Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 109, Nr. 23-24, 1.12.2019, (2690) Umfangreiche Übersichtsarbeiten belegen die sichere Anwendbarkeit von direkten ad- häsiven Kompositrestaurationen im kaulast- tragenden Seitenzahnbereich mit geringen jährlichen Verlustraten von circa 2 Prozent [Manhart et al., 2004; Beck et al., 2015]. In Kombination mit der Adhäsivtechnik er- möglichen Komposite rein defektorientierte Versorgungen bei maximaler Schonung der noch verbliebenen gesunden Zahnhartsub- stanz. Kontinuierliche Verbesserungen im Bereich der Adhäsivsysteme und Komposit- technologie sowie weiterentwickelte klinische Applikationstechniken [Attin und Tauböck, 2017; Staehle, 2019] führen dazu, dass das Indikationsspektrum direkter Kompositres- taurationen zunehmend erweitert wird und keine klare Grenze mehr zu indirekten Ver- sorgungen erkennen lässt [Rothmeier et al., 2019]. Selbst komplexe Bisshöhenrekon- struktionen können heutzutage mit direkten adhäsiven Kompositaufbauten vorhersehbar durchgeführt werden, wie klinische 5,5-Jahres- Daten zeigen [Attin et al., 2012]. Während der Fokus der Biomaterialforschung lange Zeit auf der Optimierung der mecha- nischen und der ästhetischen Eigenschaften dentaler Komposite sowie auf der Verbesse- rung ihrer Abrasionsstabilität lag, orientieren sich aktuelle Entwicklungen auch am Wunsch vieler Zahnärzte nach einer vereinfachten, weniger fehleranfälligen und zugleich zeit- sparenden Füllungstherapie. Bestrebungen, Kompositmaterialien ohne die Anwendung eines Adhäsivsystems und damit ohne technik- sensitive Konditionierungsmaßnahmen an der Zahnhartsubstanz zu befestigen, haben zur Einführung selbstadhäsiver Komposite geführt, die neben einer vereinfachten An- wendung zeitliche Vorteile versprechen. Ein anderer Ansatz, Fehlerquellen im Rahmen der Füllungstherapie zu reduzieren und den Arbeitsablauf zu beschleunigen, wurde bei der Entwicklung von Bulk-Fill-Kompositen verfolgt, die im Vergleich zu herkömmlichen Komposit-Füllungsmaterialien deutlich erhöhte Inkrement-Schichtstärken und damit eine vereinfachte und zeitsparende Applikations- technik ermöglichen. Selbstadhäsive Komposite Aufgrund der großen Beliebtheit der selbst- adhäsiven Befestigungs-Kompositmaterialien wurden auch für den Einsatz in der direkten Füllungstherapie selbstadhäsive Komposite entwickelt. Diese Komposite sollen einen sicheren Verbund zur Zahnhartsubstanz ohne separate Konditionierung und ohne Applikation eines Adhäsivsystems erzielen. Das Funktionsprinzip basiert auf funktio- nellen Monomeren der niedrigviskösen Komposite, die zu einer Ätzung der Zahn- hartsubstanz führen und eine chemische Bindung zum Hydroxylapatit eingehen. Das erste auf den Markt gebrachte selbst- adhäsive Komposit „Vertise Flow“ (Kerr, Orange, CA, USA) enthält Glycerolphosphat- Dimethacrylat (GPDM) als funktionelles Fortbildung „Aktuelle Perspektiven der restaurativen Zahnerhaltung“ Neuartige Komposite zur vereinfachten Füllungstherapie Tobias T. Tauböck, Phoebe Dieckmann, Thomas Attin Kompositmaterialien, die eine vereinfachte, weniger fehleranfällige und zeit- sparende Füllungstherapie ermöglichen, sind von großem Interesse für die tägliche Praxis. Sowohl selbstadhäsive Komposite als auch Bulk-Fill-Komposite wurden vor diesem Hintergrund entwickelt und in den Markt eingeführt. Doch können sie wirklich dieses Versprechen einlösen? Foto: Attin 72 Fortbildung Restaurative Zahnerhaltung

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=