichen Regionen an. Diese nach wie vor sehr dynamische Ent- wicklung hat entsprechend negative Aus- wirkungen auf die wohnortnahe, flächen- deckende Versorgung: In Kombination mit dem demografischen Wandel des Berufsstands sind Engpässe in ländlichen und strukturschwachen Gebieten geradezu programmiert. Die Zahntechniker sind von dieser Entwicklung ebenfalls massiv betroffen: Auch sie bewerten diese Entwicklung– ebenso wie die Den- talindustrie – äußerst kritisch. Das Krankenhaus bleibt das Tor In anderen europäischen Ländern ist die Kommerzialisierung der zahnärztlichen Versorgung schon viel weiter fortgeschritten. Nicht ohne Grund äußerte der Dachver- band der europäischen Zahnärzte (Council of European Dentists, CED) seine Sorge über die Sicher- heit der Versorgung: Extreme Negativbeispiele aus Spanien, Großbritannien und Frankreich zeigen, was Patienten blühen kann, wenn die Rendite regiert. Unübersehbar ist auch, dass die durch das GKV-Versorgungsstrukturgesetz von 2011 erfolgten Änderungen zum Ausschluss versorgungsfremder Investoren, bei denen Kapitalinteressen im Vordergrund stehen, ins Leere laufen. So stellt das Krankenhaus immer noch ein beliebtes Zugangstor zum Markt dar. Die mit dem GKV-Versorgungs- stärkungsgesetz eingeführte Zulassung von arztgruppengleichen MVZ in der zahnärzt- lichen Versorgung 2015 begünstigte weiter- hin die oligopolartigen Marktstrukturen wie auch eben jene besonders finanzkräftigen Investoren, die das vier Jahre zuvor be- schlossene GKV-Versorgungsstrukturgesetz Blick auf die Zahlen Konzentration aufs Implantat Fremdinvestoren behaupten gerne, ohne sie stünde die ländliche Versorgung vor dem Aus. Die Wahrheit ist: Neun von zehn der derzeit am Markt befindlichen 75 Investoren-Z-MVZ sind in Regionen angesiedelt, in denen die Bevölkerung über ein überdurchschnittlich hohes Medianeinkommen verfügt. Höhere Fallwerte und Gesamtkosten je Fall im KCH-Bereich, mehr Neuversorgungen und dafür weniger Wiederherstellungen bei ZE kennzeichnen das Abrechnungsgeschehen. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hat ihre Zahlen zu Z-MVZ akualisiert. Ihre Arbeit wird dadurch erschwert, dass die Eigentumsverhältnisse der beteiligten Investoren oft sehr intransparent sind. Illustration: Adobe Stock_Audrey Design 26 TSVG und Z-MVZ in Deutschland

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