Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

tomlosen Weisheitszähne entzünd- liche Komplikationen im weiteren Verlauf [Fernandes et al., 2009]. Pa- tienten sollten daher rechtzeitig auf eine entsprechende Komplikations- möglichkeit aufmerksam gemacht werden. Sofern die Indikation zur Entfernung von Weisheitszähnen getroffen wur- de, kann ein routinierter operativer Ablauf die Operationszeit und even- tuell auftretende postoperative Be- schwerden wie etwa Schwellungen deutlich reduzieren. Zu den häufigs- ten postoperativen Komplikationen gehören Infektionen und Abszesse, Unterkieferfrakturen, Wurzel- und Zahnluxationen, Nervschädigungen und Nachblutungen [Grau-Manclus et al., 2011; Kunkel et al., 2007]. Post- operative Infektionen und Abszesse stellen mit einer Häufigkeit von 8,5 Prozent einen für den Patienten wichtigen Aspekt dar, der insbeson- dere bei der präoperativen Aufklärung Beachtung finden sollte [Chuang et al., 2008]. Im vorliegenden Patientenfall wurde der Weisheitszahn 18 entsprechend der Anatomie nicht orthograd durch den enoralen Zugangsweg entfernt, sondern über einen Zugangsweg zur Fossa temporalis über das Oberlid der Patientin. Eine Luxation des Weisheitszahnes durch die Fissura pterygomaxillaris hat vermutlich dazu geführt, dass der Zahn weiter mobilisiert wurde und schließlich an der postolateralen Fläche der Maxilla in die Fossa temporalis bewegt wurde. Der Zahn kam dann schluss- endlich lateral der Orbita in einer Position zu liegen, die nicht mehr durch einen enoralen Zugang erreicht werden konnte. Zusammenfassend lässt sich fest- halten, dass dislozierte Oberkiefer- weisheitszähne in der Praxis eine seltene Komplikation darstellen, die – falls sie auftritt – eine möglichst unverzügliche Weiterbehandlung in einer Fachklinik erfordert. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Die Diagnosestellung zur operativen Entfernung von Weisheitszähnen erfolgt immer mit einer geeigneten radiologischen Bildgebung. \ Zur Vermeidung von Nachbarstruktur- schäden sowohl im Unter- als auch im Oberkiefer ist eine sichere Indikationsstellung unabdingbar. \ Zur Indikationsstellung sollten immer die Patientenkonstitution, der Zustand der Weisheitszähne und die umge- benden Strukturen herangezogen werden. \ Bei Komplikationen sollte eine Überweisung (und die Weiter- behandlung) an eine geeignete Fachklinik erfolgen. PROF. DR. DR. ALI MODABBER Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinik RWTH Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen Foto: privat zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (957) ZAHNMEDIZIN | 87

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