Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1419) – ebenso wie ihr jüdischer Mentor – in Bonn aus dem Hochschuldienst entlassen. Sie floh noch im selben Jahr zunächst in die Schweiz und schließlich nach Palästina. Hier machte sie sich um die Kieferorthopädie und die Kinderzahnheilkunde verdient, ließ sich als allererste Kieferorthopädin in Haifa nieder und übernahm eine leitende Funktion in der Untergrundbewegung „Hagana“, die das Ziel hatte, die Existenz des jungen, im Mai 1948 gegründeten Staates Israel – nötigenfalls mit Waffen- gewalt – zu verteidigen. Auch sie kehrte nicht wieder nach Deutschland zurück. Zum Kreis der Österreicher, die 1938 im Rahmen der Etablierung des „Großdeutschen Reiches“ ins Ausland flohen und sich dort eine internationale Karriere auf- bauten, gehörte Bálint Orbán (1899–1960). Der Wiener Zahnarzt emigrierte zum Jahreswechsel 1937/38 in die USA, schlug am College of Dentistry der Universität Illinois die Professorenlaufbahn ein und entwickelte sich zu einem weltweit führenden Oralpathologen und Parodontologen. Auch er blieb bis zu seinem Tod in Illinois ansässig. Nicht alle Zahnmediziner der Reihe blieben ihrem er- lernten Beruf treu: So verletzte sich Fritz (später: Fred) Benjamin (1912–1998) im Emigrationsland dauerhaft die rechte Hand, wandte sich daraufhin – notgedrungen – der Physiologie und der „Space Medicine“ zu und erreichte eine führende Position innerhalb der NASA. Andere suchten und fanden eine fachliche Nische – so etwa Hermann Prinz (1869–1957), der sich auf die zahnärztliche Pharmakologie spezialisierte. Die meisten der vorgestellten Persönlichkeiten fanden ihr Glück im Immigrationsland USA – vor allem in Chicago und in New York –, andere wurden in England ansässig (London, Oxford, Birmingham), in Australien (Melbourne, Sydney) oder in Palästina beziehungsweise Israel (Jerusalem, Haifa). Alle eint, dass sie zwar hierzulande geboren wurden, Deutsch als Muttersprache hatten und in unserem Sprachraum ihre ersten beruflichen Schritte unter- nahmen. Doch ihre eigentlichen Erfolge feierten sie im Ausland – und gerieten so mehr und mehr aus dem Blick. Mit dieser Serie wollen wir diese in vielerlei Hinsicht besonderen Fachvertreter ins kollektive Gedächtnis unserer Berufsgruppe zurückholen. \ KARRIERE IM AUSLAND Deutschsprachige Zahnärzte und ihre Erfolge in der Emigration \ zm 15-16/2021: Hermann Becks \ zm 17/2021: Gertrud Harth \ zm 18/2021: Georg Hindels \ zm 19/2021: Hermann Prinz \ zm 20/2021: Bálint Orbán \ zm 21/2021: Fritz Benjamin \ zm 22/2021: Kurt Odenheimer \ zm 23-24/2021: Erwin Neu \ zm 1-2/2022: William Grossmann \ zm 3/2022: Max Oppenheim \ zm 4/2022: Rudolf Kronfeld \ zm 5/2022: Hans-Jacques Mamlok Foto: AdobeStock_dadanya / AdobeStock_Framestock / AdobeStock_Archivist / AdobeStock_Antonio Gravante / AdobeStock_Alliance GESELLSCHAFT | 17

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