Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2163) gungen in einer weiteren In-vitro- Studie [Körner et al., 2020] beobachtet, dass die Behandlung mit künstlichem Speichel (Negativkontrolle) zu einer signifikant höheren Mineralgehalt- zunahme führte als die Behandlung mit einer mHA-haltigen Zahnpasta. Des Weiteren wies die AmF-haltige Zahnpasta die höchste Mineralgehalts- zunahme auf, die auch signifikant höher war als die der mHA-haltigen Zahnpasta und der Negativkontrolle. In zwei weiteren In-vitro-Studien, die die Kariesprogression im Schmelz unter netto-demineralisierenden Be- dingungen untersuchten, schnitten Hydroxylapatit-haltige Zahnpasten schlecht ab. So konnte in der einen Studie ebenfalls kein Unterschied zwischen zwei experimentellen Pasten mit 10 beziehungsweise 20 Prozent nHA und keiner Behandlung sowie einer Placebobehandlung (Paste ohne nHA und F - ) beobachtet werden [Comar et al., 2013]. In der anderen In-vitro- Studie verringerten alle fluoridhaltigen Zahnpasten den weiteren Mineral- verlust signifikant im Vergleich zur Negativkontrolle und der nHA-halti- gen Zahnpasta [Esteves-Oliveira et al., 2017]. In Hinblick auf die antikariogene Wirkung von nHA-haltigen Produkten fanden bisher keine Untersuchungen mit kariösem oder gesundem Dentin statt. Das Ziel unserer In-situ-Studie war daher zum einen die Evaluation einer potenziellen Dosis-Wirkungs- Beziehung zwischen fluoridhaltigen Zahnpasten (unterschiedlicher Fluorid- gehalt) hinsichtlich der Kariesinhibi- tion im kariösen und im gesunden Dentin. Zum anderen wurde die demi- neralisationshemmende Wirkung einer fluoridfreien, Nanohydroxylapatit-hal- tigen Zahnpasta mit der von fluorid- freien, normal fluoridhaltigen und hochfluoridhaltigen Zahnpasten ver- glichen. STUDIENAUFBAU In der vorliegenden doppelblinden, randomisierten In-situ-Kreuzstudie wurden intraorale Unterkieferappara- turen für 20 Probanden, die ihr Ein- verständnis zur Teilnahme (Studien- register: DRKS00011653) gegeben hatten, angefertigt (Abbildung 1). In den beiden Seiten der Apparatur wurden je eine bovine Schmelz- und zwei bovine Dentinproben 1 mm ver- tieft in das Kunststofffenster unter einem Kunststoffnetz eingebracht, so dass plaquebedeckte Zahnflächen simuliert wurden [Schirrmeister et al., 2007]. Die Schmelz- beziehungs- weise Dentinproben enthielten je eine Gesundfläche und eine (stark oder schwach) demineralisierte Läsion. Die 20 Probanden trugen die intraorale Apparatur für vier Perioden jeweils vier Wochen, wobei die Trage- zeit nur während der Mahlzeiten und der Mundhygiene unterbrochen wurde. PD DR. RICHARD J. WIERICHS, MHBA Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin, Zahnmedizinische Kliniken der Universität Bern Freiburgstr. 7, CH-3010 Bern richard.wierichs@zmk.unibe.ch Foto: privat Abb. 2: Mittelwerte mit Konfidenzintervallen (95 Prozent) der Veränderungen im Mineralgehalt ( ∆∆ Z) für kariöses Dentin und Schmelz (A) und deren jeweiligen Gesundflächen (B): Bei den kariösen Läsionen wurde für alle Probenarten eine Fluorid-Dosis-Wirkungs-Beziehung beobachtet (gestrichelte Linien). Bei den Gesundflächen verhinderte die Nutzung einer fluoridierten Zahn- pasta eine Kariesentstehung nahezu vollständig. Verschiedene Buchstaben weisen auf signifikante Unterschiede zwischen der Behandlung von demineralisierten Schmelzproben (Großbuchstaben) sowie von schwach (fette Großbuchstaben) und stark demineralisierten Dentinproben (Kleinbuch- staben) hin (p <0,05; ANCOVA). Quelle: Wierichs, Musiol, Meyer-Lückel Veränderungen im Mineralgehalt ZAHNMEDIZIN | 29

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