Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 109, Nr. 23-24, 1.12.2019, (2691) Monomer, dessen saure Phosphatgruppe zum einen die Zahnhartsubstanz ätzt und damit eine mikroretentive Oberfläche er- zeugt und zum anderen chemisch an das Kalzium der Zahnhartsubstanz binden kann. Über Methacrylatgruppen erfolgt eine Ver- netzung mit anderen Monomeren, wodurch die mechanische Festigkeit maßgeblich bestimmt wird [Blunck, 2012]. Weitere in selbstadhäsiven Kompositen eingesetzte funktionelle Monomere sind 4-Methacry- loxyethyltrimellitsäure (4-MET) (Bestandteil von Fusio Liquid Dentin; Pentron Clinical, Orange, CA, USA), das über Carboxylgruppen (ähnlich wie bei Glasionomerzementen) eine Haftung zur Zahnhartsubstanz eingeht sowie 10-Methacryloyloxydecyl-Dihydrogen- phosphat (10-MDP) (Bestandteil von Constic; DMG, Hamburg, Deutschland). Insbesondere für 10-MDP konnten stabile chemische Bin- dungen zu Hydroxylapatit nachgewiesen werden [Yoshida et al., 2004]. Unabhängig von den enthaltenen Mono- meren müssen selbstadhäsive fließfähige Komposite aktiv für circa 20 Sekunden in die Zahnhartsubstanz einmassiert werden. Durch die aktive Applikation wird die Inter- aktion zwischen den sauren Monomeren und der Substratoberfläche verbessert [Vichi et al., 2013]. Des Weiteren ist zu beachten, dass selbsthaftende fließfähige Komposite (sogenannte „Flowables“) im Unterschied zu konventionellen Flowables nur in einer sehr dünnen ersten Schicht von circa 0,5 mm auf die Zahnhartsubstanz appliziert werden sollen. In Laboruntersuchungen zeigten selbst- adhäsive Komposite sowohl auf Schmelz als auch auf Dentin nicht nur schlechtere Haftwerte im Vergleich zum klinisch langzeitbewährten Etch-and-Rinse-System „Optibond FL“ (Kerr), sondern auch im Vergleich zu vereinfachten Ein-Schritt-Self- Etch-Adhäsiven [Juloski et al., 2012; Poitevin et al., 2013; Vichi et al., 2013; Brueckner et al., 2017; Peterson et al., 2018]. Insbesondere nach Temperatur-Wechselbadbelastung wurden für selbstadhäsive Komposite stark reduzierte Haftwerte ermittelt [Brueckner et al., 2017]. Die Haftung am Schmelz kann durch vorgängiges Ätzen mit Phosphor- säure verbessert werden [Juloski et al., 2012]. Allerdings steht dieser zusätzliche Arbeitsschritt dem Grundgedanken eines selbstadhäsiven ohne separate Konditionie- rung haftenden Komposits entgegen. Trotz der reduzierten Schmelz- und Dentin- haftung konnte für Vertise Flow ein besserer Randschluss im Vergleich zu Ein-Schritt- Self-Etch-Adhäsiven nachgewiesen werden [Vichi et al., 2013]. Aufgrund der hydro- philen Monomere zeigt Vertise Flow eine hygroskopische Expansion, so dass das ver- gleichsweise gute Randverhalten auf eine Kompensation der Polymerisationskontrak- tion durch Wasseraufnahme zurückzuführen sein könnte [Wei et al., 2011]. Allerdings steigert die Wasseraufnahme die Hydrolyse- anfälligkeit des Füllungsmaterials. Darüber hinaus wurde im Vergleich zu einem klas- sischen Drei-Schritt-Etch-and-Rinse-System (Optibond FL; Kerr) bei selbstadhäsiven Kompositen ein höherer Anteil undichter Füllungsränder beobachtet [Celik et al., 2015]. In einer randomisierten klinischen Studie wiesen zudem 67 Prozent der mit dem selbstadhäsiven Komposit Fusio Liquid Dentin (Pentron Clinical) versorgten nicht- kariösen zervikalen Läsionen bereits nach sechs Monaten Retentionsverluste auf, wäh- rend in der Kontrollgruppe (Optibond FL, Kerr) keine Retentionsverluste auftraten [Çelik et al., 2015]. Bulk-Fill-Komposite Eine Arbeitserleichterung und -beschleuni- gung versprechen auch Bulk-Fill-Komposite. Während konventionelle lichthärtende Kompositmaterialien in einzelnen, maximal circa 2 mm dicken Schichten appliziert und ausgehärtet werden müssen, können diese auch in deutlich höheren Schichtstärken Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/ DGZMK. Neuartige Komposite CME AUF ZM - ONLINE Überschichtung eines fließfähigen Bulk-Fill-Komposits Alle Fotos: Dieckmann 1a: Zustand nach Kariesexkavation Zahn 14, 1b: Appliziertes fließfähiges Bulk-Fill-Komposit (SDR, Dentsply Sirona) als 4-mm-Basisinkrement, 1c: Modellierte Deckschicht aus konven- tionellem Komposit (Ceram.x Spectra ST, Dentsply Sirona), 1d: Fertiggestellte MO-Komposit- füllung an Zahn 14 a) b) c) d) 73

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