Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1159) und sonstigen Umständen. Im Schnitt wende ich zwei bis drei Stunden am Tag auf. Bilder müssen ja nicht nur gemacht, sondern auch bearbeitet, die Postings ge- schrieben, auf Kommentare geantwortet werden. Ihre – fast alle als Anzeige gekennzeichneten – Posts ergänzen Sie oft mit Rabattcodes, die man auf den jeweiligen Shoppingseiten eingeben kann, zum Teil in in Höhe von 40 Prozent. Wie kommt das zustande? Mit den Firmen handle ich Rabatte aus oder Gutscheine für Gewinnspiele. Wie hoch die Rabatte dann werden, ist Verhandlungs- sache. Ich finde, dass es sich auch deshalb lohnt, mir zu folgen. Wenn Sie Selfies von sich zeigen, sieht man natürlich das Smartphone. Wer aber schießt die anderen Fotos? Ab und zu arbeite ich mit regionalen Foto- grafen zusammen. Das Modell heißt „Time for Photos“ und ist beiderseits unbezahlt. Ich bekomme die Bilder, und das Studio darf mich als Referenz aufnehmen. Wenn ich zum Beispiel von Hochzeitsfotografen abge- lichtet werde, bin ich für sie eine Portfolio- Erweiterung. Die allermeisten Fotos mache ich aber selbst. Als Influencerin steht man immer vor der Frage, wieviel Privates man preisgibt. Wie lösen Sie das Dilemma, weder zu offenherzig noch zu verschlossen zu wirken? Meine Familie zeige ich grundsätzlich nicht, sie ist auch gar nicht medienaffin. Mein Partner ist das Maximum, das ich von mei- nem Privatleben preisgebe. Er ist nicht auf Instagram, wirkt aber wie ein Schutzschild, wenn ich mich gemeinsam mit ihm zeige. Das hält genügend unangenehme Anfragen oder unpassende Angebote ab. Kommt es zwischen Ihrer zahnärztlichen Tätigkeit und Ihrem Influencer-Dasein zu Konflikten? Grundsätzlich bin ich glücklich mit meiner Studienwahl und gehe in meinem Beruf auf. Einen möglichen Interessenkonflikt sehe ich nicht. Auf Instagram bin ich Lifestyle- Bloggerin – und Zahnmediziner sind ja generell nicht so Instagram-affin, genau wie die Dentalindustrie. Wo haben Sie Zahnmedizin studiert, und wie haben Sie Ihr Studium finanziert? An der Uni Greifswald. Mein Studium habe ich fast komplett selbst finanziert. Ich komme nicht aus einer Zahnarztfamilie. Mein Vater ist Elektriker, meine Mutter Altenbetreuerin. Kursumlagen zum Beispiel müssen Studenten in Greifswald komplett selbst tragen, das sind 400 Euro pro Kurs. Oder die Lupenbrille für 1.500 Euro, Winkel- stücke zu 800 Euro für zwei Stück, der Arti- kulator auch für 800 Euro. Manches konnte ich gebraucht kaufen, trotzdem waren viele Nebenjobs nötig. Wie eben der als Fitness- trainerin. Ab dem fünften Semester habe ich als Tutorin gearbeitet, in Phantomkursen und im Kurs „Problemorientiertes Lernen“, abgekürzt POL. Das POL ist Teil des Modells „Früher Patientenkontakt“, eine Greifswalder Spezialität. Da habe ich die „Erstis“ in Hospize und Altersheime begleitet, wo sie erfahren haben, wie man mit diesen speziellen Patienten umgeht. Seit Mitte März arbeiten Sie als Assistenzzahnärztin in einer Praxis am Timmendorfer Strand, in einem Ihrer Posts sprechen Sie von einer „Traumpraxis“. Was ist so toll? Ich wusste gleich, hier fühlst du dich wohl. Weil mich der Hund meines jetzigen Chefs schon am Tag des Gesprächs vor der Tür begrüßt hatte. Alles war angenehm locker, die ZFAs wirkten überhaupt nicht gestresst, sondern haben mich wirklich freundlich an- gelächelt. Ich hab es gern unkompliziert. Auch der Probearbeitstag lief gut. Der Praxis- inhaber, Dr. med. dent. Alexander Eipel, sieht es übrigens positiv, was ich so neben- bei auf Instagram mache. Die Fragen stellte Marko T. Hinz. ? ? ? ? ? ? Bei der Arbeit in der Praxis Fotos: @be_julieful Neben Modeaufnahmen postet sie auch – sorgsam ausgewählte – Bilder aus ihrem Privatleben. 97

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