Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1267) \ Mit dem Klassifizierungssystem von 1999 war erstmalig die Notwendigkeit an- erkannt worden, die gingivalen Erkrankun- gen zu klassifizieren – allerdings gab es da- bei viele Unzulänglichkeiten. \ Es fehlte eine Definition der „Gesundheit“ und die Beschreibung der Gingivitis war un- nötig komplex. \ Die neue Klassifikation des 2017 World Workshop legt eine klare Definition paro- dontaler Gesundheit vor, sowohl histologisch als auch klinisch. \ Sie vereinfacht auch die Definition der Gingivitis in zwei Kategorien: Plaque-Bio- film induzierte Gingivitis und nicht durch Plaque-Biofilm bedingte gingivale Erkran- kungen. \ Klinische gingivale Gesundheit wird sowohl bei einem intakten als auch bei ei- nem reduzierten Parodontium definiert, während Gesundheit/Stabilität für einen er- folgreich behandelten Parodontitis-Patien- ten definiert wird. Einleitung Menschliche Parodontalerkrankungen um- fassen ein breites Spektrum von Zuständen. Einige davon sind mit dem Plaque-Biofilm verbunden, während andere unabhängig von der Akkumulation des Biofilms ent- stehen und entweder durch den Biofilm modifiziert oder unbeeinflusst von ihm sein können. Mit dem Klassifizierungssystem von 1999 war erstmalig die Notwendigkeit anerkannt worden, die gingivalen Erkrankungen zu klassifizieren. Aber die Einordnungen in diesem System hatten viele Unzulänglich- keiten. In die Klassifizierung gingivaler Zu- stände waren einige irreführende Kuriositä- ten, wie eine „Diabetes-mellitus-assoziierte Gingivitis“ oder eine „Ascorbinsäuremangel- Gingivitis“, einbezogen. So gibt es beispiels- weise keine „Ascorbinsäuremangel-Gingivi- tis“ – tatsächlich handelt es sich dabei um „Skorbut“ oder eine Zahnfleisch-Ulzeration, verursacht durch Ascorbatmangel. Im Klassifizierungssystem von 1999 gab es keinen Versuch, „Gesundheit“ zu definieren, was eindeutig ein kritischer Faktor bei den Bemühungen ist, Falldefinitionen für Krank- heiten festzulegen. Weiterhin fiel die Be- schreibung der Gingivitis unnötig komplex aus, da dort sowohl prädisponierende als auch modifizierende Faktoren in die Diagnose eingebettet waren. Im Kontext dieser Limitationen der Klassi- fikation von 1999 beschloss die Arbeits- Klinischer Leitfaden – Teil 1 Parodontale Gesundheit und Gingivitis Iain Chapple Abbildung 1: Pristine parodontale Gesundheit, ein sehr seltener Zustand Quelle: EFP Abbildung 2: Klinische gingivale Gesundheit, weniger als 10 Prozent lokalisierte Stellen mit Blutung Quelle: EFP 77

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