Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1281) im Schnitt Anfang 20, in dem Alter kann man das noch etwas lockerer sehen. Ich bin 27. Es ist schwer zu sagen, wie lange ich noch im Kader sein werde – und dann möchte ich mich nicht erst noch um meine berufliche Zukunft kümmern müssen, son- dern sicher im Leben stehen. Kinder sind erstmal nicht geplant, das ist noch relativ fern. Wir wollen aber nach der Leistungs- sportkarriere auf jeden Fall welche. Zu Ihrem Hauptberuf: Was hat Sie bewogen, Zahnärztin zu werden? Mein Vater ist Zahnarzt [Dr. med. dent. Jochen Ciupka mit eigener Praxis in Mönchenglad- bach, Anmerkung der Redaktion]. Da habe ich mich gefragt „Was macht denn der Papa den ganzen Tag?“. Ich mag den Umgang mit Menschen und konnte mir nie einen Computerarbeitsplatz vorstellen. Als Schüle- rin habe ich mehrere Praktika in der Rich- tung gemacht, die ich alle sehr interessant fand. Ich habe als Kind immer viel gebastelt und gerne mit den Händen gearbeitet. Und in der Schule mochte ich die naturwissen- schaftlichen Fächer besonders. Wie haben Sie Ihre Studium erlebt? Das Studium war cool, besonders die aus- geprägte praktische Orientierung dort. Ich konnte an der Universität Witten/Herdecke bereits ab dem siebten Semester Patienten von vorn bis zum Ende durchbehandeln. Aus dem Examen kann ich mich noch an die Namen aller sechs Patienten erinnern. Es lehren auch viele Praktiker an der Uni. Das Studium dort hat mir unfassbar viel gebracht. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen. Wie ging es nach dem Studium für Sie beruflich weiter? Meine Assistenzzeit habe ich schon hinter mir. Seit Anfang Mai arbeite ich als ange- stellte Zahnärztin in der Praxis von Georg Stähn in Mönchengladbach. Besonders ge- fällt mir dort, dass ich chirurgisch tätig sein kann, das gab es in meiner Assistenzzeit nicht. Ich würde auch gerne andere Fach- bereiche intensivieren, wie die Endodonto- logie und die biologische Zahnmedizin. Gibt es Pläne, sich in naher oder spä- terer Zukunft niederzulassen? Kurz- und mittelfristig sicher nicht. Mit der Konstellation jetzt, mit dem Angestellten- dasein und dem Sport nach der Arbeit, bin ich zufrieden. Eine eigene Praxis zu haben ist für mich noch sehr weit weg. Aber für die spätere Zukunft, wenn zum Beispiel die Kin- der aus demGröbsten raus sind, schließe ich das auch nicht völlig aus. Haben Sie vor, sich in der zahnärzt- lichen Standespolitik zu engagieren? Das weiß ich noch nicht. Warum eigentlich nicht? Da werde ich mal mit meinem Bruder darüber reden, der ist Politikwissenschaftler in Berlin (lacht). Denn wenn der Sport ir- gendwann weiter in den Hintergrund tritt, wird die Zahnmedizin und das Engagement dafür für mich mehr im Vordergrund ste- hen. Und ob Quote oder keine Quote für Frauen – ich möchte, dass es fair zugeht in den Standesvertretungen. Wie erklären Sie Ihrem Chef Ihre häufige Abwesenheit? Schon im Bewerbungsgespräch habe ich Herrn Stähn gesagt, dass ich häufig unter- wegs sein werde, teilweise mehrere Wochen am Stück. Das ist aber alles eine Sache der Organisation, es muss einfach menschlich stimmen. Den Nachteil meiner häufigen Ab- wesenheit gleiche ich damit aus, dass ich ein absoluter Teamspieler bin und gelassen an jede Herausforderung rangehe. Nach einem stressigen Arbeitstag tobe ich mich abends auf dem Platz aus und komme am nächsten Morgen ausgeglichen zur Arbeit. So schnell bringt mich nichts aus der Ruhe, weder eine gegnerische Stürmerin noch eine Wurzel- behandlung. Die Fragen stellte Marko T. Hinz. ? ? ? ? ? ? Georg Stähn ist niedergelassener Zahnarzt in Mönchengladbach und der Chef von Julia Sonntag: „Nach dem Bewerbungsgespräch habe ich abends zu meiner Frau gesagt ,Die isset‘. Frau Sonntag ist ein hundertprozentiger Teamplayer, ihre Ein- stellung zur Arbeit ist toll. Sowas merkt man ganz schnell. Sie kommt mit allen gut aus, was vielleicht auch am Sport liegt, Hockey ist ja eine Mannschafts- sportart. Auch bei den Patienten kommt sie gut an mit ihrer ruhigen und freund- lichen Art. Die Leute freuen sich auch, wenn sie sie wiedererkennen. Im April lief in Mönchengladbach ja die ,Hockey Pro League‘, darüber wurde viel berichtet. Dass Frau Sonntag ihren Sport neben dem Beruf aus- übt, davor habe ich großen Respekt. Im Sommer nimmt sie an der Europameister- schaft teil. Danach geht die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 los. Dass ich sie dafür häufig freistellen muss, hat sie mir gleich beim Vorstellungsgespräch mitgeteilt. Ausfalltage als solche werden von der Deutschen Sporthilfe bezahlt, ein wirtschaftlicher Schaden entsteht durch die Fehltage also nicht.“ „Respekt!“ Was der Chef sagt: Julia Sonntag im Praxisoutfit Foto: Privat 91

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