Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 109, Nr. 13, 1.7.2019, (1 463) Zeitraum zwei Wochen vor Beginn oder drei Monate nach Radiatio als besonders kritisch einstuften. Jegliche weiteren oralchirurgischen Eingriffe führten zu einem 1,85-fach erhöh- ten Risiko für das Entstehen einer ORN un- abhängig vom Behandlungszeitpunkt. Der Einfluss dentaler Eingriffe wird in dieser Studie besonders deutlich durch den Ver- gleich mit einer Kontrollgruppe, bei der keine zahnärztlichen Behandlungen durch- geführt wurden. Es kann klar herausgestellt werden, dass endodontale Interventionen ein hohes Risiko für das Auftreten einer ORN darstellen und somit als Risikofaktor einzu- stufen sind. Dies deckt sich mit anderen, kürzlich veröffentlichten Studienergebnissen. Die Autoren finden es besonders bemer- kenswert, dass die höchste Assoziation des Entstehens einer ORN mit subgingivalem Scaling in einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten post-Radiatio besteht. Sie erklären diesen Umstand damit, dass die Regenera- tionskapazitäten des Parodonts durch ver- ringerte Vaskularisation infolge der Bestrah- lung so limitiert sind, dass die kleinen Verlet- zungen, die durch subgingivales Scaling hervorgerufen werden, nicht mehr aus- reichend rehabilitiert werden können. Zu- sammenfassend stellen sowohl eine endo- dontische Behandlung, insbesondere vor Bestrahlung, als auch die subgingivale Kürettage hohe Risikofaktoren dar, die eine ORN begünstigen. Die Studienergebnisse zeigen, dass Zahn- entfernungen, die in einem Zeitraum von weniger als zwei Wochen vor Radiotherapie stattfinden zu einem deutlich erhöhten ORN- Risiko führen. Auch im Zeitraum von ein bis drei Monaten nach Bestrahlung sei das Risiko im Vergleich zur Kontrollgruppe immerhin noch um mehr als das 2,5-Fache erhöht. Für sämtliche oralchirurgischen Eingriffe ist dem- zufolge das ORN-Risiko generell und zeit- punktunabhängig hoch, was mit bisherigen Erkenntnissen übereinstimmt. Die zusätzliche Gabe von Chemotherapeutika sowie Steroiden konnte in dieser Studie als zusätzlicher Risiko- faktor identifiziert werden, obgleich beides ohne Radiotherapie keine signifikante Risiko- erhöhung für eine ORN zeigte und somit von den Autoren lediglich als ein die Wund- heilung negativ beeinflussender, verstärken- der Faktor bewertet wurde. Gemäß dem all- gemeinen Konsens bestätigen die Autoren bei einer multifaktoriellen Entstehung der ORN den Stellenwert einer guten Mund- hygiene und entzündungsfreier Verhältnisse als Grundvoraussetzung der Prävention. nl Es ist bekannt, dass dentoalveoläre Eingriffe Auswirkungen auf bestrahlten Knochen haben. Dennoch wird in der aktuellen S2k-Leitlinie zur Infizierten Osteoradionekrose (IORN) der Kiefer „die Extraktion von avitalen nicht bereits wur- zelkanalbehandelten, fortgeschrittenen parodontal-geschädigten und kariös zer- störten Zähnen und Wurzelresten sowie die Entfernung von nicht erhaltenswerten Implantaten“ empfohlen. Auch andere Studien empfehlen, Zähne mit schlechter Prognose nach sorgfältiger, individueller Risiko-Nutzen-Abwägung präventiv vor Bestrahlung zu entfernen [Kojima et al., 2017; Wang et al., 2017]. In vorangegan- genen ORN-Studien standen insbesondere Zahnextraktionen im Fokus des Interesses oder die durchgeführten zahnärztlichen Eingriffe blieben weitestgehend undiffe- renziert [Gallegos-Hernández et al., 2016; Wanifuchi et al., 2016]. Die Stärke der vorgestellten Studie zeigt sich in genauen Zeitangaben der zahn- ärztlichen Interventionen vor und nach Bestrahlung sowie einer differenzierten Betrachtung der einzelnen durchgeführ- ten Behandlungen. Die Ergebnisse sind nicht gänzlich überraschend, denn die hier beobachteten engen zeitlichen Ab- stände (einen Monat vor bis drei Monate nach Bestrahlung) lassen ein erhöhtes ORN-Risiko erwarten. Interessant wäre auch ein darüber hinaus gehender Beobachtungszeitraum, um die Auswir- kungen zahnärztlicher Interventionen und Zeitfenster mit geringerem Risiko zu ermitteln. \ Fazit 3 M ™ Filtek ™ Universal Restorative Ru ndum einfach. 3m.de/oralcare

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