Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (176) Einleitung Durch den dentalen Biofilm (dentale Plaque) verursachte parodontale Erkrankungen zeichnen sich durch entzündliche Verände- rungen der Gingiva sowie des gesamten Zahnhalteapparats aus. In der ersten, rever- siblen Phase kommt es durch den an den Zähnen und am Zahnfleischsaum anhaften- den mikrobiellen Biofilm zu einer Entzün- dung der Gingiva, die sich klinisch durch Rötung, Schwellung sowie eine erhöhte Blutungsneigung auszeichnet [Löe et al., 1965]. Die Gingivitis stellt eine chronische Entzündung dar, kann bei Nicht-Behand- lung zu einer Parodontitis und daraus resul- tierend zu Zahnverlust führen [Chapple et al., 2015]. Nicht bei allen Patienten schreitet die Gingivitis zu einer Parodontitis fort, ihre Entwicklung ist anteilig durch genetische Prädisposition sowie signifikant von „Life- style“-Faktoren wie Rauchen, Typ-2-Diabetes, Ernährung und Stress bestimmt [Chapple et al., 2015], was als „unbalancierte“ Immun- antwort zusammengefasst werden kann. Bei der Parodontitis handelt es sich um eine irreversible Entzündung des den Zahn um- gebenden Zahnhalteapparats, bestehend aus Zement, parodontalem Ligament und Alveolarknochen, die im weiteren Verlauf zum Verlust des betroffenen Zahnes führen kann [Kinane & Attström, 2005]. Der dentale Biofilm gilt somit als die Grundvoraussetzung beider Erkrankungen und die gingivale Entzündung (Gingi- vitis) als der Hauptrisikofaktor für die Parodontitis [Chapple et al., 2015]. Eine mangelhafte Mundhygiene hat einen hohen Einfluss auf die Etablierung der Gingivitis wie auch der Parodontitis [Abdellatif & Burt, 1987] (Abbildung 1). Sowohl die wissenschaftliche als auch die klinische Evidenz sprechen für die Notwendigkeit einer ausreichenden Mund- hygiene zur Vermeidung von parodontalen Erkrankungen und Zahnhartsubstanzdefekten. Dennoch weisen entzündliche parodontale Erkran- kungen eine hohe Prävalenz auf [Jordan & Micheelis, 2016]. In Deutschland liegt der Anteil der Menschen mit moderater und schwerer Parodontitis in der Altersgruppe der jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) bei circa 52 Prozent und in der Altersgruppe der Senioren (65- bis 74-Jährige) bei circa 65 Prozent. Die Autoren der DMS V resü- mieren, dass die Zahl der Parodontal- erkrankten rückläufig ist (Vergleich DMS IV zu DMS V), in Zukunft aber aufgrund der demografischen Entwicklung und der Ver- lagerung chronischer Munderkrankungen in ein höheres Lebensalter mit einem stei- Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis Thorsten Auschill, Sonja Sälzer, Nicole Arweiler Die wichtigste Prophylaxestrategie in der Prävention der Gingivitis ist die regel- mäßige und vollständige Entfernung des dentalen Biofilms. Allerdings wird in der Praxis mit mechanischen Mundhygienemaßnahmen häufig nicht das erforderliche Niveau erreicht. Hier können chemische Hilfsmittel die häusliche Mundhygiene ergänzen. Die neue Leitlinie gibt eine Entscheidungshilfe zur Verwendung von Mundspüllösungen in der Prävention und Therapie gingivaler Erkrankungen. Abbildung 1: Dentale Biofilme sind die primäre Ursache für entzündliche Parodontalerkrankungen. Alle Foto: Thorsten Auschill 50 S3-Leitlinien zur Parodontitstherapie

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