Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1146) Ein 74-jähriger Patient stellte sich mit einer anamnestisch seit zwei Wochen bestehen- den, größenprogredienten Raumforderung des linken Oberkiefers vor. Der Befund war im Rahmen der regulären zahnärztlichen Kontrolle aufgefallen. Die allgemeine Anamnese zeigte eine arterielle Hypertonie, eine leichtgradige Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus sowie ein metabolisches Syndrom. Vor sechs Jahren war bei dem Patienten ein Urothelkarzinom und vor 15 Jahren ein Prostatakarzinom therapiert worden. Der Patient war bezüglich der Malignome stets bei seinem Urologen in der Nachsorge. Im dentalen Bereich lag nebenbefundlich eine Parodontitis marginalis mit aktuell stabilem Zustand ohne vertiefte Taschentiefen oder freiliegende Furkationen vor, die regelmäßig zahnärztlich behandelt wurde. Zum Zeitpunkt der Untersuchung zeigte sich im linken Oberkiefer palatinal regio 26/27 ein livider braun-rötlicher Tumor von etwa zwei Zentimeter Größe mit Verdrän- gung der fixierten Gingiva nach krestal. Nach palatinal-medial war das Bindegewebe unter reizloser Schleimhaut aufgetrieben (Abbildung 1). In der Bildgebung mittels Panoramaschichtaufnahme zeigte sich in der interessierenden Region eine Verschattung der linken basalen Kieferhöhle mit Auf- lösung des krestalen Knochens im Molaren- bereich. Des Weiteren war ein retinierter Zahn 48 und ein horizontal-vertikaler Knochenabbau bei bekannter Parodontitis zu erkennen (Abbildung 2). Zur weiteren Diagnostik wurde eine Computertomogra- fie des Kopfes und bei Verdacht auf mög- liche Metastasierung der vorbekannten Malignome eine Computertomografie des Thorax und Abdomens durchgeführt. Hier- bei zeigte sich die bereits diagnostizierte Raumforderung im Bereich der linken basa- len Kieferhöhle mit partieller Auflösung des molarennahen Knochens und einer weich- teildichten Raumforderung im Bereich der basalen Kieferhöhle. Die kranialen Anteile der Kieferhöhle waren belüftet (Abbildung 3). Ein Anhalt für eine Metastasierung oder ein Rezidiv des Urothel- bzw. Prostatakarzinoms bestand nicht. In dem durch eine Inzisions- biopsie in Lokalanästhesie entnommenem Gewebe zeigte sich histologisch eine teils glandulär, teils kribriform konfigurierte epi- theliale Proliferation mit teils basophilem Stroma. Es lag eine deutliche Positivität für CK7 und S100 ohne Färbereaktion für CK5/6 vor. Somit entsprach der Befund dem eines kanalikulären Adenoms. Der Tumor wurde in Intubationsnarkose entfernt. Zur Kieferhöhle bestand eine dünne knöcherne Abgrenzung, die belassen wurde. Eine endo- skopische Untersuchung über den mittleren Der besondere Fall mit CME Kanalikuläres Adenom des Oberkiefers Elisabeth Goetze, Peer W. Kämmerer Ein Patient, der bereits mehrere bösartige Neubildungen in der Vergangenheit hatte, stellt sich mit einer suspekten Veränderung des linken Gaumens vor. Der vorliegende Fall beschreibt allerdings lediglich einen gutartigen Tumor der kleinen Speicheldrüsen, der normalerweise vor allem in der Oberlippe zu finden ist, dieses Mal aber im Oberkiefer lokalisiert war und durch den aufmerksamen Hauszahnarzt im Rahmen einer Routinekontrolle entdeckt wurde. Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Abbildung 1: klinisches Bild bei Erstvorstellung mit einer livid-bläulichen Raumforderung palatinal links Alle Fotos: Goetze 84 Zahnmedizin

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