Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (514) AUS DER WISSENSCHAFT Verkalkungen in der Arteria Carotis Kerstin Albrecht Auf Panoramaschichtaufnahmen sind manchmal Verkalkungen in der Arteria Carotis zu erkennen. Kann dieser Zufallsbefund ein prädiktiver Faktor für zukünftige zerebrovaskuläre und kardiovaskuläre Ereignisse sein? Wissenschaftler aus Singapur haben das jetzt in einer Übersichtsarbeit analysiert. S tandardmäßig werden Panorama- schichtaufnahmen in der Zahn- arztpraxis zu diagnostischen Zwecken angefertigt, um Zähne und Kieferknochen zu befunden. Daneben finden sich auf diesen Aufnahmen gelegentlich auch andere Pathologien, die mit den Zähnen nichts zu tun haben. Dazu gehören unter anderem Plaqueablagerungen in der Arteria Carotis, die als Zufallsbefund auf OPGs (Orthopantomogrammen) seit den 1980er-Jahren immer wieder beschrieben werden [Friedlander und Lande, 1981]. Auch die zm berichteten im Jahr 2004 darüber (zm 21/2004). Diese arteriosklerotischen Plaques im Bereich der A. carotis communis sind auf Panoramaschichtaufnahmen mit einer Prävalenz von 2 bis 5,7 Prozent zu finden [Bayer et al., 2011; Sutter et al., 2018; Ribeiro et al., 2018]. Kal- zifizierte Plaque bildet sich auf der Panoramaschichtaufnahme meist im Bereich der Carotisgabel auf Höhe der Halswirbel C3, C4 kaudal des Unterkieferwinkels ab. Der Verlauf ist zumeist (röhrenförmig) vertikal und aufgrund der randständigen Lage zur Schicht scharfer Darstellung ergibt sich eine kalkisodense und häufig (je nach Gerät) geringgradig unscharfe Abbildung. ÄTIOPATHOLOGIE VON VERKAL- KUNGEN IN DER A. CAROTIS Plaqueablagerungen finden sich häu- fig im Bereich der Bifurkation, wo sich die A. carotis communis in die A. carotis interna und die A. carotis externa gabelt. Grund dafür sind strömungsmechanische Turbulenzen in der Region. Bluthochdruck, eine Hypercholesterinämie oder ein Niko- tinabusus können das Endothel schädigen und an diesen Stellen die Plaqueablagerung initiieren. Diese Gefäßverengungen lassen den Blut- druck weiter steigen, was schließlich zu Rupturen des die Plaque über- wachsenden Gefäßendothels führt. In der Folge lagern sich Thrombozyten DR. MED. DENT. KERSTIN ALBRECHT Medizin-/Dentaljournalistin Foto: privat Foto: Ralf Schulze Abb. 1: Ausgeprägte röhrenförmige, vertikal orientierte, kalkisodense Figuren unmittelbar median der Abbildungen der Halswirbelsäule beidseits an den lateralen kaudalen Bildrändern, wie sie für deutlich kalizifizierte Plaque der A. carotis typisch sind 68 | ZAHNMEDIZIN

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