Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (489) Parodontitis ausgerichtete evidenz- basierte Therapieempfehlungen und einen therapeutischen Stufenplan zu entwickeln. Hier half die Vorarbeit der DG PARO, die zur selben Zeit schon vier Leitlinien auf dem höchs- ten S3-Qualitätsniveau nach AWMF- Verfahren erarbeitet hatte. Auf An- regung der deutschen Seite im Work- shop Committee beschloss die EFP, diesem Verfahren zu folgen. Anfang 2019 begann dieser aufwendige Pro- zess. Unterstützt wurden die EFP und die Ko-Vorsitzenden der vier Arbeits- gruppen des Workshops dabei von Prof. Dr. Ina Kopp, einer Expertin für Leitlinienentwicklung der Arbeits- gemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) mit großer internationaler Erfahrung (Abbildung 1). Die Exper- tise deutscher Autoren (Dannewitz, Dommisch, Eickholz, Kitzmann, Jepsen, Wölber) floss dabei in vier der 15 systematischen Übersichten ein, die den umfangreichen Evidenzhin- tergrund für die Konsensuskonferenz lieferten. Im November 2019 fand dann der Leitlinien-Workshop in Spanien statt, auf dem 90 Experten aus 19 Ländern – darunter auch Vertreter europäischer Fachgesellschaften aus anderen Berei- chen der Zahnmedizin (Endodonto- logie, Konservierende Zahnheilkunde und Prothetik) – unter Moderation von Kopp die Evidenz in einem streng regulierten Protokoll nach dem GRADE-Verfahren in Therapie- empfehlungen umsetzten und diese dann im Konsensusverfahren ab- stimmten. Die Teilnehmer des Workshops – da- runter zahlreiche deutsche Experten – gewichteten nicht nur die Stärke der Evidenz für die verschiedenen Behandlungen, sondern einigten sich auch auf ein Maß an Stärke für die Empfehlung dieser Interventio- nen unter Berücksichtigung anderer Aspekte, wie beispielsweise der Ko- härenz der Evidenz, der klinischen Relevanz der Ergebnisse, einer Nut- zen-Schaden-Abwägung, ethischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Er- wägungen, Patientenpräferenzen, An- wendbarkeit und Praktikabilität des Routineeinsatzes. Wie bei Leitlinien dieses Standards üblich wurden mögliche Interessen- konflikte der einzelnen Teilnehmer abgefragt und in den Arbeitsgruppen offen diskutiert. Lagen diese vor – zum Beispiel bei einer Tätigkeit für eine Firma der Dentalindustrie oder bei eigenen Patenten – wurde eine Enthaltung bei der Abstimmung über die von diesen Interessen berührten Punkte vereinbart. THERAPIE NACH DEM STUFENKONZEPT Begleitend wurde ein therapeutischer Stufenplan konzipiert, wobei die Stu- fen 1 (Kontrolle des supragingivalen Biofilms und der Risikofaktoren) und 2 (subgingivale Instrumentierung) grundsätzlich alle Parodontitis- Patienten durchlaufen. Die Stufe 3 (chirurgische Therapie) wird bei den- jenigen Patienten relevant, die bei der Re-Evaluation noch residuale pathologische Taschen, zum Beispiel mit Vertikal- und Furkationsdefekten, Abb. 2 Quelle: DG PARO Die Stufen der Parodontitisherapie in der S3-Leitlinie UNIV.-PROF. DR. MED. DENT. DR. MED. SØREN JEPSEN, M.S. Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Bonn, Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde Welschnonnenstr.17, 53111 Bonn sjepsen@uni-bonn.de Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 43

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