Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 110, Nr. 6, 16.3.2020, (609) vorderen zwei Drittel der Zunge sowie die Gl. submandibularis und die Gl. sublingualis. Darüber hinaus wird letzt- genanntes Zungenareal gustatorisch über die dem LN angelagerten senso- rischen und parasympathischen Fasern der Chorda tympani (N. facialis) ver- sorgt [Kushnerev und Yates, 2015]. Die häufigste Ursache einer Verletzung des IAN mit einer Inzidenz von 0,4 bis 13,4 Prozent und des LN von bis zu 11 Prozent ist die Weisheitszahnextraktion [Guerrero et al., 2012; Kushnerev und Yates, 2015]. Weitere Ursachen sind dentoalveoläre Eingriffe in Form von Zystektomien, Wurzelspitzenresektionen oder Zahn- und Wurzelrestentfernungen, die Einbringung von Zahnimplantaten, endodontische Behandlungen (Inzi- denz von 0,96 Prozent), die Durch- führung einer Umstellungsosteotomie, Tumorresektionen, aber auch die Infil- tration einer Lokalanästhesie. Dabei können die Nerven durch Zug oder Kompression des IAN verletzt bezie- hungsweise im Extremfall durchtrennt werden. Klinisch äußern sich periphere Nerven- verletzungen des LN und des IAN durch Hypästhesien bis hin zu Anäs- thesien, schmerzhaften Hyperästhe- sien, Geschmacksstörungen sowie Sprachveränderungen [Kushnerev und Yates, 2015]. Nervenverletzungen lassen sich nach Seddon oder Sunderland einteilen. 1943 beschrieb Sir Herbert Seddon drei grundlegende Arten peripherer Nerven- verletzungen als Neurapraxie (Grad 1), Axonotmesis (Grad 2) und Neurotme- sis (Grad 3). Neurapraxie bezeichnet dabei die mildeste Form einer Nerven- verletzung. Sie ist die häufigste Reaktion auf ein stumpfes Trauma, ohne Ver- letzung des Axons oder seines Hüll- gewebes. Innerhalb von zwölf Wochen kommt es zumeist zur vollständigen Regeneration. Axonotmesis beschreibt eine axonale Durchtrennung bei intak- tem Hüllgewebe. In diesem Fall liegt die Regenerationszeit im Bereich der axonalen Wachstumsgeschwindigkeit von etwa 1 mm pro Tag. Bei der Neu- rotmesis handelt es sich um die schwerste Form der Nervenverletzung. Sie geht mit einer vollständigen Durchtrennung des Axons und seines Hüllgewebes einher. Ohne eine adä- quate operative Koaptation bleibt hier in der Regel die Nervenregeneration aus [Chhabra et al., 2014]. Die Einteilung von Sir Sydney Sunderland aus dem Jahr 1951 unterteilt periphere Nervenverletzungen in fünf Grade. Grad 1 (Neurapraxie) und Grad 2 (Axonotmesis) entsprechen dabei der Abb. 2: Intraoperative Darstellung des proximalen Endes (blauer Pfeil) des rechten LN fluorometrisch (a) und nativ (b) sowie die native Darstellung des distalen Endes des rechten IAN (c, blauer Pfeil) a b c DR. MED. FELIX PAULßEN VON BECK Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische und ästhetische Operationen Malteser Krankenhaus St. Josefshospital Kurfürstenstr. 69, 47829 Krefeld-Uerdingen Felix.Paulssen@malteser.org Foto: privat INSTRUMENTE SCHARFEN IST GESCHICHTE www.am-eagle.de I 06221 43 45 442 RAUS AUS DER STEINZEIT! Wechseln Sie jetzt zur revolutionären XP Technology ® für langanhaltende überwältigende Leistung ohne schärfen zu müssen. » INEFFEKTIV » ZEITAUFWANDIG » VERLETZUNGSANFALLIG | 99

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