Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 109, Nr. 13, 1.7.2019, (1462) Für die aktuelle retrospektive Kohorten- Studie wurden die Daten von insgesamt 7.394 Patienten ausgewertet, die eine Diagnose entsprechend des International Classification of Diseases (ICD-9-CM) von 140 bis 145 aufwiesen. Dazu zählen maligne Neubildungen der Lippen, der Zunge, der großen Speicheldrüsen, des Zahnfleischs, des Mundbodens und weitere nicht näher beschriebene Teile des Mundraums. Als wichtigstes Einschlusskriterium galt der Beginn einer Radiotherapie innerhalb eines Jahres nach Diagnosestellung. Zu den durchgeführten zahnärztlichen Maßnahmen unterschiedlicher Invasivität zählten Füllungstherapien, endodontische oder parodontale Behandlungsmaßnahmen, Zahnextraktionen sowie diverse dento- alveoläre chirurgische Eingriffe. Als Test- gruppe wurden alle Patienten zusammen- gefasst, die im Zeitraum von drei Monaten vor Beginn bis sechs Monate nach Been- digung der Radiotherapie einer der aufge- führten zahnärztlichen Maßnahmen unter- zogen wurden. Dabei erfolgte anhand des Behandlungszeitpunkts in Abhängigkeit von der Bestrahlung eine Unterteilung in insgesamt sieben Untergruppen: 1. weniger als zwei Wochen vor Bestrahlung 2. zwei bis vier Wochen vor Bestrahlung 3. vier bis zwölf Wochen vor Bestrahlung 4. während des Bestrahlungszeitraums 5. einen Monat nach Bestrahlung 6. ein bis drei Monate nach Bestrahlung 7. drei bis sechs Monate nach Bestrahlung Die zum Vergleich herangezogene Kontroll- gruppe erfuhr keine dentale Behandlung. Ergebnisse Bei 7.196 Patienten wurde post-Radiatio keine Kiefernekrose festgestellt. Eine ORN trat in insgesamt 198 Fällen auf, was einem Anteil von 2,68 Prozent der Kohorte ent- spricht. Auffällig war, dass über 90 Prozent der Patienten, die eine ORN entwickelten, männlich waren. Das ORN-Risiko war bei zahnärztlichen Eingriffen grundsätzlich höher als in der Kontrollgruppe. Huang et al. [2019] stellten eine signifikante Korrelation des Auftretens von ORN bei parodontalen Behandlungen, Zahnextraktionen und oral- chirurgischen Eingriffen fest. Auffällig war auch der signifikante Zusammenhang zwischen der zusätzlichen Einnahme von Chemothe- rapeutika oder Steroidpräparaten und der Entstehung einer ORN. Die höchste Prävalenz wurde bei endodontologischen Behandlun- gen festgestellt. Dabei war das Risiko des Auftretens einer ORN bei endodontalen Ein- griffen zwei bis vier Wochen vor Radiatio am höchsten, gefolgt von Eingriffen während der laufenden Radiotherapie sowie Behand- lungen nach Abschluss der Bestrahlung. Subgingivales Scaling drei bis sechs Monate nach Radio führte zu einem 1,77-fach er- höhten ORN-Risiko im Vergleich zur Kon- trollgruppe. Bei Zahnentfernungen erhöhte sich das ORN-Risiko, wobei die Forscher den Aus der Wissenschaft Dentale Eingriffe begünstigen Osteoradionekrose Vor Radiotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren besteht grundsätzlich die Indikation einer zahnärztlichen Untersuchung. Eine taiwanesische Forschergruppe hat evaluiert, in welchen Zeitfenstern vor und nach Radiatio verschiedene zahnärztliche Maßnahmen eine mögliche Osteoradionekrose (ORN) besonders begünstigen. Foto: Adobe.Stock - Mark Kostich Huang YF, Liu SP, Muo CH, Tsai CH, Chang CT (2019): The association between dental therapy timelines and osteoradionecrosis: a nationwide population-based cohort study. Clinical oral investigations, 1–9. Quelle 24 Zahnmedizin

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