Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 110, Nr. 18, 16.9.2020, (1705) wenigen Standesvertretern, die eine Aufnahme in die „Neue Deutsche Bio- graphie“ fanden. Ein Blick auf die Ehrungen, die er zu Lebzeiten bekam, zeigt, wie hoch sein fachliches Ansehen gewesen sein muss: 1898 wurde ihm in Braun- schweig der Titel des Hofzahnarztes zugesprochen, 1901 folgte die Golde- ne Medaille des Central-Vereins deut- scher Zahnärzte (CVdZ). 1903 wurde er in München zum Ehrendoktor er- nannt, 1920 in Marburg. Walkhoff wurde Ehrenmitglied des Zahnärztli- chen Vereins für München und Ober- bayern (1921) und Präsident (1906 bis 1926) sowie Ehrenpräsident der „Deutschen Gesellschaft für Zahn- und Kieferheilkunde“ (1930), die sich seit 1933 „Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ (DGZMK) nannte. Er war Präsident des „V. Internationalen Zahnärztekongres- ses“, der 1909 in Berlin tagte, und fun- gierte von 1915 bis zu seinem Tod 1934 als Herausgeber der im Thieme- Verlag veröffentlichten „Deutschen Zahnheilkunde“. Darüber hinaus war Walkhoff Träger zahlreicher internatio- naler Orden (Albrechts-Orden, Danilo- Orden, Roter-Adler-Orden, luxembur- gischer Verdienstorden). 1927 beantragte er seine vorzeitige Emeritierung und kehrte nach Berlin zurück, wo er wissenschaftlich tätig blieb. Walkhoff starb am 8. Juni 1934 in Berlin-Lichterfelde im Haus seines Schwiegervaters Carl Sauer an Herz- versagen. DIE STUDIE OFFENBARTE SEINE NS-ÜBERZEUGUNG Im Rahmen der Studie „Zahnmedizin und Zahnärzte im Nationalsozialis- mus“ wurde nun seine frühe NSDAP- Mitgliedschaft bekannt. Walkhoff war bereits lange vor Hitlers Machtübernahme – im Jahr 1929 – in die NSDAP eingetreten. „Damit ist er der Gruppe der frühen und überzeug- ten Nationalsozialisten zuzurechnen“, hob die DGZ in einem Statement her- vor. „In bisheriger Unkenntnis dieser Tatsache hat die DGZ seit dem Jahr 2000 den Walkhoff-Preis verliehen.“ Mit dem mit 3.000 Euro dotierten Preis wurden herausragende wissen- schaftliche Arbeiten im Bereich Präven- tive Zahnheilkunde, Restaurative Zah- nerhaltung oder Endodontologie prämiert. „Die NSADAP-Mitgliedschaft von Otto Walkhoff war uns bislang nicht bekannt“, verdeutlichte DGZ-Präsi- dent Prof. Dr. Christian Hannig. „Die DGZ repräsentiert als zahnmedizini- sche Fachgesellschaft auch Werte wie Humanität, Achtung der Menschen- würde und die freiheitlich demokrati- sche Grundordnung. Als Zahnmedizi- ner und Wissenschaftler haben wir nicht nur eine große fachliche Verant- wortung, sondern auch eine gesamt- gesellschaftliche. In der Konsequenz werden wir daher den Walkhoff-Preis der DGZ in DGZ-Publikationspreis um- benennen. Alle bisherigen Preisträge- rinnen und Preisträger des Walkhoff- Preises erhalten eine geänderte Urkunde.“ Auch unter den Ehrenmitgliedern der DGZ finden sich ehemalige NSDAP- Mitglieder. Alle betroffenen Personen sind inzwischen verstorben. ck UMBENANNTE PREISE \ Umbenennung des „Walkhoff-Preises“ in „DGZ-Preis“ durch die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) im August 2020 \ Umbenennung der „Oskar-Bock-Medaille“ in „DGFDT- Verdienstmedaille“ 2020 durch die Deutsche Gesellschaft für Funktionslehre und -therapie (DGFDT) \ Umbenennung des „Martin-Waßmund-Preises“ 2011 in „Wissenschaftspreis der DGMKG“ durch die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) \ Umbenennung der „Hermann-Euler-Medaille“ 2005 in „DGZMK-Medaille“ durch die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) \ Einstellung der Verleihung der „Otto-Loos-Medaille“ und des „Otto-Loos-Preises“ 1989 durch die Landes- zahnärztekammer Hessen \ Umbenennung der „Ewald-Harndt-Medaille“ 2019 durch die Zahnärztekammer Berlin in „Philipp- Pfaff-Preis“. In Münster wird gerade diskutiert, ob die Apffelstaedtstraße – benannt nach dem ersten Direktor der dortigen Zahnklinik – umbenannt werden soll, weil Apffelstaedt aus fester Überzeugung 1933 in die NSDAP eingetreten war. (Screenshot aus den Westfälischen Nachrichten) Foto: Oliver Werner, WN | 31

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