Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (2018) nahme von Guttka oder Paan. Gerade bei diesen Patienten zeigten sich vermehrt Schleimhautveränderungen in Form von Leukoplakien und Ulzerationen sowie oralen submukösen Fibrosen, die in ein Platten- epithelkarzinom ausarten können. Cola in der Nuckelflasche Neben unzähligen Füllungen, (chirurgischen) Extraktionen und Wurzelkanalbehandlungen war eine unserer Hauptaufgaben die Vor- sorge- und Aufklärungsarbeit. Aufgrund fehlender Bildung fehlt auch das Bewusst- sein für gesunde Ernährung und Mund- hygiene. Cola in der Nuckelflasche, Süßig- keiten zum Frühstück – alltäglicher Anblick in den Straßen von Karatschi und unserem Wartezimmer in der Klinik. Daher nicht ver- wunderlich, die für mich sehr schockieren- den Anblicke der Gebisszustände der Kinder mit tief kariös zerstörten Zähnen und Abszessen. Um nachhaltige Erfolge durch das Projekt erzielen zu können, haben wir einen großen Fokus auf intensives Mundhygienetraining gelegt. Dafür sind wir unter anderem in eine Schule gegangen, mit aus Deutschland mit- gebrachten Zahnbürsten und -pasta. Dort haben wir den Kindern im Alter von fünf bis 15 Jahren gezeigt, wie man die Zähne richtig putzt und wie wichtig eine gesunde Ernährung ist. Einige Schüler haben zum ersten Mal eine Zahnbürste in ihrer Hand gehalten. Auf die Frage, wieso sie noch nie ihre Zähne geputzt haben, kamen Antwor- ten wie „Zu Hause gibt es kein Geld für Zahnbürsten“ oder „Ich wusste nicht, dass man als Kind schon die Zähne putzen muss“. Die Kinder waren sehr begeistert von unserem Besuch und haben motiviert mit- gearbeitet. Wir haben die Hoffnung, dass durch diese Aufklärungsarbeit ein Schnee- balleffekt erreicht wird und die Kinder das neu erlernte Wissen an ihre Familien weiter- geben und so möglichst viele Menschen von unserer Arbeit profitieren können. Nach drei Wochen war das Abenteuer Karatschi zu Ende. Die Reise zurück nach Deutschland trat ich mit zwiespältigen Ge- fühlen an: Auf der einen Seite die Freude, so vielen Menschen geholfen zu haben und in so kurzer Zeit als frisch approbierte Zahn- ärztin viele interessante und komplexe Fälle behandelt zu haben. Die unendliche Dank- barkeit in den Augen der Patienten ist unbe- zahlbar. Auf der anderen Seite die Frustration über das nicht funktionierende medizinische System in Pakistan. Wir haben viel geschafft – und jeder noch so kleine Beitrag ist ein Schritt Richtung Veränderung. Die Hilfe von außen ist bitter nötig, um eine bessere me- dizinische Versorgung und ein Umdenken in der Gesellschaft zu erreichen. Aufklärungs- und Prophylaxearbeit sind das A und O für das nachhaltige Helfen. Damit das Projekt vor Ort auch nach der Abreise des Teams aus Deutschland weiter- läuft, werden im Rahmen des Camps pakis- tanische Zahnärzte und zahnmedizinisches Personal angelernt und deutsche Behand- lungsstandards wie endodontische Behand- lungen mit Kofferdam implementiert, ganz nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Rena Cheema 81241 München Die nächsten Einsätze sind bereits geplant. Wer Interesse hat bei einem Dental Camp mitzuwirken, kann sich gerne über die Webseite http://www.we-care-Germany.de melden. Gesucht werden vor allem Zahn- ärzte, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Ärzte und zahnmedizinisches Personal. Dr. Kashif Chughtai, Gründer WE.care Germany, Zahnarzt aus Düsseldorf, Ejaaz Ahmad, Dental Assistant, Rena Cheema, Dr. Gulfam Atif, Zahnärztin im Clifton Medical Center Foto: Dr. Kashif Chughtai Mundhöhlenveränderungen und -tumore sind nicht selten in Karachi, verantwortlich ist häufig das Kauen der Betelnuss. Foto: Dr. Kashif Chugtai 80 Gesellschaft

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