Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1280) Frau Sonntag, Ihre Zähne sind alle noch heil – trotz Hockey? Julia Sonntag: Meine Zähne wurden zum Glück noch nie beschädigt, denn im Tor trage ich einen Helm mit Gittermaske. Dafür sind blaue Flecken an Armen und Beinen an der Tagesordnung. Aber bei den Feldspielerin- nen kommt es ab und an vor, dass die Zähne getroffen werden. Hier reicht schon ein leichter Kontakt mit dem Hartgummiball und die Zähne sind locker oder werden komplett ausgeschlagen. Darum haben unsere Physiotherapeuten und Ärzte immer eine Zahnrettungsbox dabei. Warum sind Sie ins Tor gegangen und nicht Feldspielerin geworden? Im Grundschulalter taucht vor jedem Spiel die Frage auf „Wer geht ins Tor?“. Eigentlich war jede mal an der Reihe, aber bei mir hieß es irgendwann „Du machst das gut! Wäre das nichts Dauerhaftes für dich?“. Und von dort ging es dann ja bis in die Nationalmannschaft, Sie haben sportlich schon einiges erreicht. Mit meinen Mannschaften bin ich dreimal Deutscher Meister geworden, 2012 und 2014. 2018 sogar Hallenhockey-Weltmeisterin. Seit Ende 2015 spiele ich in der Nationalmann- schaft. Der damalige Bundestrainer Jamilon Mülders hat mich in den Kader berufen. Zu der Zeit war ich die Nummer drei hinter den beiden alteingesessenen Torhüterinnen, die ihre Karriere dann 2016 nach den olympischen Spielen in Rio beendet haben. Seitdem bin ich bei jedem großen internationalen Turnier dabei. In den U18- und U21-Mannschaften habe ich auch schon gespielt. Wie hoch ist denn der Zeitaufwand? Für die Nationalmannschaft zu spielen, be- deutet, viel unterwegs zu sein. Seit Januar bin ich quasi einmal um die Erde geflogen. Wir hatten Spiele in Argentinien, Australien, China, Neuseeland und den USA. Wenn ich nach Belgien oder Großbritannien muss, sind das für mich eher Heimspiele (lacht). Die Zeit, die ich für Hockeyspiele einsetze, hat sich gesteigert. Früher habe ich dreimal in der Woche trainiert und am Wochenende ein- bis zweimal gespielt. Inzwischen fahre ich jeden Tag nach der Arbeit zum Training. Bleibt bei Beruf und Sport überhaupt noch Zeit fürs Privatleben? Sie sind ja „frisch“ verheiratet. Den Termin für die standesamtliche Hoch- zeit haben wir mit meinem Bundestrainer, Xavier Reckinger, abgestimmt, genau wie unsere kirchliche Trauung jetzt im Sommer. Darüber, dass ich so oft unterwegs bin, ist mein Mann natürlich nicht immer erfreut. Aber er war auch Bundesliga-Spieler und bringt darum viel Verständnis für meine sportliche Laufbahn auf. Er sagt immer „Ich hätte es genauso gemacht, wenn ich die Chance dazu gehabt hätte“. Mehr als in der Nationalauswahl zu spielen, kann man als Sportler kaum erreichen. Naturgemäß ist ein solcher Einsatz aber begrenzt. Was planen Sie für die Zeit danach? Ich weiß, dass es ein Leben nach dem Hockey gibt. Daher habe ich immer großen Wert auf meine berufliche Karriere gelegt und versucht, hier keine Abstriche zu machen. Die anderen in der Nationalmannschaft sind ? ? ? ? ? ? Zahnärztin und Hockey-Nationalspielerin Julia Sonntag „Ich bin eine absolute Teamspielerin!“ Julia Sonntag ist nicht nur Zahnärztin. Sie steht auch im Tor der Hockey-National- mannschaft – seit 2016 ist sie bei jedem großen internationalen Turnier dabei. Blaue Flecken an Armen und Beinen sind bei ihr an der Tagesordnung – lange Reisen auch. Trotzdem bringt so schnell nichts aus der Ruhe, weder eine gegneri- sche Stürmerin noch eine Wurzelbehandlung. Beruflicher Werdegang \ 2016 Staatsexamen der Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke \ 2017 Assistenzzahnärztin bei Viva Dental Mönchengladbach/ Düsseldorf \ 2019 angestellte Zahnärztin bei Georg Stähn in Mönchengladbach Sportlicher Werdegang \ 1995–2007 Gladbacher HTC \ 2008–2009 RTHC Leverkusen (2. Bundesliga) \ Seit 2009 Rot-Weiß Köln (1. Bundesliga, 3x Deutscher Meister: 2x 2012, 2014) \ Seit 2015 A-Nationalspielerin \ 2018 Hallenhockey-Weltmeisterin und Kölns Sportlerin des Jahres Kurzbiografie Julia Sonntag Julia Sonntag im Hockeytor Foto: Paul Hüttemann 90 Praxis

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