Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (1980) generelle Compliance getestet werden. Scheitert eine intraorale Aufnahme, so ist auch die Compliance für eine Füllung oder gar eine Krone nicht gegeben. Die Indikation für Füllungs- therapien ist begrenzt Fast jede klinisch sichtbare Karies im Milch- gebiss stellt eine Caries profunda dar, die durch das Füllungsmaterial indirekt über- kappt wird. Die Applikation von Kalzium- hydroxid verbessert das Ergebnis selten, vor allem wenn zwischen Kalziumhydroxid und Pulpa Reste kariösen Dentins verbleiben. Anders als beim bleibenden Zahn findet im Milchzahn nahezu keine Tertiärdentinbildung statt [Van Waes und Stöckli, 2001]. Dem- nach ist eine indirekte Überkappung nur eingeschränkt zu empfehlen und die direkte Überkappung amMilchzahn kontraindiziert, da diese Maßnahmen meistens interne Re- sorptionen oder sogar interradikuläre Ent- zündungen hervorrufen. Diese resultieren oftmals in einem Abszess (Abbildung 3) oder in einer Fistel (Abbildung 4) und füh- ren damit letztendlich in die Extraktion des Milchzahnes. Somit ist die konventionelle Füllungsthera- pie am Milchmolar, vorzugsweise mit licht- härtendem Glasionomerzement oder Kom- posit, nur bei kleinen maximal zweiflächigen Kariesdefekten mit ausreichender Dentin- schichtstärke zur Pulpa sinnvoll. Da der Milchzahnschmelz auch eine geringere Mi- neralisation mit aprismatischen Bereichen und größerem Porenvolumen aufweist, ist er schlechter anätzbar [Van Waes und Stöckli, 2001]. Zudem wird durch die reduziertere Schmelzdicke der adhäsive Verbund zwischen Zahnhartsubstanz und Komposit verringert. Bei der Füllungsgestaltung ist ein kinder- freundliches Matrizensystem, beispielsweise die T-Band-Matrize (Pulpdent, USA) ohne Matrizenhalter, empfehlenswert. Im Zuge der Quadrantensanierung lassen sich zwei angrenzende approximale Kavitäten bei guter Verkeilung problemlos füllen, ohne auf einen straffen Kontaktpunkt verzichten zu müssen (Abbildung 5). Dieses Vorgehen spart Zeit und findet bei den Kindern gute Akzeptanz. Die Anschaffung des erforder- Abbildung 2: Dieser Sechsjährige stellte sich nach Zahnarztwechsel mit sporadischer Kälte- empfindlichkeit regio 74 vor. Die Bissflügel offenbarten acht behandlungsbedürftige Stellen, teilweise lag bereits eine Caries profunda vor. Abbildung 3: Siebenjähriger, der sich mit starken Schmerzen und vestibulärer Schwellung im rechten Unterkiefer vorstellte: Die Anamnese ergab eine vor ungefähr zwei Wochen alio loco durchgeführte Füllungstherapie an Zahn 84. Der Zahnfilm verdeutlicht die zu tiefe Komposit- füllung mit der entsprechenden Veränderung der Pulpa. Abbildung 4: Falsche Indikationsstellung für die Füllungstherapie bei einer Sechsjährigen an Zahn 74: Klinisch resultiert eine Fistel sowie röntgenologisch eine interradikuläre Aufhellung mit Resorption der distalen Wurzel. 42 Zahnmedizin

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