Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (1994) Der Hauszahnarzt eines 68-jährigen Pa- tienten stellte bei einer routinemäßigen Panoramaschichtaufnahme eine Verände- rung des linken Unterkiefers fest. Zur wei- teren Abklärung überwies er den Patienten in die Klinik. In der Bildgebung war eine am Unterrand des Unterkieferkorpusbereichs übergangs- los angelagerte, halbkugelig anmutende Struktur mit scharfer Begrenzung sichtbar. Die Binnenstruktur zeigte sich vorwiegend radioopak mit wenig transluzenten Anteilen ohne eindeutiges Grundmuster (Abbildung 1). Klinisch präsentierte sich ein gesunder Mann im stabilen Allgemeinzustand ohne körperliche Beschwerden. Vorerkrankungen, Traumata, eine Dauermedikation oder in der Vergangenheit stattgehabte Operationen lagen anamnestisch nicht vor. Verlaufsrönt- genbilder waren nicht vorhanden. Bei der klinischen Untersuchung ließ sich keine Veränderung der Gesichtskonturen sehen, während palpatorisch eine schmerzlose Auf- treibung des linksseitigen Unterkieferkorpus- bereichs von etwa 2 cm Größe vorlag. Die Haut über dem Befund war unauffällig und verschieblich. Der Lymphknotenstatus war palpatorisch unauffällig und periphere Durchblutung, Motorik und Sensibilität im Gesichtsbereich zeigten keinen pathologischen Befund. Klinisch und bildmorphologisch be- stand somit der Verdacht auf Vorliegen eines benignen Knochentumors. Zur histologischen Sicherung wurde die Läsion in Intubationsnarkose in toto über einen extraoralen Zugang entfernt. Der Situs präsentierte sich hierbei mit einem vom physiologischen Knochen morphologisch gut abgrenzbaren spongiös anmutenden Befund (Abbildung 2). Dieser wurde piezo- chirurgisch entfernt und an die Pathologie gesandt (Abbildung 3). Die histopatholo- gische Aufbereitung bestätigte das Vorliegen eines Osteoms. Ein Anhalt für Malignität be- stand nicht. In der Nachsorge zeigten sich keine Auffälligkeiten. Die weitere ambulante Nachsorge ließ der Patient dann heimatnah vornehmen. Diskussion Osteome gehören zu den benignen Knochen- tumoren (WHO-Klassifikation für Knochen- tumore) [Sarkar, 2014]. Diese Tumore be- treffen neben den Extremitäten vor allem die Nasennebenhöhlen oder den Schädel [Hakim et al., 2015], seltener die Kiefer [Kshirsagar et al., 2015]. Der Unterkiefer, spezifisch der Unterrand – wie im vorliegen- den Fall – oder auch das Kiefergelenk sind hier die bevorzugte Lokalisation [Mancini et al., 2005]. Osteome treten vorwiegend als solitäre Läsion auf, wobei auch ein multifokales Auf- treten bei syndromaler Assoziation möglich ist [Kshirsagar et al., 2015; Yu, Ng Cw et al., 2018]. Bei den solitären Osteomen unter- scheidet man zentrale, periphere und extra- ossäre Osteome [Geron et al., 2017]. Diese Einteilung bezieht sich auf den Entstehungs- ort der Läsionen: Zentrale Osteome ent- stehen enossal, periphere Osteome gehen vom Periost aus und extraossäre Osteome entstehen im Weichgewebe ohne Knochen- bezug. Histopathologisch zeigen sich Osteome als lamelläres Knochengewebe ohne Haversches Kanalsystem, teilweise mit spongiösen An- Der besondere Fall mit CME Solitäres, peripheres Osteom des Unterkiefers Elisabeth Goetze, Peer W. Kämmerer Veränderungen des Unterkieferknochens können als Zufallsbefunde in der regulären radiologischen Kontrolle auffallen. Nicht jede Veränderung bedarf einer extensiven chirurgischen Intervention. Der vorliegende Fall illustriert dies am Beispiel eines solitären Unterkieferosteoms. Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/ DGZMK. Solitäres Osteom des Unterkiefers CME AUF ZM - ONLINE Abbildung 1: Panoramaschichtaufname: Es zeigt sich eine am Unterrand des Unterkieferkorpus- bereichs übergangslos angelagerte, halbkugelig anmutende Struktur mit scharfer Begrenzung. Fotos: Kaemmerer 56 Zahnmedizin

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