Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 109, Nr. 5, 1.3.2019, (466) stellen. Doch auch wenn das Indikations- gebiet klein ist, kann durch dieses Verfahren die Extraktion funktionell und ästhetisch wichtiger Zähne verhindert werden. Da Traumata als primäre Ursache für Oblitera- tionen [Andreasen et al., 1987] häufig junge Menschen betreffen, können durch den Zahnerhalt komplikationsbehaftete Eingriffe (wie die frühe Implantation und Knochen- augmentationen in der ästhetischen Zone) verhindert werden und der Zahn kann im Idealfall lebenslang erhalten bleiben. Im vorliegenden Fall ist die Kalzifizierung vermutlich auf die hohe Krafteinwirkung durch die Extrusion zurückzuführen. Woloshyn et al. fanden bei 21 Prozent der Patienten mit impaktierten Eckzähnen kalzifizierte Kanäle nach chirurgisch-kieferorthopädischer Ex- trusion [Woloshyn et al., 1994]. Auch Ling et al. fanden mehr kalzifizierte Kanäle an Eckzähnen nach Extrusion als auf der kontralateralen Seite ohne Extrusion [Lint et al., 2007]. Dies lässt darauf schließen, dass gerade forcierte Kräfte ursächlich sein könnten. Im vorgestellten Fall wurden bereits Bohrer mit einem Durchmesser von 1,0 mm ver- wendet. Die erste Version dieser Instrumente wies einen Durchmesser von 1,5 mm auf. Die neuerdings verfügbaren kleinen Durch- messer haben den Begriff der „Micro Guided Endodontics“ geprägt und das Indikations- spektrum für die Technik auf Zähne mit dünnen und grazilen Wurzeln erweitert [Connert et al., 2017]. Studien belegen, dass mit dem „Guided Endodontics“-Verfahren reproduzierbare Er- gebnisse mit nur minimalen Abweichungen zwischen geplanter und tatsächlicher Boh- rung erzielt werden können [Connert et al., 2017; Zehnder et al., 2016; Buchgreitz et al., 2016]. Die präzise Planung ist aufwendig, zeitintensiv und bedarf genauer Kenntnisse der Zahnanatomie sowie der richtigen Interpretation der DVT-Aufnahmen. Die eigentliche Durchführung der Bohrung ist jedoch relativ einfach und zeigt keinen sig- nifikanten Unterschied zwischen erfahrenen Endodontologen und Anfängern [Connert et al., 2017]. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das „Guided Endodontics“-Verfahren eine sichere Methode zur Erschließung oblite- rierter Wurzelkanäle darstellt. Auch wenn der Aufwand aktuell noch sehr hoch ist und die Indikation sich auf komplexe Fälle be- schränkt, ist in Anbetracht der rasanten technischen Entwicklung in der Zahnheil- kunde zu erwarten, dass diese Technik immer mehr Einzug in die Praxis finden wird. Dr. Benjamin Mahmoodi, M.Sc. Praxis für mikrosko- pische Endodontie Dr. Anna Lechner & Kollegen Eschollbrücker Str. 26 64295 Darmstadt benjamin.mahmoodi@ web.de Dr. Anna Lechner, M.Sc. Praxis für mikrosko- pische Endodontie Dr. Anna Lechner & Kollegen Eschollbrücker Str. 26 64295 Darmstadt PD Dr. Dan Brüllmann Oberarzt, Facharzt für Oralchirurgie Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinik und Polikliniken für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz und Oralchirurgie Weißliliengasse Weißliliengasse 31, 55116 Mainz Abbildung 13: Perforationsversorgung mit BC Root Repair Material (FKG, La Chaux-de- Fonds, Schweiz) Quelle: Benjamin Mahmoodi Abbildung 14: Masterpointaufnahme und Kontrolle der Perforationsdeckung Quelle: Klinik und Polikliniken für ZMK, Universitätsmedizin Mainz Abbildung 15: Kontrollröntgenbild nach erfolgter Wurzelfüllung Quelle: Klinik und Polikliniken für ZMK, Universitätsmedizin Mainz Abbildung 16: Röntgenaufnahme, ein Jahr postoperativ Quelle: Dan Brüllmann Alle Porträts: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 92 Zahnmedizin

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