Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1269) ” Parodontale Gesundheit kann auf der Ebene einzelner Stellen oder auf der Ebene des gesamten Mundes, auf einem intakten oder auf einem reduzier- tem Parodontium bestehen. Die Definition von Gingivitis Die Plaque-induzierte Gingivitis an einem reduzierten Parodontium zu definieren, war die konzeptionell größte Herausforderung, über die ein Konsens erzielt werden musste. Das liegt daran, dass es anerkannt ist, dass die Folgen der Parodontitis irreversibel sind und dass ein Patient, der eine Parodontitis entwickelt, ein hohes Risiko für eine wieder- kehrende Parodontitis beibehält. Dieses Risiko bleibt unabhängig davon bestehen, ob ein Patient - nach erfolgreicher Behandlung derzeit gesund ist; - einzelne Stellen mit gingivaler Entzündung, definiert durch BoP an flachen Stellen (maximal 3 mm), aufweist; - 4 mm nicht blutende „geschlossene Taschen“ hat. Es wurde daher vereinbart, dass nach der Diagnose einer Parodontitis ein Patient lebenslang ein Parodontitis-Patient bleibt, dessen Status nach erfolgreicher Therapie jederzeit in eine der drei Kategorien einge- teilt werden kann: - Kontrolliert : gesund / stabil; - Remission : gingivale Entzündung; - Unkontrolliert : wiederkehrende Parodontitis / instabil. \ Gingivitis versus „gingivale Entzündung“: Im Kontext des Parodontitis-Patienten wird der Begriff „gingivale Entzündung“ und nicht „Gingivitis“ verwendet. Obwohl diese beiden Begriffe (technisch) das Gleiche bedeuten, wurde entschieden, dass man keinen Patienten haben kann, der sowohl als „Fall“ einer Parodontitis als auch als „Fall“ einer Gingivitis definiert ist. Dennoch kann ein Parodontitis-Patient Stellen mit gingivaler Entzündung bei Sondierungstie- fen von maximal 3 mm nach der Behand- lung aufweisen. Aber solche Patienten be- nötigen kein Wurzeloberflächen-Debride- ment aufgrund einer wiederkehrenden Parodontitis, sondern eher vielmehr eine Verbesserung der Mundhygiene und eine Plaque-Entfernung, um die lokalisierte gin- givale Entzündung zu behandeln. ” Klinische gingivale Gesundheit ist definiert als Zustand, in dem weniger als 10 Prozent Stellen mit Blutung auf Sondierung und Sondierungstiefen von maximal 3 mm vorliegen. \ Unterschiedliche Definitionen für Forschung und klinische Versorgung: Eine weitere Komplikation ergab sich aus dem Versuch, zwei konkurrierende Bedürfnisse in Einklang zu bringen: für epidemiologische Studien zur Erfassung der Parodontitisprä- valenz und für klinische Behandlungsproto- kolle zur Vermeidung von Überbehandlungen bei erfolgreich therapierten Parodontitis- Patienten. Der Schwellenwert für die Defini- tion der Gesundheit an einem reduzierten Parodontium bei einem behandelten Paro- dontitis-Patienten wurde für epidemiolo- gische Erhebungen, bei denen es wichtig ist, alle Fälle von Parodontitis zu erfassen, auf maximal 3 mm festgelegt. Für die kli- nische Versorgung, wo eine Überbehand- lung von nicht blutenden 4-mm-Taschen vermieden werden soll, wurde der Schwel- lenwert dagegen auf maximal 4 mm, aber ohne Blutung auf Sondierung, festgelegt. \ Gingivitis und Risikofaktoren: Gingivitis wurde vereinfacht als Gingivitis an einem intakten oder reduzierten Parodon- Abbildung 3: Gingivale Gesundheit/Stabilität auf einem reduzierten Parodont in einem Parodontitis-Patienten Quelle: EFP Abbildung 4: Prädisponierende Faktoren (lokale Risikofaktoren), zum Beispiel Plaque-retentive Faktoren Quelle: EFP 79

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