Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 110, Nr. 18, 16.9.2020, (1704) DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ZAHNERHALTUNG Der Walkhoff-Preis wird umbenannt Der „Walkhoff-Preis“ heißt jetzt „DGZ-Publikationspreis“. Damit reagiert die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) auf Ergebnisse des Forschungsprojekts „Zahnmedizin und Zahnärzte im Nationalsozialismus“: Im Rahmen der Studie wurde bekannt, dass Namensgeber Otto Walkhoff ein glühender Verfechter des National- sozialismus und bereits vor 1933 in die NSDAP eingetreten war. F riedrich Otto Walkhoff, geboren 1860 in Braunschweig und ge- storben 1934 in Berlin-Lichterfel- de, galt als Wegbereiter der Zahnmedi- zin: Er erstritt den eigenständigen Doktortitel in der Zahnmedizin und führte in das Fach die Röntgenstrah- len und die Wurzelkanalbehandlung ein. Vor allem sein 1914 erschienener Fachbeitrag „Zur zahnärztlichen Pro- motionsfrage“ fand große Beachtung. Walkhoff gilt als einer der bedeutend- sten deutschen Zahnärzte in der Ge- schichte des Faches: Er zählt zu den DAS NS-PROJEKT ZIEHT KREISE 2016 begannen Forscher der Universi- täten Düsseldorf und Aachen um Prof. Dominik Groß im Auftrag der Kassen- zahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) erstmals mit der systema- tischen Aufarbeitung der Geschichte der Zahnärzteschaft während der Nazi- Diktatur. Ende November 2019 wurden dann die Ergebnisse aus dem Projekt vorgestellt. Seitdem wurden drei bedeutende Preise in der Zahnheilkunde umbenannt, weil durch das Projekt bekannt geworden war, dass der ursprüngliche Namens- geber im Nationalsozialismus Täter oder Mitläufer war. Weitere Ehrungen werden aufgrund der neuen Erkennt- nisse debattiert – in Münster hinterfragt man beispielsweise aktuell, ob weiter- hin eine Straße nach Max Apffelstaedt, dem ersten Direktor der dortigen Zahn- klinik, benannt bleiben soll, da jener bereits im Mai 1933 aus fester Über- zeugung in die NSDAP eintrat. \ Auf Seite 30 schildert die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), warum sie den Otto-Walkhoff- Preis im Zuge der neu gewonnenen historischen Erkenntnisse umbenannt hat. \ Prof. Dominik Groß erklärt aus der Perspektive des Geschichtswissen- schaftlers, welche Frage für ihn bei der Umbenennung zentral ist: Seite 32 . \ Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein erläutert auf Seite 34 , warum er sich dafür einsetzt, dass die ärztliche und die zahnärztliche Approbationsordnung um die Geschichte des Berufsstands in der NS-Zeit ergänzt werden. \ Im aktuellen Teil der Serie „Täter und Verfolgte im ‚Dritten Reich‘“ stellen wir den frühen Nationalsozialisten und Hochschulprofessor Hans Fliege sowie den verfolgten Hofzahnarzt Erich Knoche vor: Seite 36. Foto: Maretzky,K.,Vernter,R.;Geschichte d.deut. Zahnärzte- Standes;Bundesverband der Dt Zahnärzte,Köln 1974 S.127 Fachlich eine Lichtgestalt der Zahnmedizin, doch nun stellte sich heraus, dass Otto Walkhoff ein überzeugter Nationalsozialist war. 30 | GESELLSCHAFT

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