Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2164) Folgende Zahnpasten wurden von den Probanden in unterschiedlichen Reihenfolgen verwendet: \ nHA 0 : fluoridfreie, Nanohydroxyl- apatit-haltige Zahnpasta, Biorepair Zahncreme (Testgruppe) \ NaF 0 : fluoridfreie Zahnpasta (0 ppm F), Lavera Basis Sensitiv Zahncreme (Negativkontrolle) \ NaF 1100 : NaF-Zahnpasta (1.100 ppm F), Crest Cavity Protection (Standardtherapie) \ NaF 5000 : NaF-Zahnpasta (5.000 ppm F), Colgate Duraphat 5.000 ppm Fluoride Toothpaste (Positivkontrolle) Zweimal täglich (morgens und abends) wurde nach 30-sekündigem Zähne- putzen mit der jeweiligen Zahnpasta ein Teil der bis dahin entstandenen Speichel-Zahnpasta-Mischung für zwei Minuten extraoral auf die Proben auf- getragen. Die Teilnehmer ernährten sich fluoridarm und verwendeten fluorid- freies Salz für den Hausgebrauch. Des Weiteren wurden die Apparaturen drei- mal täglich für 40 Minuten in eine 10-prozentige Zuckerlösung gelegt, um eine Demineralisierung zu ermög- lichen. Vor und nach der jeweiligen Periode wurden die Proben hinsichtlich des Mineralgewinns/-verlusts densito- metrisch (transversale Mikroradiografie) in vitro ausgewertet. ERGEBNISSE Für die fluoridhaltigen Zahnpasten (NaF 0 , NaF 1100 und NaF 5000 ) konnte eine Fluorid-Dosis-Wirkungs-Beziehung ge- zeigt werden – sowohl in Bezug auf die demineralisationshemmende Wirkung auf gesundes und unterschiedlich stark kariöses Dentin als auch auf gesunden und kariösen Schmelz (Abbildung 2). Dabei zeigte sich eine starke Korrela- tion für tiefe Dentinproben und eine moderate Korrelation für flache Dentin- und tiefe Schmelzproben. Darüber hinaus konnte kein Unterschied in der Veränderung des Mineralgehalts zwischen den beiden fluoridfreien Zahnpasten (NaF 0 und nHA 0 ), von denen eine Nanohydroxylapatit ent- hielt, beobachtet werden (Abbildung 3). Allerdings zeigten beide fluorid freien Zahnpasten eine signifikant schlechtere demineralisationshem- mende Wirkung auf als die normal- fluoridhaltige Zahnpasta. DISKUSSION In der vorliegenden Studie konnte für das verwendete In-situ-Modell eine po- sitive Fluorid-Dosis-Wirkungs-Bezie- hung sowohl in Bezug auf die demine- ralisationshemmende Wirkung auf gesundes und unterschiedlich stark ka- riöses Dentin als auch auf gesunden und kariösen Schmelz gezeigt werden. Zwischen den fluoridfreien Zahnpasten (NaF 0 und nHA 0 ) wurde für Schmelz und Dentin kein signifikanter Unter- schied in der Veränderung des Mineral- gehalts und der Läsionstiefe beobach- tet – sowohl für die Kariesentstehung als auch für die Verhinderung der Kariesprogression. Außerdem induzier- ten beide fluoridfreien Zahnpasten während der In-situ-Perioden einen signifikant höheren Mineralverlust als die normal fluoridhaltige Zahnpasta. Obwohl der antikariogene Effekt von Nanohydroxylapatit unter Verwendung von Dentin bisher noch nicht analysiert wurde, scheinen die Ergebnisse mit den in der Einleitung erwähnten In-vitro- Studien am Schmelz übereinzustimmen. Unter demineralisierenden Bedingungen konnten keine signifikanten Unter- schiede zwischen nHA und der Negativ- kontrolle [Comar et al., 2013; Esteves- Oliveira et al., 2017] und unter netto- remineralisierenden Bedingungen ein positiverer remineralisierender Effekt für nHA beobachtet werden [Najibfard et al., 2011; Tschoppe et al., 2011]. JULIA MUSIOL Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin, Zahnmedizinische Kliniken der Universität Bern Freiburgstr. 7, CH-3010 Bern Foto: privat Quelle: Wierichs, Musiol, Meyer-Lückel Abb. 3: Repräsentative Bilder der transversalen Mikroradiografie von tiefen Dentinläsionen vor (Baseline) und nach dem Tragen in der Apparatur (Effekt): Deutlich zu sehen ist die Remineralisation bei den fluoridhaltigen Zahnpasten im Unterschied zu den fluoridfreien, die eine Demineralisation zeigten. 30 | ZAHNMEDIZIN

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