Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 110, Nr. 18, 16.9.2020, (1684) RASSISMUSDEBATTE HAUTFARBE SPIELT KEINE ROLLE Zum Beitrag „Dentists on bikes: 2 Zahnärzte, 2 Motorräder, 14.000 km“, zm 13/2020, S. 78–79 und zum Leserbrief „Eigene Rolle reflektieren“ von Dr. Jan Goldstein, zm 17/2020, S. 8. Mit Kopfschütteln lese ich die Anmerkungen von Dr. Goldstein. Bis dato dachte ich, die Hautfarbe spiele bei jeder Art Unterstützung keine Rolle. Doch nun schwappen „Critical Whiteness“ und „Identitätspolitik“ über den Atlantik. Was für eine groß- artige Möglichkeit für aufgeschlossene, bewusste (woke), politisch korrekt denkende Menschen, sich interessant und wichtig zu machen. Mein Mann und ich haben vor zehn Jahren zwei Kinder aus Uganda adoptiert. Seither unterstütze ich eine Zahnklinik in der Hauptstadt Kampala unter anderem mit meinem Wissen im Bereich KFO. Ein junger Kollege, der seinen Masterstudiengang in Südafrika absolviert, kann mich jederzeit zu laufenden Behandlungsfällen um Hilfe bitten. Normalerweise reise ich dreimal im Jahr nach Kampala. „Dank“ Corona ist das derzeit nicht möglich und unser reger Austausch findet ausschließlich via Internet statt. Sehr geehrter Kollege Dr. Goldstein, ich lasse mir nicht einreden, dass das, was ich tue, schlecht ist. Die Reflexion meines Weißseins überlasse ich der Sonne. Meine Bemühungen stelle ich auch nicht ein. Denn das hieße Patienten und Kollegen im Stich zu lassen. Ich jedenfalls freue mich sehr auf das Post-Corona-Wiedersehen mit meinen ugandischen Freunden. Hildegard Haß-Stötzel, Daun RASSISMUSDEBATTE KEIN TOURISTISCHER KLIMBIM Zum Beitrag „Dentists on bikes: 2 Zahnärzte, 2 Motorräder, 14.000 km“, zm 13/2020, S. 78–79 und zum Leserbrief „Eigene Rolle reflektieren“ von Dr. Jan Goldstein, zm 17/2020, S. 8. Der Hinweis auf die problematische Vermischung von zahnärztlichen und touristischen Ambitionen in zm-Berichten ist natürlich richtig, und die zm will dies gemäß Stellungnahme in Zukunft ja auch beachten. Sofern der Autor [des Leserbriefs] Dr. Jan Goldstein selbst schon Hilfseinsätze in der Dritten Welt absolviert haben sollte, weiß er allerdings, dass bei den namhaften Hilfsorganisationen touristischer Klimbim nun wirklich keine Rolle spielt. Unternehmungen an wenigen dienstfreien Tagen, wenn es die überhaupt gibt, sind dann reine Privatangelegenheit. Dass er am Schreibtisch mit den Adjektiven „spätkolonialistisch“ und „rassistisch“ den pädagogisch-ideologischen Zeigefinger erhebt, passt zum Thema bestenfalls um drei Ecken herum, eben weil es sich um die Dritte Welt handelt. Und schon gar nicht passt in diesem Zusammenhang die Belehrung zum Thema Rassismus, wobei zudem eine umständliche und ideologisch verbrämte Anmerkung als Fußnote notwendig ist, um die Schreibweise „Schwarzer Mensch“ (großes S) und „ weißer Mensch“ (weiß klein und kursiv) zu erklären. Es gibt leider Anlässe, aber es ist derzeit auch eine medial aufgebauschte Mode, den Begriff Rassismus inflationär zu benutzen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die ganz neutrale Schreibweise – der Schwarze und der Weiße – die Betreffenden weiterhin korrekt und unvoreingenommen benennt. Dr. Axel Heinicke, Stuttgart RASSISMUSDEBATTE ICH WÜRDE MITFAHREN Zum Beitrag „Dentists on bikes: 2 Zahnärzte, 2 Motorräder, 14.000 km“, zm 13/2020, S. 78–79 und zum Leserbrief „Eigene Rolle reflektieren“ von Dr. Jan Goldstein, zm 17/2020, S. 8. Darf man eine Wette wagen? Ich setze 500 Euro darauf, dass der Kollege Dr. Jan Goldstein nie in seinem Leben Teilnehmer einer Hilfsaktion unter echten Dritte-Welt-Bedingungen war. Sollte ich falsch liegen, spende ich diesen Betrag dem Hilfswerk Deutscher Zahnärzte und werde darüber auch die zm-Redaktion informieren. Meine Wenigkeit hat an folgenden Standorten gearbeitet: \ Andencamp in Chile – in so ab- gelegenen Regionen, dass man mit keinem Fahrzeug dorthin gelangen konnte, außer mit Schiff bei ruhiger See oder per Hubschrauber der Armee \ Unterstützung Indianerhilfe – im Amazonasgebiet Perus und in den Anden Boliviens \ Aufbau der Versorgung in den Nomadengebieten Ladakhs im Himalaya – mit Ausbildung von Barfußzahnärzten Wenn ich den Kollegen richtig verstanden habe, kam der Impuls aus rassischer Überlegenheit und einer Überlegenheits- doktrin, die mir dummerweise vorab und während der Einsätze nicht bewusst war. Ich kann darin nur eine vollkommene ideologische Verdrehtheit erkennen, die möglicherweise Ergebnis einer kognitiven Dissonanz sein könnte. Übrigens: Wäre ich noch etwas jünger, würde ich mich den Kollegen als Mitfahr- partner anbieten, eine BMW-GS stünde zur Verfügung. Ihnen gilt meine aller- höchste Hochachtung und Bewunderung – und ich hoffe bei jüngeren Kollegen auf einen Nachahmereffekt. Dr. Thomas Veigel, Rheinau 10 | LESERFORUM
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