Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 109, Nr. 23-24, 1.12.2019, (2634) Anders als in den Vorjahren fanden in die- sem Jahr der wissenschaftliche und der stan- despolitische Teil des Deutschen Zahnärzte- tages nicht mehr parallel, sondern zeitlich aufeinanderfolgend statt. Während der wis- senschaftliche Kongress unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) am 8. und 9. November in Frankfurt am Main tagte, trat die Bundesversammlung der Bundeszahn- ärztekammer (BZÄK) am 15./16. November in Berlin zusammen. DGZMK-Präsident Prof. Dr. Michael Walter wies in seiner Begrüßungsansprache auf die umfassende thematische Breite des Kon- gresses hin. Hier habe der Deutsche Zahn- ärztetag ein Alleinstellungsmerkmal und sei nicht zuletzt ein „Familientreffen“ der zahn- ärztlichen Community. Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK, griff in seiner Begrüßungsrede das Motto „Trends auf dem Prüfstand“ auf. Ein Trend heute sei die Digitalisierung, die bereits viel Nutzen ge- bracht habe. Doch bei aller Digital-Euphorie müsse es auch „Mahner wie die Bundes- zahnärztekammer“ geben“. „Unser Credo lautet: Gerade im Gesundheitsbereich muss Sicherheit und Patientenschutz immer an erster Stelle stehen. Persönliche Gesund- heitsdaten sind die sensibelsten Daten, die es gibt. Allein schon wegen unserer berufs- ethischen Verpflichtung müssen wir darauf bestehen, dass digitale Innovationen immer dem Wohl des Patienten dienen und die Vertrauensbeziehung zwischen Patient und Zahnarzt nicht gefährden. Kurz gesagt: Die Nutzung der schier endlosen Möglichkeiten der Digitalisierung muss dort aufhören, wo freie Arztwahl, Therapiefreiheit, Freiberuf- lichkeit, Berufsrechte und -pflichten einge- schränkt werden. Diese Werte sind nicht verhandelbar“, betonte Engel. Dr. Michael Frank, Präsident der Landes- zahnärztekammer Hessen, ging auf die Chancen der Digitalisierung in der Zahn- medizin ein. Hier gebe es vielversprechende Möglichkeiten durch Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI). Darum habe man auch für den Eröffnungsvortrag mit Prof. Wolfgang Wahlster einen der renom- miertesten Experten gewinnen wollen. Wahlster ist „Chief Executive Advisor“ des Deutschen Forschungszentrums für Künst- liche Intelligenz (DFKI). Mit über 700 Wissen- schaftlern ist das DFKI die weltweit größte Forschungseinrichtung auf diesem Gebiet. Künstliche Intelligenz wird das Berufsbild ändern Wahlster gab einen Überblick über die Ent- wicklung der KI-Forschung: Nach Forschun- gen mit heuristischen, wissensbasierten und lernenden Systemen arbeite man heute an „kognitiven Systemen“, einer Kombination von Lernverfahren und gespeichertem Wis- sen. Er erläuterte die faszinierenden Möglich- keiten unter anderem an einem KI-gestützten Planungsprozess für Zahnimplantate. Sein Fazit: „Künstliche Intelligenz wird zunächst im Bereich der Bildanalyse in der Diagnostik und bei der OP-Planung zum Einsatz kommen“ und „Sprachdialogsysteme und Chatbots können den Zahnarzt in seiner Praxis ent- lasten“. Bei alldem gelte jedoch: „Der Arzt kann und soll durch KI nicht ersetzt werden, aber sein Berufsbild ändert sich.“ „Die digitale Abformung hat mich zu einem besseren Zahnarzt gemacht“: Engagiert skizzierte Dr. Ingo Baresel, Cadolzburg, die Möglichkeiten des digitalen Workflows mit intraoralen Scannern. Scannen sei schneller als die Abformung, man könne Details auch nachscannen und mit diesen Daten den Ur- sprungsscan korrigieren. Auch Bewegungen ließen sich aufzeichnen und nicht zuletzt sei die Kommunikation mit dem Labor über Team- viewer-Sitzungen zeitsparend zu gestalten. Prof. Dr. Ralf Schulze, Mainz, gab einen Überblick über die bildgebenden Verfahren in der Zahnheilkunde. Das 2-D-Röntgen sei „altbewährt, aber immer noch gut“. Drei- dimensionales Röntgen mit dem DVT habe etliche Indikationen, beachtet werden müsse Wissenschaftlicher Kongress Meine Praxis, meine Zukunft – Trends auf dem Prüfstand Ein durchgängiges Hauptprogramm, parallel zeitlich eng getaktete Sessions der Fachgesellschaften, Gastvorträge internationaler Experten, Zukunftskongress, Studententag, Kurz- und Postervorträge mit Beiträgen aus der Forschung und Veranstaltungen für das Praxisteam. Der wissenschaftliche Kongress des Deutschen Zahnärztetages bot in diesem Jahr wieder ein prall gefülltes Fortbildungsprogramm zu Themen aus allen zahnmedizinischen Disziplinen und zog knapp 3.000 Teilnehmer ins Frankfurter Congress Center. Alle Fotos: zm-br 16 Deutscher Zahnärztetag 2019

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