Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 109, Nr. 15, 16.8.2019, (1716) - , 16.8.2019, (1716) Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich ein Druckschmerz über der linken Kiefer- höhle und dem linken Sinus frontalis. In der PAN bestätigten sich eine beidseitige Aug- mentation der Oberkieferalveolarfortsätze von 17 bis 15 und von 25 bis 27, eine totale Verschattung der linken Kieferhöhle sowie beidseitig im Boden der Kieferhöhlen befindliche metallische Fremdkörper (Abbil- dung 5). Zur weiteren Diagnostik wurde auch hier eine DVT angefertigt, auf der sich in beiden Kieferhöhlen jeweils ein Implantat identifi- zieren ließ. Der linke Sinus maxillaris zeigte das Bild einer totalen Kieferhöhlenverschat- tung bei Verdacht auf Flüssigkeitsansamm- lung, die rechte Kieferhöhle wies keine Entzündungszeichen auf (Abbildung 6). Da in Zusammenhang mit der klinischen Diagnostik der Verdacht auf das Vorliegen eines Kieferhöhlenempyems bestand, er- folgte als Akutmaßnahme umgehend die Eröffnung der linken Kieferhöhle über eine bereits bestehende Mund-Antrum-Verbin- dung (MAV), aus der sich massiv Pus ergoss. In die MAV wurde konsekutiv eine Silikon- drainage eingebracht, über die täglich ge- spült wurde. Zusätzlich erhielt der Patient bei bekannter Penicillinallergie eine anti- biotische Therapie mit Clindamycin 600 mg dreimal täglich sowie Xylometazolin-Nasen- spray. Nach zehn Tagen war das Spülsekret klar und frei von Pus, so dass der operative Eingriff in Intubationsnarkose geplant wer- den konnte. Hier wurde jeweils über einen crestalen Schnitt der Alveolarfortsatz im Oberkiefer beidseits dargestellt. Auf der linken Seite erfolgte die Entfernung des Fremdkörpers über die bereits bestehende MAV. In der rechten Kieferhöhle zeigte sich nach Prä- paration des mukoperiostalen Lappens ebenfalls eine MAV mit subperiostaler Ver- wachsung. Auch hier konnte der Fremd- körper komplikationslos geborgen werden. Bilateral wurde die Wunde mehrschichtig verschlossen, auf der linken Seite mit zusätz- licher Einlagerung des Bichat’schen Fett- pfropfs. Diskussion Die Insertion von dentalen Implantaten gilt als sicheres Verfahren mit voraussagbarem Ergebnis und hohen Erfolgsraten in Funk- tion und Ästhetik [Moraschini et al., 2015]. Gleichzeitig stehen auch für die prothetische Rehabilitation des atrophen Oberkiefers standardisierte und verlässliche Methoden zur Versorgung mit dentalen Implantaten zur Verfügung [Esposito et al., 2010]. Den- noch sind multiple Komplikationen bei der Implantatinsertion beschrieben worden. Diese werden eingeteilt in: fehlerhafte Os- seointegration, Knochenverlust, Periimplan- titis, mechanische Probleme, ästhetische und phonetische Komplikationen sowie – wie im vorliegenden Fall – die Migration des Im- plantats [Pelayo et al., 2008; Goodacre et al., 2003; Tolstunov et al., 2006; O’Mahony et al., 1999; Porter et al., 2005]. Als Gründe für eine Fehlinsertion und die Ektopie von Implantaten im Sinus maxillaris nach einem zahnärztlichen Eingriff werden meistens eine ungenügende Höhe des Alveolarkamms bei der Insertion, eine schlechte Planung, eine mangelhafte Erfah- rung des Chirurgen und ein sehr spongiöser Knochen (Klasse-IV-Knochen) verantwortlich gemacht [Chappuis et al., 2009; Chiapasco et al., 2009; Guler et al., 2007]. Allerdings ist der Verlust eines Implantats in die Kiefer- höhle ein selten auftretendes Ereignis Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/ DGZMK. Bergung von dislozierten Implantaten CME AUF ZM - ONLINE Abbildung 5: Präoperative PAN: Es zeigen sich zwei Fremdkörper bei Verdacht auf dislozierte dentale Implantate symmetrisch in beiden Kieferhöhlen. 58 Zahnmedizin

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