Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm 111, Nr. 8, 16.4.2021, (725) Doch Plastikprodukte sind kein Muss: Viele Artikel gibt es aus anderem Ma- terial oder recycelbar. Hinzu kommt: Wenn Sie den Verbrauch verringern, gehen die Praxiskosten spürbar nach unten. „Die Zahnmedizin als Berufsstand sollte die Ziele der nachhaltigen Entwicklung in die tägliche Praxis integrieren und einen Wandel hin zu einer grünen Wirtschaft unterstützen, um ein gesundes Leben und Wohlbefinden für alle Menschen in allen Lebensphasen zu erreichen.“ Weltzahnärzteverband FDI Aber was können Sie genau tun? Nun, es gibt Abdrucklöffel, Prophylaxe- becher und Saugerspitzen aus Edel- stahl. Nutzen Sie umweltfreundliche Reinigungsprodukte. Verwenden und empfehlen Sie nachhaltige Mund- hygieneprodukte wie Zahnbürsten aus Bambus. Achten Sie auf umwelt- freundiche Verpackungen. Kaufen Sie nicht kleinteilig verpackte Materia- lien, sondern setzen Sie auf große Einheiten. Ein regelmäßiger Blick ins Lager sorgt auch hier für grüne Ordnung. Veraltete Chemikalien und Dentalprodukte werden so oft auf Mülldeponien entsorgt oder müssen von Spezialisten abgeholt werden. Ein turnusmäßiger Bestands-Check stellt sicher, dass Produkte nicht ablaufen und somit weniger verschwendet wird. Eine unzureichende Mülltrennung kann dazu führen, dass nicht-klinische Abfälle im klinischen Strom entsorgt werden, was die Kosten für die Ent- sorgung erhöht und die Umwelt durch die Verbrennung potenziell schädigt. Erstellen Sie deshalb für das Personal einen einfachen Leitfaden zur Mülltrennung. Beschriften Sie die Behälter sichtbar. Trennen Sie die ste- rilen Verpackungen für das Recycling in Plastik und Papier. Geben Sie alle Abfälle, die nicht mit Blut oder Speichel kontaminiert sind, in die Haushalts- oder Recycling-Eimer, wann immer dies möglich ist. Recycelt werden können üblicherweise Aluminiumdosen, Pappe, Papier, Plastik, Glas sowie kompostierbare Lebensmittelabfälle. Überprüfen Sie den Abfall regelmäßig. Verfassen Sie eine Richtlinie zum Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln, ein- schließlich einer Anleitung zur War- tung von Geräten. Ermutigen Sie auch Ihre Lieferanten, nachhaltiger zu werden. Schauen Sie, ob der Her- steller die Lieferung des Produkts bis zum ursprünglichen Hersteller zurückverfolgen kann. Können wir bei den in der Fabrik eingesetzten Arbeitskräften sicher sein, dass die dortigen Standards human und ethisch sind? Hat sich das Unterneh- men verpflichtet, alle chemischen Inhaltsstoffe kenntlich zu machen? Sind verwendetete Materialien als umweltschädlich eingestuft? 24 BÄUME FALLEN FÜR 1.000 KG PAPIER Wussten Sie, dass für eine Tonne Papier 24 Bäume gefällt werden müs- sen und dass für die Herstellung mehr als 350 Liter Wasser für Ver- arbeitung und Transport anfallen? Papier hat einen unerwartet hohen CO 2 -Fußabdruck und ist für mehr als 7 Prozent der weltweiten Treib- hausgasemissionen verantwortlich. Papierfrei zu werden (oder zumindest papierarm) hat also einen wirklich positiven Effekt auf die Umwelt. Statt alles auf Papier festzuhalten, können Sie scannen, telefonieren, E-Mails schreiben oder alternativ Textnachrichten verfassen. Letztere bewähren sich auch für Termine und Erinnerungen. Vermeiden Sie auch un- nötige Ausdrucke. Am besten richten Sie Ihre Drucker auf doppelseitigen Druck ein. Sinn macht auch ein zwei- ter Speicher für gebrauchtes, aber wiederverwendbares Papier, der für Entwürfe, Faxe und Notizen da ist. Wiederverwendbare Papierfächer soll- ten neben Druckern, Faxgeräten und Kopierern stehen und zu jedem Schreibtisch gehören. Die Umstellung auf die digitale Kom- munikation bringt schnell weitere Vorteile: Das Personal spart Zeit, raumgreifende Regale für Ordner sind Geschichte, man ist flexibler bei der Terminvergabe – was wiederum die Zahl der nicht wahrgenommenen 3.000 PLASTIKBECHER EINGESPART! Dr. Stefan Dietsche und Dr. Reiner Wichary, Gemeinschaftspraxis, Köln „Im Zuge unseres Praxiskonzepts zur Umweltzahnmedizin beschäftigen wir uns schon länger mit dem Thema und binden dabei vor allem unsere Mitarbeiter mit ein. Durch den Einsatz von Spülbechern aus Mais-Zellulose haben wir in den vergangenen Jahren bereits rund 3.000 Plastikbecher einsparen können. Weiter kommen bei uns Papierklebeband, Müllbeutel aus abbaubarer Zellulose und ausschließlich Glas- anstatt Plastiktrink- flaschen zum Einsatz. Trinkwasser zapfen wir aus dem Hahn mit eingebauter Wasserfilteranlage. Und ja: Es gibt hier Bambus-Zahnbürsten. Die Praxis haben wir in Zusammenarbeit mit Baubiologen entwickelt. Der Boden ist aus Naturmaterialien wie Holz und Linoleum. Außerdem ist die Praxis gegen die elektromagnetischen Felder des gegenüberliegenden Handymasts abgeschirmt. Auf WLAN verzichten wir übrigens auch aus diesem Grund. Hochwertige Raumluftfilter sorgen für Feinstaub-gefilterte Luft. Es kommt nur formaldehydfreies Desinfektionsmittel zur Anwendung. Mit einer Strom-Optimierung und der Umstellung auf Strom aus erneuer- baren Energien konnten wir in den ver- gangenen zwei Jahren 23 Prozent an Verbrauch und Kosten einsparen. Letztes Jahr haben wir uns mit der Praxis für den 13. Deutschen Nachhaltigkeits- preis beworben!“ LL Dr. Stefan Dietsche ist Mitglied des Vorstands der Europäischen Akademie für Klinische Umweltmedizin (EUROPAEM) und hat 2017 den Schadstoff-Ratgeber „Das Gift steckt im Detail“ veröffentlicht. https://diwipraxis.de/ Foto: privat PRAXIS | 67

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