Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (515) an und bilden zusammen mit Fibrin und Cholesterinkristallen einen Thrombus, der mit dem Blutstrom in Richtung Gehirn ausgeschwemmt wird und dort über eine Embolie zu einer Ischämie und letztlich zu einem Schlaganfall führen kann [Schulze, 2004]. Aktuell ist zu diesem Thema ein Review aus Singapur erschienen. Die Autoren wollten den prädiktiven Wert solcher auf OPGs gefundenen Verkalkungen in Bezug auf zukünf- tige Zwischenfälle zerebro- und kar- diovaskulärer Erkrankungen heraus- finden. Sie schlossen in ihre Über- sicht Studien ein, in denen zerebro- vaskuläre Erkrankungen wie Schlag- anfall, vorübergehende ischämische Attacken und Herz-Kreislauf-Erkran- kungen – namentlich Myokardinfarkt, Angina pectoris und Herzinsuffizienz mit Todesfolge – im Zusammenhang mit Verkalkungen in der A. carotis untersucht wurden. Aus 1.011 in der Literaturrecherche gefundenen Studien wurden schließ- lich fünf prospektive Kohorten- studien, die zwischen 2006 und 2019 veröffentlicht wurden, in die quali- tative Analyse eingeschlossen. Diese untersuchten Test- gegen Kontroll- gruppen und umfassten eine mindes- tens fünfjährige Nachbeobachtungs- zeit. Drei der fünf Studien stammten aus Schweden, eine aus Japan und eine aus Österreich. Aufgrund der Hetero- genität dieser Studien konnte keine quantitative Synthese vorgenommen werden. ERGEBNISSE DES REVIEWS Patienten mit auf Panoramaschicht- aufnahmen sichtbaren Verkalkungen im Bereich der A. Carotis erlitten im Vergleich zu den Kontrollgruppen häufiger Schlaganfälle, transitorische ischämische Attacken (Vorboten des ischämischen Apoplex), Myokard- infarkte und es wurden häufiger Re- vaskularisierungsbehandlungen wie Bypässe oder Stents nötig. Beidseitige Verkalkungen waren ein unabhän- giger Risikomarker für zukünftige vaskuläre Ereignisse. Patienten, die derzeit noch nicht we- gen kardiovaskulärer Risikofaktoren behandelt werden, sollten zur weiteren Abklärung – Angiografie oder Duplex- sonografie – überwiesen werden. Die- jenigen, die bereits wegen Arterio- sklerose behandelt werden, profitie- ren laut Review möglicherweise nicht von zusätzlichen Untersuchungen. Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren allerdings nicht alle signifikant und die Ergebnisse der Studien waren insgesamt heterogen. FAZIT Die Autoren des Reviews kamen zu dem Schluss, dass es keine eindeutige Evidenz für einen prädiktiven Wert von Verkalkungen in der A. Carotis, die auf Panoramaschichtaufnahmen zu sehen waren, für zukünftige vas- kuläre Ereignisse gibt. Radiologisch sichtbare Verkalkungen sollten jedoch bei der zahnärztlichen Befundung er- kannt werden. Ein solcher Zufalls- befund kann dazu beitragen, Risiko- patienten zu identifizieren, damit sie zur weiteren Abklärung und Behand- lung überwiesen werden können. \ Quelle: Lim LZ, Koh PSF, Cao S, Wong RCW: Can carotid artery calcifications on dental radiographs predict adverse vascular events? A systematic review. Clin Oral Investig. 2021 Jan;25(1):37–53. doi: 10.1007/s00784–020–03696–5. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. Foto: Ralf Schulze Abb. 2: Rechtsseitig die typische, hier jedoch nur im Vergleich zu Abbildung 1 deutlich geringer ausgeprägte Plaque in der rechten A. carotis communis, linksseitig wurde bereits ein Stent in die A. carotis communis inseriert, der auf der Panoramaschichtaufnahme sehr gut deren Verlauf illustriert. ZAHNMEDIZIN | 69

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