Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1236) 2003]. In ihrem Modell beschrieben die Autoren die Verwendung der folgenden Parameter für die Risikobewertung, die als „niedrig“, „mittel“ oder „hoch“ für den weiteren Verlauf der Parodontalerkrankung eingestuft werden: Bluten auf Sondieren (Bleeding on Probing, BOP), Sondierungs- tiefen größer/gleich 5 mm, Anzahl der verlorenen Zähne, Alveolarknochenverlust, systemische Faktoren sowie das Rauchen als Umwelt- respektive Risikofaktor. Im Jahr 2004 wurde dieses Tool online veröffentlicht unter http://www.perio-tools.com/pra. Um das individuelle Risiko des Patienten für das mögliche Fortschreiten der Parodontitis einzuschätzen und das geeignete UPT-Inter- vall in der alltäglichen Praxis zu bestimmen, wurde die Gültigkeit der Verwendung des PRA-Tools in mehreren klinischen Studien geprüft sowie in einer systematischen Litera- turübersicht insgesamt ausgewertet [Lang und Tonetti, 2003; Lang et al., 2015; Pretzl et al., 2008; Eickholz et al., 2008; Meyer- Bäumer et al., 2012]. Obwohl mit dem PRA-Tool die Höhe des Risikos für das Fort- schreiten der parodontalen Erkrankung an- gegeben werden konnte, ließ sich daraus noch nicht auf die indizierten UPT-Intervalle schließen. Die Sondierungsblutung Um die parodontale Stabilität in der klinischen Praxis zu bewerten und das geeignete UPT- Intervall zu bestimmen, wird daher nach bisherigem Wissenstand empfohlen, den prozentualen Blutungswert bei der Unter- suchung, das sogenannte „Bleeding on Pro- bing“ (BOP), zu jedem UPT-Termin neu zu ermitteln [Lang et al., 1990]. Patienten mit einemmittleren BOP-Prozentsatz von kleiner/ gleich 20 Prozent können als parodontal stabil eingestuft werden [Ramseier et al., 2015; Joss et al., 1994]. Konsequenterweise sollte demnach bei Patienten mit höheren BOP-Werten der nächste UPT-Besuch bereits früher geplant werden, während Patienten mit einem niedrigeren BOP in längeren Ab- ständen wieder einbestellt werden könnten (Abbildung 2). Neueren Erkenntnissen zufolge ist der BOP bei Rauchern reduziert. Die bisher bekann- ten Schwellenwerte mussten demnach für Raucher, Ex-Raucher und Nichtraucher neu festgelegt werden [Ramseier et al., 2015]. Patienten mit einem mittleren BOP von kleiner/gleich 20 Prozent und unbekanntem Raucherstatus können nach wie vor als parodontal stabil angesehen werden, wäh- rend ein BOP von 23 Prozent bei Nicht- rauchern und ehemaligen Rauchern und ein BOP von 16 Prozent bei Rauchern als Schwellenwerte für die Bestimmung der parodontalen Stabilität angesehen werden können (Abbildung 3). Berechnung des indizierten UPT-Intervalls Da parodontal instabile Raucher nicht gleichzeitig mit ihren erhöhten Resttaschen- werten einen ebenfalls erhöhten BOP auf- weisen, kann es für die Beurteilung der parodontalen Stabilität angezeigt sein, neben den BOP-Schwellenwerten zusätzlich die sogenannten Resttaschenprofile bei jedem UPT-Termin zu beurteilen [Ramseier et al., 2015]. Aus diesem Grund wurde wei- ter nach Möglichkeiten gesucht, das indi- zierte UPT-Intervall mithilfe der verfügbaren Resttaschenprofile zu bestimmen. Ziel einer Abbildung 3: Parodontal stabile Patienten zeigen über eine Beobachtungszeit von fünf Jahren insgesamt einen prozentualen BOP von unter 20 Prozent (drei rote Säulen links), während insta- bile Patienten mit ihrem prozentualen BOP deutlich über 20 Prozent liegen (drei rote Säulen rechts). Parodontal stabile Raucher zeigen einen mittleren prozentualen BOP von rund 16 Pro- zent. Es ist weiter zu beachten, dass insbesondere Raucher während der UPT weniger prozentua- len BOP zeigen als Resttaschen (Prozent) ab 4 mm. Bei Nichtrauchern oder Ex-Rauchern ist dies gerade umgekehrt: Diese haben mehr prozentualen BOP als Resttaschen (Prozent) ab 4 mm. Quelle: Ramseier et al., 2015 46 Zahnmedizin

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