Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1413) Möglichkeit, chirurgische Instrumente ein- zuschweißen. Bei Ihr müssen Patienten einen kleinen Obolus für die Behandlung entrichten, kein Vergleich jedoch mit den üblichen Zahlungen in den privaten Zahn- arztpraxen, die, wie wir hören, bei 30 Euro für die Untersuchung und 100 Euro für die Zahnsteinentfernung liegen. Andere Be- handlungen sind noch teurer. Verifizieren können wir diese Angaben nicht, jedoch decken sich die Aussagen aller von uns Befragten. Ein Stahltopf als Steri Leider kann auch die Brasilianerin nur Ex- traktionen durchführen, weil an ihrem Behandlungsstuhl eine Steckverbindung ka- putt sei. Dies wird als Schicksal akzeptiert, zumal auch der zu uns beorderte Techniker unseren Vorschlag, einmal nach dem Stuhl der Kollegin zu sehen, überhört. Der vorletzte Behandlungstag bricht an, Zeit, die gesammelten Eindrücke zusammen- zufassen und die gesamte Behandlungs- situation erneut zu bewerten. Man gewöhnt sich an das Arbeiten in gebückter Haltung, auch die Temperatur ist nun kein Problem mehr. Heute war wieder eine Gruppe aus dem nahe Praia gelegenen SOS-Kinderdorf da. Wir stellen fest, dass durchweg allen Kin- dern mit sehr viel Zuwendung und Ver- ständnis begegnet wird. Kinder haben einen hohen Stellenwert in Cabo Verde. Mütter fragen nach der Behandlung nach, ob sie stillen dürfen, Kinder werden zur Behandlung immer mit ins Behandlungs- zimmer begleitet, die kalten Händchen wer- den während der Behandlung gehalten, die Kinder liebevoll zur Mitarbeit motiviert. Ist das erste Misstrauen überwunden, lassen sich die meisten sehr gut behandeln. Wir verstehen, dass bei der wenig verfüg- baren zahnmedizinischen Behandlung Ex- traktion oft die Therapie der Wahl ist – dies sieht man an den schon im späten Teen- ager-Alter stark reduzierten Gebissen. Wir kapitulieren vor dem allgegenwärtigen An- gebot von billigen Süßigkeiten, feilgeboten an kleinen Ständen überall auf den Straßen, besonders gerne vor den Schulen, und be- mühen uns dennoch, viele Zähne zu erhal- ten. Am Ende bleibt die Frage, wie vielen wir wirklich geholfen haben. Wenn sie wieder- kommen und von anderen Teams betreut werden können, kann unser Weg nachhaltig und erfolgreich sein. Wir sollten nicht nach- lassen, uns weiterhin zu bemühen. Letzter Behandlungstag. Wir sind über- rascht, dass nicht wenige von den weiter zu behandelnden Patienten wiedergekommen sind. So wird auch dieser Tag arbeitsreich und länger als die vorhergehenden. Schön ist, die unter schwierigen Bedingungen von uns in der vergangenen Woche durchge- führten Füllungen, größtenteils mit Über- kappung (nervschonende Maßnahme bei besonders tief kariös veränderten Zähnen), nachkontrollieren zu können. Bei Naht- entfernung stellen wir fest, dass das Heil- potenzial des Gewebes enorm ist. Alle Wun- den sind reizlos verheilt. Die behandelten Zähne sind überwiegend beschwerdefrei. Auch haben wir den Eindruck, dass die Patienten uns heute mit mehr Vertrauen begegnen als noch zu Beginn. Am letzten Tag unseres Aufenthalts steht ein Schulbesuch auf dem Plan. Zunächst sortieren und reinigen wir noch einmal alle Arbeits- materialien und prüfen, was fehlt, damit das nächste Team ohne Verzögerung beginnen kann. Dann bringt ein Taxi uns und unsere Begleitung vom Gesundheitsministerium zu einer Grundschule. Im Gepäck haben wir eine große Menge Zahnbürsten zum Verschenken. Elisabeth, die Zahnärztin vom Gesundheitsministerium, erklärt uns, dass Zahnbürsten hier Luxus- artikel sind, erhältlich zum Preis von 300 kapverdischen Escudos. Dies entspricht etwa knapp drei Euro. (Das Durchschnitts- einkommen in Kapverde liegt bei 250 Euro/ Monat, die meisten, so höre ich, verdienen nicht mehr als 110 Euro/Monat.) Die Kinder erwarten uns froh gelaunt und lauschen Eli- sabeths Erläuterungen zur Mundhygiene und zum Zahnbürstengebrauch mit großen Augen und Ohren. Nach etwa einer halben Stunde Putztechnikunterweisung, anschau- lich am großen Modell demonstriert, und dem Verteilen von Zahnbürsten ist der Schulbesuch auch schon vorbei. Wir verab- schieden uns. Dr. Gretel Evers-Lang praxis.lang@t-online.de Kollege Paarsch und ich möchten die Behandlungsbedingungen vor Ort op- timieren und in diesem Zusammen- hang mit weiteren Organisationen zu- sammenarbeiten, Spenden würden helfen: Förderverein Rotary Alzenau e. V. IBAN: DE43 7955 0000 0240 0307 83 BIC BYLADEM1ASA Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau Verwendungszweck: DWLF Kapverden Evers-Lang Bitte um Unterstützung Dr. Evers-Lang (r.) mit Elisabeth Rodriguez, der Koordinatorin des kapverdischen Gesundheitsministeriums Foto: Paarsch 95

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