Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (887) jedoch alle die – teilweise sogar aktive – Dekompression der Zyste zum Ziel haben [Torres-Vega et al., 2019]. Ein weiterer Effekt der Behandlung ist im Fall von odontogenen Zysten die Metaplasie des Zystenepithels zu Mundschleimhautepithel [Schwenzer und Ehrenfeld, 2019]. DEKOMPRESSION MIT DRAINAGERÖHRCHEN Operatives Vorgehen Nach Darstellung der Zyste bezie- hungsweise des Zystenbalgs erfolgt die Gewinnung einer repräsentativen Probe. Hiernach erfolgen die Spülung des Zystenlumens und das Absaugen des Inhalts. Anschließend wird ein Drainageröhrchen eingebracht und nach Readaptation des Mukoperiost- lappens mittels Naht fixiert (Abbil- dung 1). Fall 1: Eine 72-jährige Patientin wurde zur Therapie einer Zyste in regio 48 in unser MVZ überwiesen. Es handelte sich um einen Zufallsbefund im OPTG. Klinische Beschwerden wurden von der Patientin verneint (Abbil- dung 2a). Vorerkrankungen bestanden abgesehen von Migräne nicht. Zur Beurteilung der Zystenausdehnung erfolgte eine Computertomografie des Gesichtsschädels, die insbesondere eine basal stark ausgedünnte Kortika- lis zeigte. Nach Erörterung der thera- peutischen Möglichkeiten entschied sich die Patientin für eine Zystosto- mie, da die Zystektomie mit einem erheblichen Frakturrisiko, der mög- lichen Schädigung des N. alveolaris inferior sowie einer Behandlung in Allgemeinanästhesie verbunden ge- wesen wäre. In Lokalanästhesie wurde über einen marginalen Zugang in regio 47-48 eine Biopsie des Zysten- balgs gewonnen sowie eine Drainage ins Zystenlumen inseriert. Histolo- gisch konnte eine follikuläre Zyste ge- sichert werden. Die täglichen Spülungen des Lumens über die einliegende Drainage mit NaCl-Lösung erfolgten durch die Pa- tientin selbst nach entsprechender Instruktion. Dies führte sie für sechs Monate selbstständig durch. Zwischen- zeitlich musste das Drainageröhrchen wegen Verlusts erneut inseriert wer- den. Im DVT zeigte sich nach sechs Monaten eine signifikante Ossifika- tion am Rande des Zystenlumens und der N. alveolaris inferior wies wieder eine knöcherne Ummantelung auf (Abbildung 2b). Somit konnten die Zystektomie des verbliebenen Be- funds und die Entfernung von 48 in Abb. 2a: Initiales OPTG: retinierte, verlagerte Zähne 18, 28, 48; Verdacht auf odontogene Zyste regio 48 Abb. 2b: DVT: Koronare Ebene regio 48, sechs Monate nach Zystostomie: Es zeigt sich ein fast kompletter Canalis mandibularis (Stern) sowie eine ausgeprägte Knochenneubildung am Rand der Zyste (Pfeile). Der retinierte Zahn 48 liegt im verbliebenen Zystenlumen (Raute). Abb. 2c: OPTG vier Monate postoperativ nach Entfernung von 48 und Zystektomie Quelle: MKG Charité Quelle: MKG Charité Quelle: MKG Charité b a c Abb. 3: Exemplarischer intraoraler Situs bei Versorgung mittels Obturator: a) intraoperativ, b) vor Insertion und c) nach Insertion des Obturators eine Woche postoperativ nach Fadenzug Fotos: Franz Hafner a b c ZAHNMEDIZIN | 17

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