Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1147) Nasengang zeigte bis auf zwei kleinen Schleimretentionszysten oberhalb der Läsion – die jeweils entfernt wurden – keine weite- ren Auffälligkeiten. Der Defekt wurde durch eine Einlagerung des Bichat’schen Fett- körpers und eines Mukoperiost-Lappens von vestibulär gedeckt. Die finale histologische Beurteilung bestätigte die Diagnose und eine vollständige Entfernung. Nach einem unkomplizierten postoperativen Heilungs- verlauf zeigte der Patient in der klinischen Nachsorge nunmehr sechs Monate nach Operation keinen Anhalt für ein Rezidiv. Diskussion Das kanalikuläre Adenom ist ein seltener benigner Tumor, der etwa ein bis drei Pro- zent aller Speicheldrüsentumore ausmacht [Peraza et al., 2017] Es präsentiert sich typischerweise, wie auch im vorgestellten Fall, als eine submuköse Raumforderung mit lividem Aussehen im Falle eines Schleim- hautdurchbruchs. Eine intakte Schleimhaut- bedeckung ist ebenso möglich. Anamnes- tisch berichten die Patienten in der Regel über eine langsame, oft mehrmonatige Größenzunahme. Das im vorgestellten Fall kurzzeitige Wachstumsintervall ist nicht charakteristisch für diese Erkrankung. Symp- tome wie Missempfindungen und Schmer- zen treten selten auf. Das kanalikuläre Adenom betrifft am häu- figsten die Oberlippe (>70 Prozent), gefolgt von Wange und palatinaler Gingiva. In selte- nen Fällen kann diese Tumorentität auch multifokal, nasal, im Bereich des Ösophagus oder intraossär auftreten [Peraza et al., 2017; Ray et al., 2018]. Das kanalikuläre Adenom hat einen Altersgipfel in der siebten Dekade, wobei Einzelfälle auch in jüngerem Alter beschrieben wurden. Insgesamt sind Frauen mit einem Anteil von rund 64 Pro- zent häufiger betroffen als Männer [Peraza et al., 2017]. Spezielle Risikofaktoren sind nicht bekannt. Histopathologisch kann die Abgrenzung zu einemMukoepidermoidkar- zinom schwierig sein. Die Unterscheidung erfolgt dann über die Immunhistopathlogie. Typische immunhistochemische Marker für ein kanalikuläres Adenom sind Cytokeratin- pan, S100, CK7 und Vimentin [Thompson et al., 2015]. Zur Diagnostik kann entweder eine Magnet- resonanztomografie oder bei knöcherner Beteiligung eine Computertomografie durchgeführt werden. Bei reinen Weich- gewebstumoren der Oberlippe oder Wange kann auch eine Sonografie ausreichend sein. Das radiologische Bild entspricht einer gut abgrenzbaren Weichteilmasse mit mit- unter lokal aggressivem Wachstum und knöcherner Destruktion [Smullin et al., 2004]. Die Therapie besteht aus der Entfernung des Tumors. Die lokale Resektion, gegebenen- falls als Enukleation durchgeführt, ist das Standardverfahren. Bei vollständiger Entfer- Abbildung 2: Panoramaschichtaufnahme mit partieller Verschattung der linken Kieferhöhle und aufgelöster Knochenstruktur retromolar links, nebenbefundlich retinierter Zahn 48 und vertikaler Knochenabbau in Ober- und Unterkiefer Abbildung 3:Computertomografie im a) axialen, b) koronaren und c) sagittalen Anschnitt Höhe Kieferhöhle mit Raumforderung Kieferhöhle links und teilweiser Auflösung der lateralen/medialen Kieferhöhlenwand 85

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