Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (523) Die oft vorherrschenden Hierarchiestrukturen erschweren es häufig, adäquat und vor allem zeitnah zu reagieren – Empowerment führt zu einer Demokratisierung der Praxis und einer höheren Mitarbeitermotivation. Möglichkeiten der Umsetzung Übertragen Sie die Leitung eines Projekts, zum Beispiel QMS oder Social-Media-Kanäle. Erlauben Sie, Entscheidungen eigenverantwortlich treffen zu dürfen – zum Beispiel in der Materialverwaltung nicht für jede Bestellung das OK einholen zu müssen. Herausforderungen Erkennen Sie die Grenzen Ihres Gegenübers. Fehler und/ oder Misserfolge passieren – stärken Sie Ihren Mitarbeitern den Rücken und geben Sie trotzdem ein kritisches Feed- back unter Einhaltung der Feedback-Regeln. Regeln Treten Sie in den Hintergrund und gönnen Sie Ihrem Mitarbeiter, dass er die Lorbeeren erntet. Geben Sie keinesfalls ausschließlich ungeliebte Themen ab, nur um sie loszuwerden. Fairer Umgang Im Alltag ist ein fairer Umgang viel wichtiger, als man es vermutet. Was genau kann in der Praxis fair behandelt und betrachtet werden? \ Ermitteln lassen sich zu viel geleistete Stunden – lassen Sie einen Freizeitausgleich zu. \ Zahlen Sie die Gehälter pünktlich. \ Mitspracherecht für jeden – beispielsweise darf in der Teambesprechung jeder Mitarbeiter gerne seinen Teil beitragen. \ Erschaffen Sie eine Anredekultur, die für alle und von allen gelebt wird. Sprechen Sie sich mit Vornamen oder mit Nachnamen an? Duzen oder siezen Sie sich? Dies bewirkt nach außen ebenfalls die nötige Anerkennung. Fürsorgepflicht Wie kann ich meiner Fürsorgepflicht gerecht werden? Hier ein paar Beispiele: \ Gewähren Sie im Fall eines Engpasses einen Gehalts- vorschuss. \ Ermöglichen Sie in schwierigen privaten Situationen eine Stundenanpassung – zum Beispiel für Kinder- betreuung und -erziehung oder für die Pflege eines Familienmitglieds. \ Suchen Sie in besonderen Lagen nach besonderen Lösungen. Hier gehört alles mit dem Prädikat „nicht voll einsatzfähig“ und „nicht voll belastbar“ hinein – zum Beispiel gesundheitliche und psychische Probleme, Trennung, Tod. FAZIT Für die Umsetzung der Wertschätzung gibt es kein Patent- rezept. Regeln für diesen Bereich sind sowieso nicht oder nur schwer aufstellbar. Es besteht keine Verpflichtung, zu wertschätzenden Ansätzen zu greifen oder sie gar vertrag- lich verpflichtend zu machen. Es gilt: Alls kann, nichts muss. Erfahrungsgemäß sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber fröhlicher, leistungsstärker und häufiger bereit, auch einmal unliebsame Aufgaben zu erledigen. Die gesamte Stimmung im Team wird positiver – also eine Win-win- Situation. Bleiben Sie dabei immer authentisch und ehr- lich und geben Sie Wertschätzungen von Herzen. Wenn dieses positive Betriebsklima durch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergetragen wird, erhöht sich die Chance enorm, dass andere davon erfahren. In diesem Sinne ... Ihr Christian Henrici zusammen mit Consultant Melanie Nitschke, Mitglied im Praxisflüsterer-Team Henrici@opti-hc.de, www.opti-hc.de DIE „SECHS SPRACHEN“ DER WERTSCHÄTZUNG 1. „Lob und Anerkennung“ (Words of Affirmation) (zm 4/2021, S. 58) 2. „sich Zeit nehmen“ (Quality Time) (zm 5/2021, S. 68) 3. „Hilfsbereitschaft“ (Acts of Service) (zm 5/2021, S. 68) 4. „Geschenke“ (Tangible Gifts) (zm 5/2021, S. 68) 5. „Körperkontakt“ (Physical Touch) 6. „Vertrauen und Zutrauen“ (Empowerment) CHRISTIAN HENRICI – DER PRAXISFLÜSTERER Mit der Erfahrung aus mehr als 3.200 umfassenden zahnärztlichen deutschlandweiten Mandaten in knapp fünfzehn Jahren beantwortet der Praxisexperte und Haupt- gesellschafter der „OPTI health consulting GmbH“ Fragen von Mandanten und Lesern zum Unternehmen Zahnarztpraxis. Der Einblick in seinen „Praxis“-Alltag soll Lösungs- ansätze aufzeigen, um Problemen in der Praxis so früh wie möglich begegnen zu können. Oder besser – um diese gar nicht erst entstehen zu lassen. PRAXIS | 77

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=