Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1160) Etwa ein Drittel aller Zahnarztpraxen hat ein eigenes Praxislabor – 55 Prozent davon mit Zahntechnikern. Der größte Anteil der gewerblichen Labore (72 Prozent) erzielt einen Umsatz zwischen 100.000 Euro und eine Million Euro. Der Umsatz der umsatz- steuerpflichtigen gewerblichen Dentallabore betrug 2017 rund 5 Milliarden Euro. Von den seit 2012 rückläufigen Betriebszahlen sind besonders kleine Betriebe stark betroffen. Insgesamt 49.500 der etwa 64.700 Zahn- techniker waren 2017 angestellt – davon über 85 Prozent in gewerblichen Dentallaboren. Der Allround-Anbieter verschwindet langsam Die Gesamtausgaben für Zahnersatz lagen 2016 bei 7,51 Milliarden Euro. ZE aus dem Ausland erzeugt einen zusätzlichen Wettbewerbsdruck auf die herkömmlich arbeitenden Labore. Schätzungen zufolge liegt der Marktanteil von Auslandszahn- ersatz zwischen 10 und 30 Prozent. Über die Hälfte wird in China gefertigt, weitere wichtige Herkunftsländer sind die Türkei und die Philippinen. Für die Dentallabore bedeutet die zuneh- mende CAD/CAM-Fertigung, dass sie sich und ihre Rolle im Herstellungsprozess neu definieren müssen, vor allem, weil das Brot- und-Butter-Geschäft mit Kronen und Brücken tendenziell zurückgehen dürfte. Der alte „Allround-Anbieter“ fürs gesamte ZE-Spek- trum aus einer Hand verliert an Bedeutung. Durch die Auslagerung von Teilprozessen gewinnen Fertigungszentren an Bedeutung, und im Low-Budget-Bereich werden zahn- technische Leistungen vermehrt auch von ausländischen Laboren erbracht. Der Vorteil der im Ausland meist geringeren (Personal-)- Kosten für die Laborarbeiten spielt jedoch vermutlich eine immer geringere Rolle, da der zunehmende Umfang von per CAD/CAM- gefertigten Teilen die zeitintensive – und im Ausland günstigere – Handarbeit der tradi- tionellen Fertigungsweise ersetzt. Beispiels- weise dauert die Herstellung einer Krone mittels CAD/CAM-Fräse 15 bis 20 Minuten plus 30 Minuten Sintern im Sinterofen. Hinzu kommen sinkende Preise und die verbesserte Qualität bei den additiven Fertigungsverfahren (3-D-Druck). Jene sind mittlerweile auch für kleine Labore er- schwinglich, die somit kostengünstig, schnell und materialsparend zahntechnische Pro- dukte wie Kronen/Brücken, Schienen, Mo- delle oder Löffel produzieren können. Sollten sich die Anschaffungskosten von CAM-Anlagen nicht rechnen, kann es gerade für kleinere Labore sinnvoll sein, nur in die CAD-Technik zu investieren und die CAM-Fertigung an Fräszentren auszulagern. Anders verhält es sich beim Einsatz additiver Fertigungsverfahren: In gewerblichen Dental- laboren und in Praxislaboren ist der 3-D- Druck von Bohrschablonen bereits weitver- breitet – ebenso wie die Herstellung von Aligner-Schienen in der Kieferorthopädie. 3-D-Drucker ersetzen in Laboren beispiels- weise den arbeitsintensiven Prozess der Mo- dellgussherstellung. Weitere Anwendungen sind Anti-Knirsch- und Aufbissschienen oder Abformlöffel. Auch die einfache und schnelle Herstellung von Langzeitprovisorien und Implantaten ist künftig möglich. Im KFO- Bereich werden Zahnkränze zum Tiefziehen von Alignern oder Übertragungstrays für die indirekte Klebetechnik bereits mithilfe von 3-D-Druckern gefertigt. Inzwischen können viele Materialien mittels verschiedenster additiver Fertigungsverfahren via CAD/CAM verarbeitet werden – Metalle, Kunststoffe und sogar Keramik. 3-D-Druck: Auch für kleine Labore erschwinglich Der große Vorteil des 3-D-Drucks: erhebliche Zeitersparnis gegenüber konventionellen Fertigungsverfahren, bei hoher Qualität und geringem Materialverbrauch. Eine empirische Erhebung ergab eine Reduktion der Stückkosten bei digitaler Fertigung mit- Atlas Dental 2019 Dentaltechniker und Labore im Umbruch Die deutsche Dentallabor-Branche mit ihren 19.500 gewerblichen Dental- und Praxislaboren ist stark fragmentiert. Neue Technologien, der Fachkräftemangel und die Niedrigzinsphase machen den Markt zunehmendfür Investoren interessant. Foto: AdobeStock - Dmitry Der „Atlas Dental 2019“ wurde von der Gesellschaft zur Förderung der Dental-Industrie mbH (GFDI) auf der diesjährigen IDS vorgestellt. Auf 84 Seiten zeigt die Studie, wie und warum sich der europäische Dentalmarkt ver- ändert, illustriert die Trends und be- schreibt die Folgen, die dieser Wandel für Zahnärzte, Zahntechniker, Labore und Patienten hat. Die interessantes- ten Ergebnisse dieser Analyse finden Sie auf den folgenden Seiten. \ Atlas Dental 2019 98 Politik

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