Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 109, Nr. 23-24, 1.12.2019, (2640) „Wir kommunizieren auf Augenhöhe mit Berlin und Brüssel. Und bei allen heute anzusprechenden Problemen – summa summarum schreiben wir eine positive Ge- schichte“, sagte der Präsident der Bundes- zahnärztekammer, Dr. Peter Engel, in seinem Bericht an die Delegierten. Dennoch gibt es laut Engel für den Berufsstand Problem- felder. Ein Dauerbrenner: der 30-jährige Reformstau bei der GOZ. Dazu hatte die BZÄK eine breit angelegte Social-Media- Kampagne unter dem Hashtag #11 Pfennig gestartet, um Druck in der Öffentlichkeit aufzubauen. Engel: „Wir brauchen dringend eine Anhebung des Punktwerts und eine jährliche Anpassung an den Dienstleistungs- index.“ Eine aktuelle Herausforderung: von Fremd- investoren gesteuerte Dentalketten. Nicht nur, dass diese I-MVZ laut Engel ihren ange- stellten Zahnärzten genaue Zielvorgaben zur Behandlung machen. Sie seien auch da- rauf ausgerichtet, ihrem Kapitalgeber einen dicken Gewinn zu erwirtschaften. Außer- dem entziehen sie sich der Fachaufsicht der Kammern, da sie als GmbHs den Industrie- und Handelskammern zuzuordnen sind. Engel forderte den Gesetzgeber eindringlich dazu auf, den Patientenschutz durch Sicher- stellung der freiberuflichen Leistungserbrin- gung auch in investorenbetriebenen Struk- turen zu gewährleisten. Das bedeute zugleich aber auch, junge Kollegen, die verstärkt ihre berufliche Zukunft im Angestelltenverhält- nis (wozu auch Beschäftigung in I-MVZ zählt) sehen, von den Vorteilen der Nieder- lassung zu überzeugen. Ein wichtiger Punkt auch: wachsende Ein- flüsse aus Europa. Ganz aktuell schlägt die Umsetzung der Verhältnismäßigkeitsprüfung Wellen, die bis Juli 2020 in nationales Recht umgesetzt werden soll. Ein konkreter Fall: Die Landesregierung Mecklenburg-Vor- pommerns will die Umsetzung der Richtlinie dazu nutzen, für die Selbstverwaltung die Einführung einer Fachaufsicht (anstelle der Rechtsaufsicht) zu fordern. „Ein einmaliger Ausrutscher“, hofft Engel. „Sollte eine Ver- hinderung nicht gelingen, sind wir alle auf- gefordert, hier massiv zu intervenieren.“ BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oes- terreich berichtete aus seinen Ressorts. Ein zentraler Bereich: die Sicherung des Fach- kräftebedarfs in den Praxen. Oberste Priori- tät habe die Aus- und Fortbildung der ZFA. Ein Problem sei, dass etliche ZFA ihre Aus- bildung abbrechen, es müssten verstärkt Initiativen gestartet werden, um sie zum Verbleib zu motivieren. Ein weiteres Feld: der berufspolitische Nachwuchs. Die jüngere Generation müsse dabei unterstützt werden, sich aktiv für die Berufspolitik zu interessie- ren und sich dort zu engagieren. Neben den Bereichen Nationaler Aktions- plan Dentalamalgam, Prävention, Pflege und Ernährung brachte Oesterreich auch die Patientenberatung der zahnärztlichen Körperschaften zur Sprache. Es gebe eine ungebrochene Nachfrage der Patienten nach deren Angeboten, wesentlich mehr als bei der UPD. Wir müssen letztlich die Prüfbürokratie bezahlen Kritisch ging BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Benz mit dem Thema Digitali- sierung um: „Da wird gesagt, der Daten- schutz sei den Deutschen so wichtig, dass wir auf einem ganz hohen Niveau arbeiten müssen – und dann sagt der Minister, ver- antwortlich dafür bleiben die Ärzte. Wir wissen doch, was ein Ministerium daraus macht: Es kommt eine Prüfbürokratie, und Zertifikate werden erteilt. Zahlen tun letzt- lich wir.“ Wissenschaft könne man aber nicht auf der Grundlage zufällig anfallender Daten machen, eine Korrelation sei noch lange keine Kausalität. Benz: „Das Narrativ vom BMG ist doch, zu sagen, wir bräuchten diese Daten, weil wir Deutschland in der Gesundheitsforschung nach vorn bringen wollen. Ich sage ganz klar, in der wissen- schaftlichen Community besteht da über- haupt kein Konsens.“ Benz ging ferner auf das Zahnärztliche Satellitenkonto ein. Dort zeige sich, dass gerade die kleineren Praxis- strukturen ein Erfolgsparameter für den ökonomischen Fußabdruck der Zahnärzte- schaft seien. BZÄK-Bundesversammmlung Für die Zukunft gut gerüstet Fremdinvestoren bei MVZ, GOZ, Europa, zahnärztlicher Nachwuchs und Digitalisierung – die Palette der Themen auf der diesjährigen Bundes- versammlung der BZÄK war breit gestreut. Die Quintessenz der Diskussionen: Der Berufsstand sieht sich mit Blick auf die Zukunft an zentralen Schaltstellen schlagkräftig aufgestellt. Der Geschäftsführende Vorstand und Geschäftsführer während der Bundesversammlung Foto: BZÄK / Tobias Koch 22 Deutscher Zahnärztetag 2019

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