Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 109, Nr. 5, 1.3.2019, (450) Lohbauer untersucht. Ob die hydrothermale Degradation tatsächlich eine signifikante kli- nische Relevanz in der Zahnmedizin zeigt, ist bislang unklar – sie beträfe in diesem Fall vor allem die Verwendung von Zirkonoxiden mit einem hohen Anteil tetragonaler Phasen (Generation I) als monolithisches Material. Bei der Verwendung als Gerüstmaterial ist das Zirkonoxid durch die Verblendung weit- gehend geschützt. Die hydrothermale Degradation kann auch beim Autoklavieren oder bei der Reinigung von Abutments, Abutmentkronen oder Im- plantaten ausgelöst werden. Bei PSZ tritt nach aktuellem Kenntnisstand keine derartige Alterung auf [Rosentritt, Behr et al., 2018]. Lichtstreuung und Lichtbrechung Die Lichtstreuung und -brechung spielt eine entscheidende Rolle für die ästhetischen Eigenschaften der Zirkonoxid-Restauratio- nen (Abbildung 3). 3Y-TZP-Oberflächen er- scheinen oft matt und opak, da viel Licht reflektiert wird. Der hohe Brechungsindex an den Grenzen zwischen den einzelnen Körnern und die Ausrichtung der tetragona- len Kristalle spielen hierbei eine besondere Rolle. Viele Grenzflächen, wie sie beispiels- weise bei kleinen Korngrößen, Poren oder Al 2 O 3 -Beigaben entstehen, tragen zur Streuung bei. Zirkonoxide mit kubisch- tetragonaler Phase (4Y-TZP, 5Y-TZP) besitzen eine verbesserte Lichtstreuung und somit bessere ästhetische Eigenschaften. Es gilt also: Tetragonale Zirkonoxide (3Y-TZP) besitzen eine hohe Festigkeit, aber eine eingeschränkte Transluzenz. Kubisch- tetragonale Zirkonoxide (5Y-TZP oder 4Y-TZP) sind in der Transluzenz verbessert, aber in der Regel in der Festigkeit reduziert. In der klinischen Anwendung spielt zudem die Verarbeitung eine wichtige Rolle: Die korrekte Einhaltung der Sinterparameter ist von entscheidender Bedeutung für die Aus- bildung der Phasen und damit die Qualität der Zirkonoxidrestaurationen [Stawarczyk et al., 2013]. Konditionierung und Stabilität 3Y-TZP-Materialien erlauben aufgrund ihrer hohen mechanischen Eigenschaften wie Festigkeit und Bruchzähigkeit geringe Wand- stärken (teilweise bis 0,3 mm) und damit eine minimal-invasivere Präparation. Prinzi- piell sind Zirkonoxide zur adhäsiven und selbstadhäsiven Befestigung oder Zemen- tierung freigegeben [Rosentritt, Lohbauer et al., 2016]. Restaurationen aus 4Y-TZP- oder 5Y-TZP-Materialien können durch die adhäsive Befestigung an Stabilität ge- winnen – es entsteht ein fester Verbund zwischen Zahn und Restauration und damit ein stabiler Zahn-Keramik-Komplex. Generell wird empfohlen, Brücken aus Zirkonoxid adhäsiv zu befestigen. Restaurationen aus Zirkonoxid können nicht mit Flusssäure geätzt werden. Daher müssen sie vorsichtig gestrahlt werden (50 μm/< 1 bar). Für eine Zementierung oder für eine Befestigung mit selbst- adhäsiven Befestigungskompositen, die Phosphorsäure-modifizierte Monomere Abbildung 2: Riss als Auslöser der Phasentransformation von tetragonal nach monoklin bei Zirkonoxiden mit hohem tetragonalem Anteil: Durch die mit diesem Prozess verbundene Volumenexpansion wird das Fortschreiten des Risses unterbunden. Quelle: Martin Rosentritt Werkstoffkunde für Zahnärzte V IERTEILIGE S ERIE Teil 1: Polymerbasierte CAD/CAM-Kunststoffe Fotos: B. Stawarczyk, M. Rosentritt, zm-nb Teil 2: Glaskeramik Teil 3: Zirkonoxid Teil 4: Vergleich der Indikationen 76 Zahnmedizin

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