Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm 111, Nr. 5, 1.3.2021, (406) MKG-CHIRURGIE Endoskopischer Zugang zur Kieferhöhle über die Sinus-maxillaris-Vorderwand Nils Heim, Andreas Schön, Franz-Josef Kramer Für die Ausheilung einer odontogenen Sinusitis ist die Entfernung des Fokus unerlässlich. Beim osteoplastischen Zugang über die faziale Kieferhöhlenwand sind Knochenwunde und Defekt der Kieferhöhlenschleimhaut vergleichs- weise groß. Deshalb sollte – wo immer es die Voraussetzungen erlauben – ein minimalinvasiver, endoskopischer Zugang in Erwägung gezogen werden. Zwei Fallbeispiele. D er Sinus maxillaris steht mit der Bezahnung im Oberkiefer in engem Kontakt und ist daher mit einer ganzen Reihe von odontogenen Erkrankungsbildern as- soziiert [Selden, 1999]. Häufig misst die Knochendicke über den Prämola- ren unter 2 mm, über den Oberkiefer- molaren ist sie oft noch dünner. Neben den schon lange bekannten Pathologien – wie beispielsweise die iatrogene Mund-Antrum-Verbindung (MAV), die Radix relicta nach operati- ver Zahnentfernung oder Zysten und Pseudozysten odontogener Ursache – ist die Kieferhöhle mit der steigenden Anzahl Implantate im Oberkiefer in den Fokus gerückt [Manor et al., 2010]. Eingriffsplanung und Krisen- intervention im Zusammenhang mit Augmentationen, Periimplantitis und postinterventionellen Entzündungen bedürfen einer hinreichenden Kennt- nis über Anatomie, Funktion und Interventionsmöglichkeiten in Bezug auf den Sinus maxillaris. BEFUND UND DIAGNOSE In unserer allgemeinen Sprechstunde der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Universitätsklinik Bonn stellten sich im Abstand von wenigen Wochen zwei junge Patienten vor. Beide be- klagten Symptome einer Sinusitis mit undulierendem dumpfem Schmerz- charakter. Die Schwere der einseitigen Symptomatik ließ sich durch die Per- kussion der Kieferhöhlenvorderwand von außen sowie durch das Neigen des Kopfes nach unten deutlich er- höhen. Bei beiden Patienten lag der Beginn der Symptomatik bereits einige Monate zurück. Patientin Nr. 1 hatte sich bereits beim Hauszahnarzt vorgestellt, der anhand eines Orthopantomogramms (OPG, Abbildung 1) die Verdachtsdiagnose einer Mukozele gestellt hatte. Da kli- nisch und röntgenologisch keine Abb. 1: Präoperatives OPG von Patientin 1: Pseudozyste am Boden der rechten Kieferhöhle 72 | ZAHNMEDIZIN

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