Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1152) Dem Regionalatlas zufolge beträgt der Mehr- umsatz durch Privatversicherte bundesweit 12,9 Milliarden Euro pro Jahr (Ende 2017), auf Bayern entfallen 2,2 Milliarden Euro. Diese Summe komme, „anders als oft vermutet“, – so die These – vor allem den Ärzten auf dem Land zugute. Da Privatpatienten auf dem Land im Durchschnitt älter und in den Bal- lungszentren Mieten, Gehälter und andere Kosten höher seien, sei der Mehrumsatz auf dem Land besonders wertvoll: „Landärzte in Bayern profitieren von Mehrumsätzen im Real- wert von durchschnittlich 65.000 Euro pro Jahr, in den Metropolen sind es 53.000 Euro.“ Ausgewählte Ergebnisse aus dem Regional- atlas: \ Bayern hat mit einem PKV-Marktanteil von 12,7 Prozent vergleichsweise überdurch- schnittlich viele Privatpatienten (Gesamt- Deutschland: 10,6 Prozent). \ Die 2,2 Milliarden Euro Mehrumsätze in Bayern entsprechen je Einwohner 170 Euro (Gesamt-Deutschland: 142 Euro). \ Von den in Bayern verbleibenden Mehr- umsätzen entfallen 1,18 Milliarden Euro auf die ambulante ärztliche Versorgung. Je am- bulant niedergelassenem Arzt entspricht das rechnerisch rund 57.300 Euro jährlich (Gesamt-Deutschland: circa 51.200 Euro). \ Alte Menschen gehen in der Regel häu- figer zum Arzt. Und das Preis- und Kosten- niveau in der Stadt ist höher als auf dem Land. Beides muss einbezogen werden, um die Bedeutung der Privatversicherten für die Versorgung auf dem Land richtig zu bewerten. Die Untersuchung folgt deshalb dem Ansatz einer Realwert-Analyse alters- adjustierter Mehrumsätze. \ Die Realwerte der in den Regionen ver- bleibenden altersadjustierten Mehrumsätze unterscheiden sich demnach deutlich von den Nominalgrößen. In städtischen Regionen liegen die realen Werte der Mehrumsätze in der Regel unterhalb der Nominalwerte. So sind etwa die in München verbleibenden Nominal-Mehrumsätze in der ambulanten ärztlichen Versorgung in Höhe von 181,7 Millionen Euro (= 51.043 Euro je nieder- gelassenen Arzt) bei Berücksichtigung der regionalen Alters- und ärztlichen Kosten- strukturen real 134,7 Millionen Euro (= 37.851 Euro je niedergelassenen Arzt) wert. \ In ländlichen Regionen zeigt sich ein um- gekehrtes Bild. Die Realwerte der von PKV- Versicherten ausgelösten altersadjustierten Mehrumsätze liegen über denen in der No- minalwertanalyse. So sind zum Beispiel die im Landkreis Regen (oder im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge) je ambulant niedergelassenen Arzt regional verbleiben- den Nominal-Mehrumsätze in Höhe von 60.794 Euro (46.032 Euro) real 77.344 Euro (67.656 Euro) wert. Beide Landkreise stehen damit als ländliche Region im bayerischen Realwert-Vergleich gut da. \ Mit dem Konzept der Raumordnungs- regionen lassen sich laut der Untersuchung „Stadt-Umland-Verzerrungen“ weitestgehend vermeiden. Deshalb ergibt sich ein differen- zierteres Bild: Privatversicherte lösen sowohl in ländlichen Raumordnungsregionen als auch in städtischen Ballungszentren je nieder- gelassenen Arzt durchschnittliche nominale Mehrumsätze in Höhe von 55.000 bis 58.000 Euro jährlich aus. Zwischen städtischen und ländlichen Regionen lassen sich keine signi- fikanten Unterschiede erkennen. ” Die Regionaldaten widerlegen die These, dass sich Ärzte angeblich seltener in ländlichen Regionen niederlassen, weil es dort weniger Privat- versicherte gibt. Florian Reuther, Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) Der Regionalatlas zeigt laut PKV-Verband, dass eine Vereinheitlichung der Vergütungs- systeme von Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung keineswegs zu einer besseren Verteilung der Ärzte in Deutschland führt: „Wer die Mehrumsätze der Privatpa- tienten streicht, gefährdet die medizinische Versorgung durch niedergelassene Ärzte auf dem Land stärker als in den Städten“, be- tonte PKV-Verbandsdirektor Reuther. pr PKV-Verband legt Regionalatlas für Bayern vor Privatversicherte stärken die Versorgung auf dem Land Privatpatienten sind nicht für Versorgungsmängel auf dem Land verantwortlich. Vielmehr tragen sie gerade in ländlichen Regionen überproportional zum Ein- kommen der Ärzte und damit zum Fortbestand der Arztpraxen bei. Das belegt laut PKV-Verband der neue PKV-Regionalatlas Bayern. \ Um Stadt-Land-Verzerrungen zu ver- meiden, liegen der Untersuchung nicht Stadt- und Kreisgrenzen, sondern Raum- ordnungsregionen zugrunde. \ Mit Blick auf die regionalen Alters- unterschiede der Privatversicherten („Pri- vatversicherte in den Städten sind im Durchschnitt jünger“) und aufs regional unterschiedliche Preis- und Kostenniveau („Mehrumsätze in der Stadt sind in der Regel real weniger wert“) wurde sowohl eine altersadjustierte als auch eine wert- bereinigte Auswertung der Bedeutung der Privatversicherten für die medizinische Infrastruktur vorgenommen. \ Methodik Foto: AdobeStock- kianluca Der Regionalatlas, der bisher für Bay- ern vorliegt, aber für weitere Bundes- länder geplant ist, schlüsselt die zu- sätzlichen Einnahmen von Arztpraxen durch den Anteil der Privatversicherten nach Städten und Landkreisen auf. \ Bayern PKV-Regionalatlas 90 Politik

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