Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (289) Zur Maskierung von Fluorosen durch Infiltration mit Icon ® gab es bereits bei Einführung der Technik 2009 positive Be- richte [Paris und Meyer-Lückel, 2009]. In der Zwischenzeit hat sich bestätigt, dass leichte bis mittlere Fluorosen ähnlich erfolgreich wie kariöse Läsionen behandelt werden können. Oftmals empfiehlt sich, wie bei inaktiven kariösen Läsionen, ein häufigeres Ätzen vor der Infiltration. Im Fall einer mittelschweren Fluorose (Abbildung 2a) wurde die Kavitation mesial an Zahn 21 während der Infiltrations- therapie ohne weitere Vorbehandlung mit Komposit ver- sorgt. Mit der Infiltration war die Fluorose im Wesentlichen behandelt, trotzdem waren Schattierungen auf der Zahn- oberfläche zu erkennen, die sich im Bereich zwischen den Farben Vita A2, A3 und A3,5 bewegten. Durch ein an- schließendes In-Office-Bleaching wurde eine gleichmäßige Zahnfarbe (Vita A2) erreicht (Abbildung 2b). INFILTRATION ENTWICKLUNGSBEDINGTER VERÄNDERUNGEN Zur Infiltration von Frontzähnen mit einer ästhetisch rele- vanten MIH wurden bereits 2011 recht vielversprechende Ergebnisse publiziert [Kim et al., 2011]. Allerdings scheinen diese Läsionen zumindest bei einmaligem Ätzen optisch nicht gleichermaßen gut maskiert werden zu können wie Karies. Insbesondere verfärbte und großflächige Läsionen haben ihre Tücken (Abbildung 3, a1 und a2), so dass oft- mals durch vermehrtes oder längeres Ätzen auch tiefere Be- reiche der Oberflächenschicht entfernt werden müssen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen (Abbildung 3, c1 und c2). Gegebenenfalls können nicht ausreichend maskierte Bereiche wie auch solche, die bereits vor der Infiltration einen Zahn- hartsubstanzverlust aufwiesen, mit einer oberflächlichen Kompositfüllung versorgt werden (Abbildung 3, b1 bis b3). Dieses Vorgehen ist vorteilhaft gegenüber der bisherigen Füllungstherapie ohne zusätzliche Infiltration, da die hypo- mineralisierten Schmelzbereiche weitestgehend belassen werden können. INFILTRATION TRAUMATISCH BEDINGTER HYPOMINERALISATIONEN Eigene Fälle sowie Fallberichte zu zwei Patienten mit trau- matisch bedingter Hypomineralisation [Attal et al., 2014] zeigen die prinzipielle Anwendbarkeit der Kariesinfiltration zur Maskierung. Ein mehrmaliges Ätzen wird hier ebenfalls empfohlen, um nach wiederholten Wiederbefeuchtungs- tests (siehe oben) den Zeitpunkt der eigentlichen Infiltration zu bestimmen. FAZIT UND AUSBLICK Der Maskierungseffekt durch Infiltration mit Kunststoffen (ICON®) hat weltweit viel Aufmerksamkeit erfahren. Die diagnostische Unterscheidung weißlicher Veränderungen, oft als „White Spots“ bezeichnet, ist wichtig, um den Behandlungserfolg zu optimieren. Hinsichtlich der Maskierungseffekte bei Karies liegt in- zwischen ausreichend Evidenz vor, die den breiten Einsatz insbesondere nach kieferorthopädischer Behandlung mit Brackets rechtfertigt. Auch die ästhetische Behandlung von leichter bis mittlerer Fluorose gehört ins Indikationsspektrum der Infiltration. Der sogenannte Wiederbefeuchtungstest sowie die gegebenenfalls sich anschließende stärkere Ent- fernung der Oberflächenschicht sind wichtige Behandlungs- empfehlungen. Darüber hinaus sollte man die Erwartungs- haltung bei Patienten mit MIH-Läsionen oder traumatisch bedingten Hypomineralisationen gering halten und gegebenenfalls eine Füllung unzufriedenstellend maskierter Bereiche im Anschluss an die eigentliche Infiltration in Erwägung ziehen. Dieser Beitrag basiert auf der Publikation: Meyer-Lückel, H., Paris, S., Schult, A.: Update Kariesinfiltration 2017; Zahnmedizin up2date, Thieme 2017 (Heft 3, S. 267–290) UNIV.-PROF. DR. SEBASTIAN PARIS Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin sebastian.paris@charite.de Foto: privat DR. ANDREAS SCHULT Lohstücker Weg 16, 24576 Bad Bramstedt zahnpflegepraxis@t-online.de Foto: privat ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. | 59

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