Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1330) Ausgewertet wurden für die Untersuchung die Daten von rund 2.819 Probanden, die im Rahmen der fortlaufenden, prospektiven SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) erhoben worden waren. Diese ist wegen ihres langen Beobachtungszeitraums und der großen Patientenkohorte besonders bemerkenswert. Die Teilnehmer wurden dreimal untersucht. Zu Studienbeginn putzten 18 Prozent ihre Zähne mit einer elektrischen Zahnbürste, elf Jahre später waren es 37 Prozent. Dabei stellten die Greifswalder Forscher um Pitchika et al. einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Zähneputzen mit einer elektrischen Zahnbürste und positiven Effekten auf die parodontale Gesundheit fest: Die Studienergebnisse zeigen eine reduzierte Progression von parodontalen Taschentiefen und einen geringeren Attachmentverlust gegenüber der Verwendung einer manuellen Zahnbürste. Das Voranschreiten der Sondierungstiefen war bei Nutzern einer elektrischen Zahnbürste um durchschnittlich 22 Prozent, der Attachmentverlust um 21 Prozent reduziert. Die Autoren schlussfolgern, dass aufgrund der verbesserten parodon- talen Gesundheit letztlich auch geringere Zahnverluste bei den Pro- banden auftreten. „Unsere Studie zeigt, dass elektrische Zahnbürs- Zahnbürsten-Studie Weniger Zahnverluste durch elektrische Zahnbürsten Eine Studiengruppe der Universität Greifswald hat sich über einen Beobachtungszeitraum von elf Jahren mit den Folgen des Gebrauchs elektrischer Zahnbürsten auf die Mundgesundheit beschäftigt. Ergebnis: Nutzer elektrischer Bürsten hatten durch- schnittlich ein Fünftel weniger Zahnverluste als Verwender konventioneller Handzahnbürsten. Kurz nach Erscheinen der Greifswalder Studie äußerte sich BZÄK- Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oesterreich zu den Ergebnissen. „Folgende Kernaussagen lassen sich aus der Studie herauslesen: 1. Lange Zeit galten normale Zahnbürsten als genauso effektiv wie elek- trische. Allerdings haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien Hinweise darauf geliefert, dass elektrische Bürsten bei gleicher regel- mäßiger Anwendung eine effektivere Mundhygiene durchführen. 2. Zwar sind bei optimaler Handhabung mit manuellen Zahnbürsten vergleichbare Ergebnisse erzielbar. Allerdings hat eben nicht jeder An- wender die perfekte Technik. Die elektrische Zahnbürste macht es quasi automatisch richtig. Bei der Vorbeugung der Parodontitis besitzt die elek- trische Zahnbürste nach neuesten Studien Vorteile. Entscheidend ist aber gleichzeitig ein positives Mundgesundheitsbewusstsein. 3. Bei Karies macht die Wahl der Zahnbürste keinen großen Unterschied. Hier spielen Fluoride in der Zahnpasta zum Schutz der Zähne eine größere Rolle. Gleichzeitig muss man feststellen, dass die Autoren auch selbstkritisch mit möglichen Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen, umgegangen sind. So sind die Nutzer der elektrischen Zahnbürsten (PTB) jünger, haben einen höheren Bildungsstatus, ein besseres Mundgesundheits- bewusstsein und zeigen mehr körperliche Aktivität. Entspre- chende statistische Auswertungsmethoden haben zwar bei Einschluss/Ausschluss dieser Faktoren keinen Unterschied in der Aussage gezeigt, aber die Autoren weisen darauf hin, dass dieser nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden kann. Auch wir haben auf Grundlage der Fünften Deutschen Mund- gesundheitsstudie gesicherte Erkenntnisse, dass der Bildungs- status und das verbesserte Mundgesundheitsbewusstsein (siehe auch Selbstwirksamkeitserwartung) in der Bevölkerung einen positiven Einfluss auf die Mundgesundheit sowohl bei der Karies als auch bei der Parodontitis besitzen. Auch ist anzunehmen, dass Einflüsse des Gesundheitssystems mit der deutlichen Zunahme von präventiven Leistungen in der Zahnarztpraxis, aber auch ein höheres generelles Gesund- heitsbewusstsein, positive Einflüsse unmittelbar auf die Durch- führung der Mundhygiene besitzen. Schließlich sind seit Ein- führung der Prophylaxe in den Schulen, aber auch in den Zahnarztpraxen sehr viel mehr Mundhygienetraining und Motivation vor allen Dingen für jüngere Altersgruppen erfolgt – und das hat positive Auswirkungen. Jüngere partizipieren von dieser Entwicklung natürlich mehr. Bewertung der Bundeszahnärztekammer Prof. Thomas Kocher, Leiter der Abteilung Parodontologie und Endodontologie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald, und Mitarbeiter und Studienautor Dr. Vinay Pitchika haben die Langzeitwirkung von elektrischen Zahnbürsten untersucht. Foto: Manuela Janke/UMGF 12 Zahnmedizin

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