Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1412) Auf der anderen Seite des Blattes ist ein Zahnschema, das wir ausfüllen, ebenso ein Bereich, in den wir eintragen, welche Be- handlungen vorgenommen wurden und ob der Patient wiederkommen soll. Das Behandlungsspektrum umfasst Füllun- gen, Zahnsteinentfernung, Frontzahnauf- bauten, in überwiegender Anzahl jedoch Extraktionen. Die Menschen kommen vor- wiegend mit demWunsch nach ästhetischer Rehabilitierung, das heißt, wenn Frontzähne durch Karies schwarz verfärbt sind, äußern Sie den Wunsch nach Reinigung, meinen damit jedoch die Ausreinigung der dunkel verfärbten Kavität. Einer Zahnsteinentfer- nung gegenüber sind sie nicht abgeneigt. Massive Parodontitiden (Zahnfleischentzün- dungen) sehen wir kaum, dafür aber zahl- reiche zerstörte Wechselgebisse (bei Kin- dern und Jugendlichen mit sowohl schon bleibenden als auch noch Milchzähnen) mit eingebrochenen Stützzonen (keine Kaukon- takte mehr, weil der gegenüberliegende Zahn fehlt oder zerstört ist), auch auffallend viele frontal offene Bisse (Schneidezähne kommen zum Abbeißen nicht zusammen, häufigste Ursache: Daumenlutschen). Jetzt weiß ich, warum ich eine Stirnlampe mitgenommen habe Sehr kleine Kinder werden uns nicht vorge- stellt, das jüngste Kind, das wir sehen, ist fünf, der älteste Patient 82 Jahre alt. Über- wiegend werden wir von Frauen und Kindern aufgesucht. Häufig besteht der Wunsch nach Extraktion, auch wenn Füllun- gen möglich sind. Wir nutzen, sofern mög- lich, die Gelegenheit, bei Extraktion auch kleine Füllungen an nicht so stark geschä- digten Zähnen vorzunehmen, um weiterem Verfall vorzubeugen. Sehr nützlich erweisen sich die von uns beiden mitgebrachten Stirnlampen, da die Lichtverhältnisse be- schränkt sind. Etwas irritierend für uns ist der Umstand, dass die Mehrzahl der Patienten grußlos das Behandlungszimmer verlässt. Wir erfahren, dass es nicht üblich sei, sich zu bedanken. Auch stellen wir fest, dass die Patienten häufig zwar den Wunsch nach Behandlung haben, jedoch große Angst bekommen, so- bald eine Anästhesie vorbereitet wird. Für viele, die sich bei uns vorstellen, ist es der erste Zahnarztbesuch. Dies sieht man an den zahlreichen abgebrochenen Zahn- stümpfen beziehungsweise Wurzelresten. In solchen Momenten ist Elisabeth ein Segen, sie redet beruhigend auf die Patienten ein und motiviert Sie, mitzumachen, und den Mund offen zu halten Am ersten Behandlungstag arbeiten wir bis 17:30, da aus dem nahegelegenen SOS- Kinderdorf eine Gruppe zur Behandlung ge- kommen ist, die seit den Morgenstunden ausharrt. Wir behandeln alle anwesenden Kinder. Als wir die Klinik verlassen, sind wir die letzten. Auf unsere Nachfrage nach Ste- rilisationsmöglichkeiten wird uns ein großer Stahltopf gebracht, den wir in den Tagen unseres Einsatzes mit dem Klinikbusfahrer zu einem Krankenhaus fahren und dort am darauffolgenden Morgen wieder mit frisch gereinigten Instrumenten abholen. Gleich zu Beginn der zweiten Woche be- grüßt uns die Klinikleiterin und fragt nach, ob alles in Ordnung sei. Wir bedauern, unter etwas einfacheren Bedingungen arbeiten zu müssen (schlecht funktionierende Absaug- anlage, nur eine intakte Behandlungseinheit) und bekommen den unmissverständlichen Hinweis, andere Teams hätten „sehr gut“ mit den vorliegenden Bedingungen zurecht- kommen können. Inzwischen haben wir eine in der Mission tätige brasilianische Zahnärztin kennen- gelernt, die im Auftrag einer christlichen Glaubensgemeinschaft in derselben Klinik ein kleines Behandlungszimmer im ersten Stock betreibt. Auch verfügt sie über die Vor der Schule wird Süßkram angeboten, wie an fast jeder Ecke, ... ... in der Schule freuen sich die Kinder über eine Zahnbürste. Foto: Paarsch 94 Gesellschaft

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